Ein staatlich – über eine Netzgesellschaft oder via öffentliche Ausschreibungen – gesteuerter Netzbau würde eher politisch statt unternehmerisch und damit ineffizient vorgenommen, heisst es. Entsprechend sinke der Investitionsanreiz. Eine Entwertung der bestehenden Technologien wie Kupferkabel oder Mobilfunk sei eine weitere Folge. Der Bund solle sich zunächst für eine gute Koordination zwischen den Unternehmen einsetzen. Sollte Glasfaser einmal zur Grundversorgung zählen, könne später immer noch reguliert werden.
Kein nicht-angreifbares natürliches Monopol zu erwarten?
Die Studie geht auch der Frage nach, ob beim Glasfasernetz ein so genanntes monopolistisches Bottleneck, also ein nicht-angreifbares natürliches Monopol entstehen könnte. Als drei Kriterien sehen die Autoren das Fehlen einer alternativen Infrastruktur (etwa Kupferkabel), sinkende Durchschnittskosten sowie nicht mehr beeinflussbare Aufwände an. Bei letzterem Punkt sind Ausgaben für die Netzinfrastruktur nicht mehr rückgängig zu machen, weil das Netz nicht veräussert werden kann.
In anderem Kontext – etwa der EU-Telekommunikationspolitik – angeführte Aspekte, wie First-Mover-Advantages, relative Grössenvorteile, hohe erforderliche Investitionen oder ein dominierender Marktanteil will das Institut aber nicht gelten lassen. Mit Blick auf die Wertschöpfungsebene heisst es, bei der Netzinfrastruktur bestehe das grösste Potenzial für einen monopolistischen Bottleneck, und weniger bei Netztechnologie sowie -dienstleistungen.
Entsprechend sei in der Schweiz kein solches nicht-angreifbares natürliches Monopol beim Glasfasernetz zu erwarten, schlussfolgern die Wissenschaftler. Der Markt erweise sich als sehr dynamisch und mit den die einzelnen Plattformen und Technologien seien attraktive Alternativen vorhanden, die von den Konsumenten auch akzeptiert und genutzt würden.
Starke Weko ausreichend
Aktuell sei keine ex-ante oder gar ex-officio Regulierung bezüglich Glasfaser in der letzten Meile nötig, so die Studie. Eine starke Wettbewerbskommission (Weko) scheine bezüglich Regulierungsrahmen zur Erreichung eines volkswirtschaftlich optimalen privaten Glasfaserbaus institutionell ausreichend.
Der Gesetzgeber erstelle dabei den Rahmen durch das Kartellgesetz oder das Fernmeldegesetz (FMG). Die Eidg. Kommunikationskommission (ComCom) als umsetzende Instanz des FMG ist laut Studie ebenfalls wichtig, sie ist aber stärker als die Weko der Gefahr ausgesetzt, dass sie zu aktiv bzw. zu opportunistisch reguliert, um ihre Existenz zu legitimieren.
Andere Studien kommen zu abweichender Haltung
Anlässlich einer Veranstaltung des Think Tanks Avenir Suisse am Dienstagnachmittag wird die Swisscom-Studie gemeinsam mit zwei weiteren wissenschaftlichen Untersuchungen zum Thema Glasfaser präsentiert. Die anderen Studienautoren nehmen dabei eine abweichende Haltung ein.
Avenir Suisse-Studie für differenzierte Regulierung
Die am Vortag veröffentlichte Untersuchung von Avenir Suisse selbst spricht sich für eine regional und zeitlich differenzierte Regulierung der neuen Technologie ein, wenn der Wettbewerb nicht spielt. Fehler aus der Liberalisierung des Telekommarktes seit den 90er Jahren könnten damit vermieden werden. Durch die Verlegung von Glasfaserkabeln bis in die Haushalte drohe eine weitere Stärkung der Marktposition der Swisscom.
Sunrise-Studie fordert Eingreifen der Politik
Bereits Ende September hatte eine Studie im Auftrag der Swisscom-Konkurrentin Sunrise ein Eingreifen der Politik gefordert. Sonst könnte die Schweiz gegenüber anderen Ländern technologisch weiter zurückfallen. Die Wissenschaftler von Swiss Economics vermissten ein einheitliches, abgestimmtes Vorgehen beim Glasfaserbau. In städtischen Gebieten drohe eine Überversorgung mit parallelen Netzen; auf dem Land eine Unterversorgung. (awp/mc/pg/16)