Telco-Supplier: Druck von allen Seiten

Dies teilte Arthur D. Little am Freitagabend mit. Demnach steht auf der einen Seite die wachsende Bedeutung asiatischer Wettbewerber, die zunehmend als innovativ und qualitativ beständig angesehen werden: So hat der chinesische Anbieter Huawei bereits einen Marktanteil von über 10% im globalen Markt für Fest- und Mobilfunknetzinfrastrukturinvestitionen erreicht. Auf der anderen Seite stagnieren die Netzinvestitionen in Industrieländern mit niedrigen einstelligen Wachstumsraten sowohl für Fest- als auch für Mobilfunkkomponenten in den kommenden Jahren ? eine Trendwende nach deutlich zweistelligen Wachstumsraten in den letzten Jahren.


Völlig neues Marktumfeld
«Die grossen alteingesessenen Player wie Ericsson, Nokia Siemens Networks, Alcatel-Lucent, Nortel und Motorola», berichtet Klaus von den Hoff, Direktor und Leiter der weltweit operierenden Telecoms, Information, Media & Electronics (TIME) Practice bei Arthur D. Little, «müssen sich auf ein völlig neues Marktumfeld einstellen, ihre Marktanteile und Margen sind unter Druck.» Dafür gibt es drei wesentliche Gründe: Erstens ist weder die nationale noch die internationale Konsolidierung der Telco-Netzbetreiber abgeschlossen, zudem führt jede Konsolidierung zu Systemvereinheitlichungen und stärkt so die Einkaufsmacht der Betreiber. Zweitens steigt der Druck asiatischer Anbieter auf allen Märkten, die derzeit ihre Lohnkostenvorteile noch voll in Sachen Produktion und Entwicklung ausspielen können. Der dritte Grund schliesslich ist der wachsende Druck von IT-Lieferanten, die mit Equipment für Telefonie die Märkte erobern.


Umstellung der Netze auf IP
Dahinter ist in erster Linie die schrittweise Umstellung der Netze auf IP zu sehen, die den gesamten Sektor noch einmal durcheinanderwirbeln wird und zu einer Öffnung vormals proprietärer Systeme und Technologien führt.


Innovation als erfolgsentscheidendes Kriterium
Was können die etablierten Telecom-Infrastruktur-Lieferanten also tun, um ihren Führungsanspruch zu behaupten? «Innovation», so von den Hoff, «wird hier das erfolgsentscheidende Kriterium zwischen etablierten und neuen Teilnehmern in diesem Markt werden.» «Zudem,» fügt Dr. Karim Taga, Direktor bei Arthur D. Little und Leiter des Technology Economics Competence Center hinzu, «wird die Situation komplexer durch die Tatsache, dass sich Anbieter wie Cisco nach Innovationen ausserhalb ihrer bisherigen Geschäftsfelder umsehen.» Vor diesem Hintergrund hat Arthur D. Little weltweit führende Manager in Technologie- und Einkaufsabteilungen befragt um die Position der Lieferanten in verschiedenen Technologiefeldern zu bestimmen.


Kernergebnisse der Studie
Die «grossen Vier» – Ericsson, Huawei, Alcatel-Lucent, und Nokia Siemens Networks ? werden nach wie vor als Technologieführer der Branche gesehen, während Motorola oder Nortel von CTOs eher als «Technology Follower» gelten. Insbesondere Huawei hat einen überragenden Einschlag in den Markt gefunden. «Auch wenn alteingesessene Lieferanten mit aggressiver Preispolitik ihre Marktanteile verteidigen und Netzbetreiber den Lieferantenwechsel aufgrund der bereits installierten milliardenschweren Infrastruktur ernsthaft überdenken müssen,» so von den Hoff, «kann das chinesische Schwergewicht durch massive Innovationsinvestitionen, Kostenvorteile und kundenspezifische Sonderlösungen zunehmend Boden gewinnen.» «Darüber hinaus» ergänzt Dr. Taga, «haben einige traditionelle Lieferanten noch mit der Integration ihrer Akquisitionen und konsolidierten Strukturen zu kämpfen.» Dementsprechend attestieren die Befragungsteilnehmer manchem schillernden Namen der Branche einen Rückstand in Bezug auf Innovation und Technologiepositionierung.


Drei zentrale Telco-Betriebs-Bereiche unter der Lupe
Die Berater beschäftigten sich in der Studie mit Leistungen dreier zentraler Telco-Betriebs-Bereiche: Zugangsnetz-Infrastrukturen, Kern- und Vermittlungsnetzen und netznahen Betriebsdienstleistungen, die ebenfalls zunehmend von den Lieferanten angeboten werden. Die Ergebnisse zeigen, dass CTOs die Unternehmen sehr unterschiedlich bewerten. So werden Alcatel-Lucent und Motorola als besonders stark in WiMax wahrgenommen, während Ericsson und Huawei als besonders stark in 3G & LTE gelten; Cisco wiederum glänzt wie eh und je in IP-Routing. Doch trotz dieser Kompetenzen auf ihren Einzelfeldern haben die Netzbetreiber in den meisten Technologiefeldern nach wie vor die Auswahl zwischen 3 bis 5 als zuverlässig angesehenen Lieferanten. «Dazu», ergänzt Dr. Taga diese Ergebnisse, «muss man auch sagen, dass nicht mehr alle Hersteller alle Technologien anbieten können.»


Standortbestimmung der Branche notwendig
«Auf einen Nenner gebracht», fasst von den Hoff die Ergebnisse der Studie zusammen, «besteht die zentrale Herausforderung der Lieferanten darin, ihre wirtschaftliche und technologische Position auch aus Kundensicht genau zu bestimmen und dann zu entscheiden, wie sie diese am effizientesten gestalten und verbessern können.» Zu den zentralen Fragen, die sowohl für Lieferanten als auch deren Kunden (Fest- und Mobilfunknetzbetreiber) von grosser Bedeutung sind, zählt dabei, welche Marktszenarien realistisch sind und welche Auswirkungen diese auf die Wettbewerbsposition des jeweiligen Zulieferers haben werden. Zudem müssen sich die Unternehmen klar darüber werden, worauf sie sich angesichts begrenzter Ressourcen und ihrer tatsächlichen Wettbewerbsposition technisch fokussieren sollten. «Insgesamt steigt das Tempo auf dem Markt», konstatiert Dr. Taga, «die Unternehmen müssen sich auf Übernahmen und Fusionen einstellen und sich schon einmal mit dem Thema PMI-Management vertraut machen.»


Eckdaten der Untersuchung
Zwischen Mai und Juli 2008 betrachtete Arthur D. Little zunächst 10 Key-Player der Telco-Zulieferer, die 59 Prozent des globalen Umsatzes in diesem Bereich erwirtschaften, im Hinblick auf 20 zentrale technologische Aspekte. Anschliessend befragte das Team über 100 CTOs von Festnetz- und Mobilfunkanbietern sowie Organisationen der Telekommunikationsbranche. Die Analyse der Antworten erfolgte anschliessend qualitativ. Die Untersuchung wird künftig jährlich durchgeführt. (arthur d. little/mc/ps)


Über Arthur D. Little
Arthur D. Little ist eine international tätige Unternehmensberatung mit Ausrichtung auf vier Kompetenzfelder:
– Strategie (Strategie & Organisation, Mergers & Acquisitions, Post Merger Integration, Restrukturierung, Corporate Finance, Customer Management und Marketing)
– Sustainability & Risk
– Technologie- und Innovationsmanagement


Arthur D. Little arbeitet umsetzungsorientiert und bietet Klienten aktive Unterstützung in der Implementierungsphase. 75 Prozent der Berater waren zuvor in der Industrie tätig.
Im deutschsprachigen Raum verfügt Arthur D. Little neben dem Standort Zürich über Büros in Berlin, Düsseldorf, München, Wiesbaden und Wien mit insgesamt 270 Mitarbeitern. Arthur D. Little wurde 1886 von dem MIT-Professor Arthur Dehon Little in Cambridge/Massachusetts gegründet und ist damit die älteste Unternehmensberatung der Welt. Seit Mai 2002 ist Arthur D. Little Mitglied im Altran-Verbund, einem weltweiten Netzwerk von hoch spezialisierten Technologieunternehmen.

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