Technologie-Trends für die nächsten 30 Jahre
Anlässlich der «ITexpo 2006» des grossen Marktforschungsunternehmens Gartner hat Forschungs-Chef David Willis vier «Trend-Paare» der nächsten 30 Jahre identifiziert. Während es in den vergangenen 30 Jahren um die Frage gegangen sei, wie Technologie in Unternehmen eingesetzt wird, gehe in den nächsten drei Dekaden darum, wie Technologie das Leben jedes Einzelnen verändern wird. Willis nannte vier Trends oder «Trend-Paare», die die grössten Umwälzungen in der Gesellschaft, im Leben von Individuen wie auch in Unternehmen seit der industriellen Revolution voran treiben.
Technologie als Massen- und Konsumware
PCs, Speicherplatz und Bandweite sind heute bereits eine Massenware, die man an einem beliebigen Ort kaufen kann. Neu werden gemäss Gartner auch Software und Dienstleistungen kommoditisiert. Sie werden also zu Massenware, die man irgendwo und irgendwann erwirbt. Gleichzeitig werden gemäss Gartner Verhaltensweisen, Produkte und Technologien aus der Welt der Privatkonsumenten immer grösseren Einfluss auf Geschäfts-IT haben. Gartner nennt diesen Prozess «Consumerization».
Virtualisierung und Tera-Architekturen
Das zweite Gartnersche «Trend-Paar» betrifft IT-Ressourcen. Ihre physische Existenz und ihre begrenzten Kapazitäten werden durch die Zusammenschaltung von Servern und Rechenzentren maskiert. Applikationen werden nicht mehr an bestimmte Maschinen gebunden sein. Die künftige IT-Infrastruktur wird aus granularen Komponenten bestehen, die sich selbst gegenseitig finden und ohne menschliches Dazutun konfigurieren. Dies wird zu «Tera-Architekturen» führen, zu Systemen, die ihre Rechenkapazität weit über das heute Bekannte steigern können.
Software-Verteilung und Entwicklungs-Stile
Beim dritten «Trend-Paar» geht es um die Art und Weise, wie Software entwickelt wird und wie sie von den Anwendern erworben wird. Die Kontrolle über Software werde von den Entwicklern zu den Anwendern übergehen, prophezeit Gartner. Während man früher von den Leuten erwartet, sich so zu verhalten, wie der Computer es vorschreibt, würden künftig Computer so arbeiten, wie Menschen sich tatsächlich verhalten. Und während man früher Software kaufte, wird man sie künftig mieten oder man wird das, was eine Software tut, erwerben anstatt einer Applikation. Die Software-Industrie muss sich gemäss Gartner dem Software-als-Service-Modell zuwenden.
Gemeinschaften und Zusammenarbeit
Als viertes «Trend-Paar» identifiziert Gartner «Community and Collaboration». Menschen seien heute als Mitarbeitende und Kunden in virtuellen Gemeinschaften organisiert. Firmen kämen nicht umhin, dasselbe zu tun. Bereits heute sei ein durchschnittlicher «Wissens-Arbeiter» («knowledge worker») in 10 virtuellen Gemeinschaften organisiert und ein steigender Anteil der Arbeit werde in Zusammenarbeit und nicht alleine erledigt.
Viele Firmen seien sich der Thematik aber noch zuwenig bewusst, sagen die Gartner-Leute. Technologien für die Bildung von virtuellen Gemeinschaften und Online-Zusammenarbeit sollten an erster Stelle stehen, wenn es um IT-Investitionen geht. Neuere Internet-Technologien wie SOA (service oriented architecture) und Web 2.0 werde die Reichweite und das Potential virtueller Gemeinschaften noch erhöhen.
Alles bloss Theorie?
Natürlich ist das obige nur eine relativ kurze Zusammenfassung bereits gestraffter Thesen. Dennoch haben die Gartner’schen Thesen in unseren Augen Hand und Fuss. Zu jedem der Trend-Paare lassen sich bereits heute leicht Beispiele finden, die die Bedeutung der Trends unterstreichen. So sind Podcasts ein gutes Beispiel, wie ein Konsumenten-Produkt die Kommunikation von Firmen verändert. Der Googleplex ist ein Beispiel für die fast endlos skalierbaren Rechenzentren der Zukunft. Mit den Online-E-Mail-Diensten hat sich das Konzept von «Software-als-Service» bei Privatanwendern bereits schon lange durchgesetzt. Zu guter Letzt lässt sich OpenBC als Beispiel einer virtuellen Gemeinschaft, die im Geschäftsleben eine immer grössere bekommt, nennen. (inside-IT/mc)