Tele2 werde nicht in die Entbündelung der letzten Meile von der Swisscom-Telefonzentrale bis zum Hausanschluss investieren, sagte der neue Tele2-Schweiz-Chef Mats Tilly am Rande einer Medienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Das Angebot der Swisscom für die Benutzung des Kupferkabels zwischen Ortszentrale und Hausanschluss sei nicht gut, sagte Tilly.
Sunrise, Cablecom und Orange klagen
Die Ex-Monopolistin verlangt von anderen Telekom-Anbietern pro Hausanschluss monatlich 31,00 CHF oder 33,40 CHF einschliesslich Mehrwertsteuer. Dieser Preis hat zu einem Aufschrei der Empörung bei den Konkurrenten der Swisscom geführt. Sunrise, Cablecom und Orange gehen mit einer Klage vor der Eidg. Kommunikationskommission (ComCom) gegen die Ex-Monopolistin vor.
ComCom soll Preise festlegen
Die ComCom soll überprüfen, ob sich die Swisscom-Preise an den Kosten orientieren, und diese im gegenteiligen Fall anhand der markt- und branchenüblichen Vergleichswerte neu festlegen. Orange hält einen Preis von 13,99 CHF für angebracht, Sunrise schweben rund 17 CHF vor. Das ganze Verfahren dürfte sich noch mehrere Monate hinziehen.
Fokus auf den Mobilfunk
Angesichts dieser Unsicherheiten über den Preis gebe es keinen Grund für Investitionen in die Entbündelung der letzten Meile. Man halte zwar am Festnetzgeschäft fest, lege aber nun den Fokus auf den Mobilfunk, sagte Tilly: «Es macht mehr Sinn, das Geld dort zu investieren, wo wir mehr Kontrolle über unser Geschäft haben.» Dabei steckt sich der neue Chef hohe Ziele: In sechs bis sieben Jahren wolle Tele2 eine Million Mobilfunkkunden haben. In acht bis zehn Jahren wolle man unter die Top 3 der Branche aufgestiegen sein. Langfristig peile Tele2 einen Marktanteil von 15% an.
Ein weiter Weg
Der Weg ist noch weit: Derzeit dürfte das schwedische Unternehmen noch keine 100’000 Handykunden haben. «Im Mobilfunk haben wir noch einen kleinen Marktanteil. Damit sind wir nicht zufrieden», gestand Tilly ein. Zum Vergleich: Sunrise hatte Ende Juni 1,467 Mio Handykunden, Orange 1,441 Mio.
Einheitstarif für neue Abo- und Prepaid-Kunden
Um die Kunden zu locken, führt Tele2 einheitliche Gesprächstarife von 0,19 CHF pro Minute für neue Abonnements- und Prepaid-Kunden ein. Dies sei der tiefste Einheitstarif hierzulande für alle Schweizer Netze, verkündete Verkaufs- und Marketingchef Christian Bärlocher.
Allerdings fahren Kurztelefonierer nicht so günstig, wie es auf den ersten Blick aussieht. Grund ist, dass Tele2 zusätzlich eine Verbindungsaufbaugebühr von ebenfalls 0,19 CHF verlangt. Damit kostet ein Gespräch von einer Minute 0,38 CHF und eines von zwei Minuten 0,57 CHF. Erst ab der dritten Gesprächsminute wird es billiger als bei der Prepaid-Konkurrenz.
Eigenes Netz soll ausgebaut werden
Im Zuge der Offensive will Tele2 das eigene Netz ausbauen, das sich bislang auf die fünf grössten Städte Zürich, Basel, Bern, Genf und Lausanne konzentriert. Ziel sei eine Abdeckung von 60% der Bevölkerung, sagte Tilly. Bislang sichert sich das schwedische Unternehmen die schweizweite Handyabdeckung durch die Mitbenutzung des Sunrise-Netzes. (awp/mc/pg)