Tandem McCain/Palin zu Kandidaten gekürt

Palin ging bei ihrer Rede in die Offensive – und schimpfte auf Obama und die Medien. Mit scharfen Angriffen gegen den Demokraten Barack Obama stimmte die Gouverneurin von Alaksa ihre Parteifreunde und Millionen von Wählern an den Fernsehschirmen auf die heisse Phase im US-Präsidentschaftswahlkampf ein. In einer vielbejubelten Rede präsentierte sich die 44-Jährige als kampfeslustige Politikerin, die nicht zum Establishment in Washington gehöre, sondern als engagierte Gouverneurin von Alaska und als «Durchschnittsmama», die ihrem Land dienen wolle.


Tochter macht Schlagzeilen
An die Adresse ihrer Kritiker in den Medien sagte Palin: «Hier ist meine Eilmeldung für all diese Reporter und Kommentatoren: Ich gehe nicht nach Washington, damit sie eine gute Meinung von mir bekommen. Ich gehe nach Washington, um den Menschen in diesem grossartigen Land Land zu dienen.» Nach der am vergangenen Freitag bekanntgegebenen Entscheidung von Präsidentschaftskandidat John McCains für Palin machten die Schwangerschaft ihrer 17-jährigen Tochter und eine umstrittene Entlassung eines Regierungsbeamten in Alaska Schlagzeilen.


Nicht der «Elite von Washington» zugehörig
Palin stellte ihre fünf Kinder und ihren Ehemann Todd vor und erklärte, sie freue sich auf die vor ihr liegende Herausforderung. «Meine Damen und Herren, ich wäre geehrt, ihre Nominierung als Vizepräsidentin zu akzeptieren.» Zugleich warb sie mit ihrem Image als Washington-Aussenseiterin für sich. Sie gehöre nicht zur «Elite von Washington», sagte sie.


Schützenhilfe aus New York
Auf dem Parteitag lieferte am Mittwoch neben anderen auch der New Yorker Exbürgermeister Rudy Giuliani ein flammendes Plädoyer für Palin. Sie habe mehr Regierungserfahrung als der demokratische Präsidentschaftskandidat Obama und dessen Vize Joe Biden zusammen, sagte er. «Sie stand an der Spitze einer Stadt und eines Staates. Sie hat Steuern und Regierungsausgaben reduziert.» Obama und Biden sind Senatoren. Palin ist seit zwei Jahren Gouverneurin von Alaska und war vorher Bürgermeisterin von Wasilla, einem Vorort von Anchorage mit etwa 9000 Einwohnern.


Clinton-Wählerinnen im Fokus
McCains Entscheidung für Palin hatte auch bei den Republikanern selbst grösste Überraschung ausgelöst, nachdem zuvor Prominente wie der Ex-Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, und der frühere Heimatschutzminister Tom Ridge als Anwärter auf den Posten gegolten hatten. Palin war demgegenüber ausserhalb Alaskas praktisch unbekannt, bevor McCain sie an seine Seite rief. Seine Entscheidung wird vor allem als Versuch gewertet, die konservative Basis zufriedenzustellen und zugleich die Stimmen enttäuschter ehemaliger Anhängerinnen der Demokratin Hillary Clinton und moderater Wähler zu gewinnen. (mc/ps)

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