Der Swissmetal-Verwaltungsrat habe Kaufangebote geprüft. Es gebe aber keine Grundlage für weitergehende Verhandlungen, die der Konzernstrategie sowie den Interessen der Aktionäre und des Standorts entspreche, teilte Swissmetal am Donnerstagmorgen mit. Die Buntmetall-Herstellerin bekräftigte in der Mitteilung ihren Willen, am Standort Reconvilier festzuhalten und die verbleibenden rund 200 Arbeitsplätze zu erhalten.
Ausgliederung nach Meinung der Unia die «einzige vernünftige Option»
Die «Boillat» habe eine Zukunft, müsse sich aber innerhalb der Swissmetal-Gruppe bewähren. Die Reaktion der Gewerkschaft Unia auf diesen Entscheid liess nicht lange auf sich warten: Es sei unmöglich, dass die Kaufangebote seriös geprüft worden seien. Das sei in so kurzer Zeit nicht zu bewerkstelligen, sagte Unia-Co-Präsident Renzo Abrosetti vor den Medien in Bern. Er zeigte sich überzeugt davon, dass es interessierte Käufer gebe. Die Mediation habe gezeigt, dass eine Ausgliederung die «einzige vernünftige Option» bleibe. Der von Bundesrat Deiss eingesetzte Mediator Rolf Bloch sieht aber auch andere Optionen als einen Verkauf: Wolle die Swissmetal nicht verkaufen, müsse geprüft werden, «ob und wie das Werk innerhalb der Gruppe weiter bestehen könne», sagte Bloch in einem Interview mit der «Basler Zeitung» vom Donnerstag.
Chance der Mediation wahrnehmen
Ob der Standort Reconvilier durch die Mediation gestärkt oder aufgrund des Streiks geschwächt werde, müsse sich zeigen. «Ich glaube, eine Zusammenarbeit ist möglich, obwohl das Vertrauen sehr angeschlagen ist», sagte Bloch. Es brauche ein «Entgegenkommen von beiden Seiten». Nach dem Swissmetal-Entscheid soll die Mediation nun möglichst rasch weitergeführt werden. Laut Bloch könnte bereits nächste Woche eine neue Gesprächsrunde beginnen. Die Swissmetal-Leitung appellierte ebenfalls an alle Beteiligten, die Chance der Mediation wahrzunehmen. Auch die Unia sei an weiteren Verhandlungen interessiert. Wegen der vor Wochenfrist ausgesprochenen 112 Entlassungen wird jedoch das Schiedsgericht angerufen, denn ein Sozialplan fehlt, wie Fabienne Blanc-Kühn von der Unia-Geschäftsleitung erklärte. Der Gesamtarbeitsvertrag der Maschinenindustrie sehe das so vor.
60 Angestellte krank geschrieben
Die Unia widerspach zudem Aussagen der Swissmetal-Leitung, wonach die «Boillat» wegen des Streiks im Januar einen Drittel der Kunden verloren habe. Das Auftragsvolumen habe sich praktisch nicht verändert, sagte Nicolas Wuillemin als Vertreter der Angestellten. Es sei auch nicht die Schuld der Belegschaft, dass es in Reconvilier nach dem einmonatigen Streik noch nicht rund laufe. Denn von vier Öfen funktionierten nur deren zwei. Und die Direktion habe Rohmaterial wie Kupfer und Zinn abtransportieren lassen. Nicht bestritten wird, dass 60 Angestellte krank geschrieben sind. Alle hätten ein ärztliches Zeugnis. Die Gründe der Absenzen seien nervlicher Natur, sagte Wuillemin. Die Ungewissheit über die Zukunft des Werks belaste die Angestellten.
(awp/mc/hfu)