Am Samstag trat die Swissfirts-Spitze an die Öffentlichkeit: An einer Medienkonferenz in Zürich beteuerte Swissfirst-Chef Martin Bisang, dass keinerlei Schmiergelder an Pensionskassenverantwortliche bezahlt worden seien. Dieser Gedanke drängte sich nach der Verhaftung eines Pensionskassenmanagers von Siemens am Freitag auf: Siemens war eine der Pensionskassen, die ihr Swissfirts-Paket vor der Fusion von Swissfirst und Bank Bellevue verkaft hatte.
«Keine unerlaubte Kickbacks oder andere Zuwendungen»
Weder die Swissfirst Gruppe noch deren Vorgängerorganisationen Bellevue und Swissfirst im Zusammenhang mit irgendwelchen Geschäftsvorfällen je unerlaubte Kickbacks oder andere Zuwendungen in irgendeiner Form an Kunden, insbesondere auch an Pensionskassen- Manager, geleistet, sagte Verwaltungsratspräsident Martin Bisang am Samstag dazu.
Siemens Schweiz suspendiert Portfolio-Manager
Dem Manager bei Siemens wird die Annahme von Kickbacks vorgeworfen. Die Pensionskasse der Siemens-Gesellschaften in der Schweiz habe ihren Portfolio-Manager daraufhin suspendiert, teilte Siemens Schweiz am Freitagabend mit. Ob die Vorwürfe einen Zusammenhang mit dem Fall Swissfirst haben, ist noch nicht bekannt, wie ein Siemens-Sprecher sagte. Bei Kickbacks handelt es sich um Bestechungs- oder Schmiergeldzahlungen, die auf dem Umweg über überhöhte Rechnungen oder Provisionsvereinbarungen an den Auftraggeber oder an von ihm begünstigte Dritte zurückfliessen.
Bisang widerspricht
Die Bank habe in «keiner Art und Weise» Schmiergelder an den inzwischen in Untesuchungshaft genommenen Siemens-Pensionskassenmanager bezahlt, sagte Swissfirts-Chef Martin Bisang in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». «Derartige Zahlungen widersprechen zutiefst unserer Auffassung von Ethik im Bankgeschäft», sagte Bisang am Samstag vor den Medien.» Deshalb würden sie auch in Globo hier stehen, sagte Bisang weiter. Neben Bisang waren an der kurzfristig einberufenen Medienkonferenz auch ad-interim-Chef Jürg Schäppi, Verwaltungsrat Daniel Schlatter, der ehemalige Chef Thomas Matter und Finanzchef Daniel Hefti anwesend. Hätte die Swissfirst Gruppe solche Kickbacks je festgestellt, hätte sie diese laut Bisang mit aller Härte geahndet. Bisang konnte aber am Samstagmorgen nicht 100-prozentig die Verantwortung für das Verhalten der einzelnen Mitarbeitenden des Unternehmens übernehmen. «Theoretisch kann es sein, dass nächste Woche etwas herauskommt», sagte Bisang.
Transaktionen vor dem Zusammenschluss mit der Bank Bellevue
Vor dem Zusammenschluss der Bank Swissfirst mit der Bank Bellevue im September 2005 hatten mehrere Aktionäre – darunter auch Pensionskassen – dem damaligen Swissfirst-Chef Thomas Matter Swissfirst-Aktien verkauft. Nach der Fusion war der Swissfirst- Aktienkurs deutlich gestiegen. Den Pensionskassen seien damit Millionengewinne entgangen, lautet der Vorwurf. Die Siemens-Pensionskasse hatte bereits im Sommer 2005 beschlossen, ihren Bestand zu reduzieren. Sie hat nach früheren Angaben im September 390’000 Aktien zu 60 CHF pro Stück verkauft. Die Transaktionen sind nach Siemens-Angaben korrekt verlaufen. (awp/mc/gh)