Swissmem befürchtet Kreditklemme – Aufträge eingebrochen
Entgegen der Beteuerung der Banken beobachteten viele Industriekapitäne derzeit eine Verknappung der Kreditvergaben, so der Swissmem-Präsident. Eine so genannte Kreditklemme würde die Industrie in grosse Schwierigkeiten bringen, da gerade angesichts der Rezession Betriebskredite zu günstigen Konditionen für die Unternehmen der Branche lebenswichtig sind, hält der Branchenverband fest.
Umsätze 2008 um 5,8 Prozent gesteigert
Die Branche konnte 2008 gesamthaft gesehen ihre Umsätze um 5,8% steigern, sowohl im Auslandgeschäft (+5,6%) als auch im Inlandgeschäft (+6,3%). Dabei nahmen die Exporte der MEM-Industrie um 2,3% zu und erreichten mit 80,1 Mrd CHF einen neuen Höchstwert. Dies trotz einer markanten Trendwende, die ab dem vierten Quartal eine rückläufige Entwicklung eingeleitet habe. Der Quartalsumsatz im Ausland verringerte sich um 3,8%, während im Heimmarkt der Umsatz des vierten Quartals um 2,4% tiefer ausfiel.
Starker Einbruch der Auftragseingänge im 2. Halbjahr
Was der MEM-Industrie jedoch hauptsächlich zu schaffen macht ist der scharfe Einbruch der Auftragseingänge im zweiten Halbjahr. Diese verringerten sich bei den 290 Swissmem-Meldefirmen den Angaben zufolge im Jahr 2008 gegenüber der hohen Vorjahresbasis um 17,1%, wobei bei den Aufträgen aus dem Ausland ein höherer Rückgang (-19,4%) verzeichnet wurde als bei den Inlandaufträgen (-7,5%).
Auslandaufträge im 4. Quartal um 33,9 % zurückgegangen
Die weltweite Wirtschaftskrise habe im vierten Quartal zu einer starken Akzentuierung des Bestellungsrückgangs geführt, heisst es. So nahmen im vierten Quartal 2008 die Auslandaufträge im Jahresvergleich um 33,9% ab, während im Inlandgeschäft eine Reduzierung der Bestellungen um 17,9% resultierte. Insgesamt lagen die weltweiten Exporte des vierten Quartals um 7,7% unter jenen der Vorjahresperiode.
Unsichere Aussichten
Die Geschäftsaussichten für die Unternehmen der Branche sind sehr unsicher. Zahlreiche Schweizer Industrieunternehmen haben bereits Kurzarbeit angemeldet oder gar mit der Entlassung von Mitarbeitern begonnen. Schneider-Ammann begrüsste die Konjunkturmassnahmen, die der Bundesrat kürzlich vorgestellt hat. Die Bezugsdauer für Kurzarbeit von 12 auf 18 Monate zu verlängern stehe stark im Interesse der MEM-Industrie. Auch die Freisetzung von Mitteln aus Reserven der Exportriskioversicherung begrüsste er.
«Wir wollen keine Industriepolitik»
Der Staat solle aber nicht direkt in die Exportwirtschaft eingreifen: «Wir wollen keine Industriepolitik.» Wichtig seien optimale von der Politik gesetzte Rahmenbedingungen, zumal Konkurrenten aus anderen Staaten von staatlichen Massnahmen profitierten.
Trotz Krise gut aufgestellt
Die MEM-Industrie weist in der Schweiz 356’000 Vollzeitstellen auf. Die Branche sei trotz Krise gut aufgestellt. «Im mache mir mehr Sorgen um die Schweiz als um die MEM-Industrie», sagte Schneider-Ammann. Das internationale Ansehen der Schweiz habe auch in wirtschaftlicher Hinsicht unter der Krise gelitten.
«Wer Betrug ermöglichte, muss zur Verantwortung gezogen werden», sagte Schneider-Ammann im Hinblick auf die UBS-Steueraffäre in den USA. Der Bankenplatz Schweiz gehöre aber insgesamt wie die Schweizer Industrie zu den besten der Welt. (awp/mc/pg/21)