Swisscom zieht sich von der Börse in New York zurück
Der Grund für den Abschied von der Wall Street sei, dass die US- Börsenaufsicht SEC vor kurzem die Hürden für einen Rückzug gesenkt habe, teilte die Swisscom am Freitag mit.
Titeln schlägt ihr letztes Stündlein
Damit schlägt den Titeln ihr letztes Stündlein an der Wall Street neun Jahre nach dem Start, der mit grossem Aufwand begonnen hatte: Am 5. Oktober 1998 war der Börsenring mit Swisscom-Fähnchen geschmückt, die Händler, die mit Swisscom-Aktien handeln, trugen T- Shirts und Mützen mit Swisscom-Signeten. Zum Schluss des ersten Handelstages läutete der damalige Konzernchef Tony Reis die legendäre Glocke auf der Tribüne über dem New Yorker Börsenparkett.
Gründe für die Kotierung an der NY-Börse
Damals wollte der Konzern bei seiner Publikumsöffnung möglichst viele Investoren ansprechen, weshalb er seine Titel neben der Schweizer Börse auch in New York kotieren liess. Denn für institutionelle US-Anleger bestanden damals hohe Vorschriften für Investitionen in ausländischen Wertpapieren.
Erwartungen nie erfüllt
Die Erwartungen an die Börsenkotierung jenseits des Atlantiks erfüllten sich aber nie. Das Handelsvolumen in New York sei stets klein geblieben (zwischen 2 und 5 Prozent des Gesamtwertes), sagte Sprecher Sepp Huber auf Anfrage. Dafür wurde der Aufwand, um die Kotierungsvorschriften zu erfüllen, immer grösser, insbesondere durch das Sarbanes-Oxley-Gesetz. Dies koste die Swisscom einen höheren einstelligen Millionenbetrag, sagte Huber.
Hohe Hürden für einen Rückzug
Dass die Swisscom dennoch so lange an der Börsennotierung in New York festhielt, lag an den hohen Hürden für einen Rückzug. Eine Dekotierung war bislang nur möglich, wenn ein Unternehmen weniger als 300 US-Aktionäre hatte. Dies nachzuweisen, sei praktisch unmöglich gewesen, sagte Huber. Nun kann nach den neuen Regeln ein Konzern seine Registrierung in New York aufheben, wenn das Handelsvolumen weniger als 5% des gesamten gehandelten Wertes im Durchschnitt der letzten 12 Monate ausmacht.
Rückzug noch in diesem Jahr
Der Rückzug des grössten Schweizer Telekomkonzerns soll noch im laufenden Jahr erfolgen. Details sollen am 8. August bekannt gegeben werden. Die Aktie des Konzerns bleibt an der Schweizer Börse SWX in Zürich und der virt-x in London kotiert.
Serono und Adecco sind schon weg
Die Swisscom ist nicht das erste Schweizer Unternehmen das der Wall Street den Rücken kehrt. Als erste zogen sich der Biotechnologiekonzern Serono nach der Übernahme durch Merck und der Stellenvermittler Adecco zurück. Auch der Chemiekonzern Ciba hat seinen Abschied angekündigt. (awp/mc/ab)