Swissquote: Lehman-Abschreiber belastet Gewinn
Fürs laufende Jahr zeigt sich Swissquote verhalten optimistisch. «In der Finanzkrise haben wir uns tapfer geschlagen», sagte CEO Marc Bürki anlässlich der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. 2008 sei ein hektisches Jahr gewesen, das der Bank einen Abschreiber von 12,2 Mio CHF auf einer Obligation von Lehman Brothers beschert habe. Ausserdem musste Swissquote 70’000 CHF zur Einlagensicherung der angeschlagenen, isländischen Kaupthing Bank zahlen.
Kaupthing bremst Wachstum bei Sparkunden
Letzteres war für Swissquote umso ärgerlicher, als die isländische Bank mit einem Zinsangebot von 4% auf Kundenfang ging, kurz nachdem der Schweizer Online-Broker sein Sparkonto mit einem Zinssatz von 1,6% lanciert hatte. Dies führte dazu, dass Swissquote das für 2008 angestrebte Ziel von mehreren Tausend neuen Sparkunden fallen liess. Ende 2008 verzeichnete die Bank 2’728 Sparkunden (Ende Sept. 1’776). Diese wiesen ein Depotvermögen von 60 Mio CHF aus. Angesichts der gegenwärtig tiefen Zinsen wird in diesem Bereich vorläufig kein Wachstum angestrebt. Das soll erst geschehen, wenn die Zinsen wieder steigen, sagte Bürki.
Handelskunden: Eigenziel übertroffen
Erfolgreich war die Bank indes in der Akquisition von Handelskunden. Deren Zahl nahm um 28,9% auf 117’141 zu und übertraf damit die angepeilten 115’000. Pro Tag begrüsste Swissquote mehr als 150 neue Klienten, ein Trend der sich laut Bürki im Januar 2009 fortgesetzt hat. Auch der Zufluss der Neugeldern überstieg mit 1,3 Mrd CHF das angestrebte Ziel von 1,2 Mrd CHF. Die Kundenvermögen nahmen allerdings wegen der Auswirkungen der Finanzkrise insgesamt um gut 20% ab auf 4,5 (5,9) Mrd CHF.
Abwartende Haltung auf Kundenseite
Der Zuwachs an neunen Kunden schlug sich indes nicht in einer gestiegenen Handelsaktivität nieder. Diese nahm im Gegenteil um 25% ab. Die Kunden hätten angesichts der schwierigen Marktverhältnisse eine abwartende Haltung eingenommen, erklärte Bürki. Mit Ausnahme des Oktobers, als die TPCPY (Transaktion pro Kunde pro Jahr) auf 30 stieg, lag sie in den Monaten davor und danach zwischen 15 und 20.
Eforex-Plattform als Stütze
Die geringere Handelslust der Kunden schmälerte die Kommissionseinnahmen um 8,3% auf 69,5 Mio CHF. Der Rückgang konnte aber durch die um 5,0 Mio CHF höheren Zinserträge sowie durch die um 2,1 Mio CHF gestiegenen Handelserträge der eForex-Plattform überkompensiert werden. Somit erhöhte sich der Gesamtertrag um 0,7% auf 111,7 Mio CHF. Der Betriebsaufwand stieg um 7,3% auf 54,6 Mio CHF, was vor allem auf die um 20% gestiegenen Produktions- und Amortisationskosten zurückzuführen ist. Die Personal- und Marketingaufwendungen nahmen lediglich um 0,8% zu.
EBIT knapp 5 Prozent unter Vorjahr
Das Betriebsergebnis blieb mit 57,0 Mio CHF 4,9% unter Vorjahresniveau und der Reingewinn sank wegen der erwähnten Abschreibung um 31% auf 32,8 Mio CHF. Per Ende Jahr wies die Gesellschaft ein Eigenkapital von 139,1 (126,6) CHF aus. Die BIZ Kernkapitalquote lag bei 22,4%. Für das laufende Jahr zeigte sich Bürki vorsichtig optimistisch. Swissquote wolle ihre Wachstumsstrategie mit einer Steigerung der Kundenzahl um 25’000 und einem Neugeldzufluss von über 1 Mrd CHF weiterführen, sagte der CEO. Bei gleichbleibenden Handelsaktivitäten, das heisst bei TPCPY von 19, und in Anbetracht der tieferen Zinserträge sollte der Ertrag gemäss Bürki 2009 etwa in der gleichen Höhe ausfallen wie im Vorjahr.
Potenzial von 100’000 Handelskunden
Ausserdem traut sich Swissquote weiterhin zu, mindestens noch 100’000 Tradingkunden zu akquirieren. Diese Zuversicht stützt sich auf eine Studie, die in der Schweiz zusätzliche 200’000 Tradingkunden sieht. Für Swissquote wären dies angesichts eines Marktanteils von 55% die erwähnten rund 100’000 Personen.
Aktie legt zu
Die Aktionäre, die eine Dividende von 0,40 CHF (VJ 0,40 CHF plus Kapitalreduktion von 0,30 CHF) pro Aktie erhalten sollen, reagierten positiv auf das Resultat. Bis gegen 13.50 Uhr gewinnen die Valoren 3,8% auf 42,00 CHF. Der Gesamtmarkt (SPI) legt derweilen 0,7% zu. (awp/mc/ps/06)