Wegen der Übernahme der Espace Media Groupe durch Tamedia sei die Meinungsvielfalt nicht in Gefahr, sagte er am Donnerstag gegenüber Radio DRS. Es gebe noch genügend Medien, die diese gewährleisteten. Im Gegenteil: «Ein starkes Presseunternehmen kann es sich leisten, auf qualitativen, guten Journalismus zu schauen.»
Kein Fall für die Politik
Die Konzentration in der Presselandschaft ist für den Kommunikationsminister denn auch kein Fall für die Politik. Medienexperten sehen dies etwas anders: Wichtig seien gute Rahmenbedingungen und eine Diskussion über die Bedeutung von Qualitätsmedien für die Demokratie, lautet der Tenor. Wieder werde nämlich die publizistische Identität einer Verlegerfamilie durch Kapitalinteressen verwässert, sagte der Zürcher Soziologe Kurt Imhof gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Die Folge: «In dem Mass, in dem sich der Renditedruck erhöht, reduziert sich die Qualität der öffentlichen Kommunikation.» Diese Gefahr lasse sich durch neue Medienprodukte nicht bannen.
«Zentralisierung im politischen Prozess»
Der Zürcher Publizistikwissenschaftler Otfried Jarren spricht von einer «Zentralisierung im politischen Prozess». Themen gingen mit der Konzentration zwar nicht verloren, aber Meinungen. Dabei sei es eine schweizerische Qualität, mit Differenzen zu leben und dies «diskursiv auch deutlich zum machen», sagte er.
Medien können durch Fusion erhalten bleiben
Der Berner Medienwissenschaftler Roger Blum sieht dies etwas weniger dramatisch. Öffentliche Kommunikation finde schliesslich nicht nur in den Medien statt. Er sieht im Gegenteil vor allem die Chancen: «Durch eine solche Fusion könnten Medien langfristig erhalten werden, die Qualität bieten. Medien, die sich um den demokratischen Prozess im Land kümmern.» Jarren sieht einen weiteren Vorteil: Stärkere Redaktionen seien in der Regel widerstandsfähiger gegen Einzelinteressen – etwa von Inserenten. Zudem könnten Synergiegewinne in journalistische Qualität investiert werden. Die Erfahrung zeige allerdings, dass dies in der Regel nicht geschehe.
Qualitätsmedien für Demokratie wichtig
Die drei Experten sind überzeugt, dass Qualitätsmedien für die Demokratie von vitaler Bedeutung sind. Die Schwierigkeit bestehe aber darin, wie sie konkret gefördert werden können. Man könne schliesslich nicht verordnen, dass es in jeder Stadt mindestens zwei Zeitungen gehen müsse, sagte Blum.
Er fordert aber bessere Rahmenbedingungen: Bei der Ausbildung von Journalisten, beim Transport von Zeitungen, beim Zugang zu Informationen und allenfalls auch bei den Steuern. Auch Imhof schwebt eine steuerlichen Privilegierung vor.
Transparenz über Preis und Leistung
Jarren fordert Transparenz über Preis und Leistung: Weil Medien zum grossen Teil über Werbung finanziert werden, sei Qualität seit jeher nicht an den Preis gekoppelt. Wenn aber eine Diskussion über den Wert und die Bedeutung von Qualitätsmedien geführt würde, könne auch über deren Preis diskutiert werden. (awp/mc/ar)