Eine internationale Investmentbank werde nun beauftragt, «unverzüglich sämtliche strategischen Optionen zu prüfen», teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Swissfirst steht seit Wochen wegen Vorwürfen im Zusammenhang mit ihrer Fusion mit der Bank am Bellevue im Herbst 2005 in den Schlagzeilen.
Verkauf einzelner Einheiten auch eine Option
Zu den «strategischen Optionen» gehört neben dem Verkauf der gesamten Gruppe auch der Verkauf einzelner operativer Einheiten. So könnte die Gruppe etwa aufgebrochen werden und das institutionelle Geschäft und das Privatkundengeschäft verkauft werden, sagte der Kommunikationsbeauftragte von Swissfirst, Jörg Neef, am Freitag.
Medienkampagne erschwere Weiterführung der Bankgeschäfte
Die Medienkampagne versuche, die Fusion vom letzten Herbst mit «tatsachenwidrigen und verzerrenden Darstellungen in Zweifel» zu ziehen, schreibt die Bank. Sie gipfle in einer Vorverurteilung von Swissfirst-Chef Thomas Matter. Sie erschwere die ordentliche Weiterführung der Bankgeschäfte zusehends.
Schwierig, Neukunden zu gewinnen
Die Kampagne verursache eine Verunsicherung der Mitarbeitenden wie auch der Kunden, sagte Swissfirst-Sprecher Neef. Bisher seien zwar keine Vermögen abgezogen oder in grossem Stil Mandate aufgelöst worden. Es sei aber in der jetzigen Lage schwierig, Neukunden zu gewinnen.
Experten skeptisch gegenüber Führungswechsel
Skeptisch zum Swissfirst-Befreiungsschlag zeigte sich der Bankenexperte Hans Geiger. Mit einem Führungswechsel lasse sich zwar das Problem des angeschlagenen Vertrauens lösen, sagte der Zürcher Universitätsprofessor gegenüber Radio DRS: Allerdings gehe so Know-how und das geschäftliche Netzwerk des Kaders verloren.
Pensionskassen beklagen entgangene Gewinne
Vor dem Zusammenschluss im September hatten mehrere Aktionäre – darunter auch Pensionskassen – dem Swissfirst-Chef Matter Swissfirst-Aktien verkauft. Nach der Fusion war der Swissfirst- Aktienkurs deutlich gestiegen. Den Pensionskassen seien damit Millionengewinne entgangen, lautet der Vorwurf.
Die Swissfirst hält dagegen fest, dass die Fusion «in allen Aspekten korrekt und einwandfrei» durchgeführt wurde. Diese sei auch erfolgreich verlaufen, und der Integrationsprozess der beiden Banken habe sich reibungslos gestaltet.
Gute Geschäfte im ersten Halbjahr
In dem von Medienberichten noch unbelasteten ersten Halbjahr 2006 hat die Swissfirst gute Geschäfte gemacht. Nach der Fusion mit der Bank am Bellevue hat das Finanzinstitut in den ersten sechs Monaten unter dem Strich 41,2 Mion CHF verdient, fast doppelt so viel wie im Vorjahressemester.
Am stärksten legten die Kommissionseinnahmen zu, die von 31,1 Mio auf 67 Mio CHF stiegen. Ende Juni 2006 verwaltete die Swissfirst Vermögen von 11,626 Mrd CHF. Dies sind 6,5% mehr als noch Ende 2005.
Schlechte Entwicklung an der Börse
An der Börse sind die jüngsten Entwicklungen im Fall Swissfirst schlecht aufgenommen worden. Die Swissfirst-Aktie brach am Freitag ein und lag gegen 16.00 Uhr mit 83,15 CHF noch fast 11% unter dem Vortag. Den Höchstkurs hatte die Swissfirst-Aktie Anfang Mai mit rund 120 CHF erreicht. (awp/mc/ar)