Das Unternehmen verlor nicht nur an Umsatz, sondern rutschte auch tiefer in die roten Zahlen. Entsprechend senkte es seine Prognose für das Gesamtjahr. Das Unternehmen erwartet nun einen Umsatz von 335 Millionen Euro nach zuvor 375 bis 385 Millionen Euro, wie Tele Atlas am Dienstag in Amsterdam mitteilte. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird bei 70 Millionen Euro erwartet (bislang 85 bis 95 Millionen Euro). Vorbörslich sackte der TecDAX-Wert um 3,74 Prozent auf 27,18 Euro ab.
Preise seit Monaten im Sinkflug
Die Senkung geschehe vor dem Hintergrund der schwachen Umsatzentwicklung bei mobilen Navigationsgeräten in Europa, begründete das Unternehmen die Senkung der Prognose. Seit Monaten fallen hier die Preise rapide. Hinzu kommen Währungseffekte. Die Hoffnungen von Unternehmenschef Alain De Taeye ruhen nun auf dem nordamerikanischen Markt, wo er ein starkes Wachstum ausmacht, und auf der Übernahme durch den Hauptkunden TomTom . Wenn diese abgeschlossen sei, werde sein Unternehmen viele neue Produkte auf den Markt bringen, versprach er.
Mittelfrist-Prognose bleibt
In den ersten drei Monaten des Jahres sank der Umsatz von Tele Atlas verglichen zum Vorjahreszeitraum von 64,0 auf 58,8 Millionen Euro. Unterm Strich vergrösserte sich der Verlust von 8,4 auf 14,5 Millionen Euro; hier schlug auch die Übernahme selbst mit 2,1 Millionen Euro negativ zu Buche. Das bereinigte EBITDA verschlechterte sich von plus 5,1 auf minus 0,2 Millionen Euro. An der EBITDA-Kennziffer lässt sich die operative Stärke des Unternehmens ablesen, werden doch die hohen Abschreibungen auf das Kartenmaterial herausgerechnet. Mittelfristig wollen die Niederländer aber weiterhin den Umsatz jedes Jahr um 20 Prozent nach oben schrauben und das bereinigte EBITDA um 50 Prozent.
Umsatz- und Gewinneinbruck auch bei TomTom
In der vergangenen Woche hatte bereits TomTom aufgrund des Preisverfalls einen Umsatzrückgang mitteilen müssen – verbunden mit einem Gewinneinbruch auf ein Sechstel. Auch eine kräftige Absatzsteigerung konnte die Einbussen nicht mehr wettmachen. TomTom hatte jedoch erklärt, die geplante Übernahme von Tele Atlas bleibe von dem Durchhänger unberührt.
Tele Atlas bestätigte nun ebenfalls den Zeitplan. Bis zum 21. Mai verkünden die EU-Wettbewerbshüter ihre Entscheidung; die Übernahmeofferte läuft bis zum 30. Mai. Tele Atlas ist neben der US-amerikanischen Navteq einer von nur zwei bedeutenden Kartenproduzenten weltweit, was Auflagen wahrscheinlich macht. Je höher sie ausfallen, desto uninteressanter wird Tele Atlas für TomTom. Auch die Prognosesenkung werten Analysten als negativ.
Furcht vor Scheitern der Übernahme
Börsianer fürchten seit einigen Wochen, dass TomTom den 2,9 Milliarden Euro schweren Zukauf platzen lassen könnte – wegen einer Eintrübung des Markts, hoher Auflagen oder wegen Geldmangels. TomTom will 30 Euro je Tele-Atlas-Papier zahlen. Die Mindestannahmequote liegt bei 80 Prozent.
Für Analysten erscheint der Zukauf grundsätzlich sinnvoll, sind die Preise für Navigationsgeräte doch zuletzt stark gefallen und eine Erholung nicht in Sicht. Dagegen verspricht das Geschäft mit den digitalen Karten hohe Renditen. Einmal erstellt, lassen sich die Daten beliebig vervielfältigen und mit relativ geringem Aufwand auf dem neuesten Stand halten. Weil auch immer mehr Handys mit Navigationsfunktionen ausgestattet werden, lockt hier ein zusätzlicher Markt. (awp/mc/pg)