«Der Name ist mit einer Hypothek belastet, ganz klar. Ich möchte mich heute aber noch nicht definitiv festlegen, ob wir den Namen mit Sicherheit über Bord werfen», sagte Knabenhans der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» vom Samstag. Bei der Neuausrichtung sei die Bank derzeit in einer Phase der Gesamtauslegung, in der kaum etwas von vorneherein ausgeschlosssen und auch keiner Variante der Vorzug gegeben werde, sagte Knabenhans. Auch ein Rückzug von der Börse sei eine Variante.
Flucht nach vorne
Bevor sich die von der Swissfirst beauftragte Credit Suisse nicht selber ein genaues Bild verschafft habe, welche Optionen in welchem Zeitraum realisierbar seien, lasse sich kein verbindlicher Zeitplan aufstellen. Nach der harschen Kritik hatte die Swissfirst vor einem Monat die Flucht nach vorne angetreten. Damals kündigten Verwaltungsrat und Geschäftsleitung an, einen Käufer für die Bankengruppe oder einzelne Teile zu suchen und daraufhin zurücktreten zu wollen. Mittlerweile hätten sich Interessenten in einer stattlichen zweistelligen Zahl gemeldet, sagte Knabenhans.
Vorwürfe wegen Bestechung und Insiderhandels
Die Neuausrichtung war nötig geworden, nachdem die Vermögensverwalterin wegen des Vorgehens bei der Fusion mit der Bank Bellevue ins schiefe Licht geraten war. Im Raum stehen Vorwürfe unter anderem wegen Bestechung und Insiderhandels. Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelt.
Knabenhans zuversichtlich
«Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Art und Weise des Zusammengehens vor einem Jahr als juristisch korrekt eingestuft wird», sagte Knabenhans. Allerdings wisse man nachträglich, dass Teile der Öffentlichkeit die Angelegenheit moralisch-ethisch anders gewichteten. Dies seien Sphären, die nicht zum Rechtswesen im engeren Sinn gehörten. «Ich habe die Gruppe und die Transaktion, die zum Zusammenschluss führte, intensiv geprüft und mich mit Rechtsberatern, der Revisionsstelle und weiteren Schnittstellen eingehend unterhalten», sagte Knabenhans. Er selber werde sich auch an der Swissfirst beteiligen, aber «sicher nicht im Ausmass der übrigen Grossaktionäre».
Schaden in Zahlen vernachlässigbar
Bisher sei der Schaden für Swissfirst durch die Affäre in konkreten Zahlen vernachlässigbar, sagte Knabenhans: «Selbst in der Akquisition neuer Kunden herrscht keine Funkstille.» Eines ist klar: Der zurückgetretene ehemalige Swissfirst-Chef und -Grossaktionär Thomas Matter «wird mit Sicherheit keine operative Verantwortung mehr übernehmen», sagte Knabenhans.
Grossaktionär brachte Stein ins Rollen
Den Stein ins Rollen gebracht hatte der ehemalige Swissfirst- Grossaktionär Rumen Hranov. Er hatte gegen Matter Anzeige erstattet. Hranov hatte Matter – genau wie etliche Pensionskassen – vor der Fusion mit der Bank Bellevue Swissfirst-Aktien verkauft. Dabei fühlte er sich von Matter über den Tisch gezogen. Die Swissfirst ihrereseits hatte schon im Herbst 2005 mit einer Klage gegen Hranov wegen Nötigung gekontert. Zudem zeigte Matter Hranov wegen eines internen Dokumentes an, das den Medien zugespielt worden war.
Verfahren wegen Verleumdung und Verletzung des Bankgeheimnisses eingestellt
Das Verfahren wegen Verleumdung und Anstiftung zur Verletzung des Bankgeheimnisses sei vom Untersuchungsrichteramt Zug mit Verfügung vom 14. September 2006 eingestellt worden, sagte Hranovs Sprecher Sacha Wigdorovits am Sonntag auf Anfrage zu entsprechenden Medienberichten. (awp/mc/gh)