«Wenn wir die Kosten in Deutschland nicht in den Griff kriegen, dann bringt auch eine Expansion im Ausland nichts», sagte Vorstandschef René Obermann auf Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Bonn. Kein Unternehmen sei langfristig erfolgreich, wenn es in seinem Heimatmarkt nicht stark sei. Das Unternehmen will bis zum Ende der Dekade seine Kosten um bis zu 4,7 Milliarden Euro senken, wovon bis zu ein Fünftel die geplante Ausgliederung von 50.000 Mitarbeitern in die neue Einheit T-Service beisteuern soll. Obermann kündigte zudem den Verkauf von Randbeteiligungen und Immobilien an.
Mit Kursänderung Wachstum langfristig sichern
Auf dem Verkaufszettel befinden sich die Tochter Media & Broadcast, ein Dienstleister für die Medienindustrie, sowie die Festnetztöchter in Spanien und Frankreich. Geprüft werde zudem eine Veräusserung der Funktürme in den USA und Deutschland sowie ein Verkauf der verbliebenen Anteile an der Immobilientochter Sireo. Den Erlös von mindestens drei Milliarden Euro will die Telekom für Zukäufe im Ausland verwenden. «Wir möchten unsere Expertise nutzen, um im Mobilfunk unter Berücksichtung strikter wirtschaftlicher Kriterien gegebenenfalls auch durch Zukäufe zu wachsen», sagte Obermann. Diese könnten auch ausserhalb der bestehenden Märkte getätigt werden. Der Bonner Konzern hatte sich in den vergangenen Jahren mit Zukäufen zurückgehalten, um die Schulden zu senken. Mit dem Umsteuern will Obermann das Wachstum des Unternehmens langfristig sichern.
Umsatzsteigerung um 2,4 Prozent – EBITDA-Rückgang um 12,5 Prozent
In Deutschland steht die Konsolidierung des Geschäfts im Fokus. Die Telekom verbuchte im abgelaufenen Quartal trotz eines um 2,4 Prozent höheren Umsatzes einen Rückgang des operativen Gewinns (EBITDA) um 12,5 Prozent auf 4,55 Milliarden Euro. Belastend wirkte sich harte Wettbewerb in Deutschland aus, der alle Geschäftsbereiche (Festnetz, Mobilfunk, Geschäftskunden) betraf. Unter Druck steht vor allem die Festnetzsparte T-Com, die im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden verlor. Mit einem vereinfachten Markenauftritt, einer neuen Medienplattform und einem verbesserten Service will Obermann nun Kunden zurückgewinnen. Kernpunkt der neuen Strategie ist unter anderem ein Zwei-Markenauftritt, mit dem die Telekom auch preisbewusste Kunden gewinnen will. T-Home wird dabei künftig für Angebote zu Hause stehen und T-Mobile für Angebote unterwegs. Bislang waren im Festnetzgeschäft die Telekom-Produkte unter T-Com geführt worden. Im Privatkundenmarkt sollen bis Ende 2010 rund 1,5 Millionen Kunden für internetbasiertes Fernsehen gewonnen werden.
Verbesserung des Kundenservices
Dabei würden 50 Städte an das Hochgeschwindigkeitsnetz (VDSL) der Telekom angeschlossen. Zusätzlich werden 750 weitere Städte mit einer aufgerüsteten DSL-Technologie (ADSL2+) erschlossen. Ein weiterer Schwerpunkt zur Stärkung der Position auf dem deutschen Markt sei die Verbesserung des Kundenservices. Die Bündelung der Callcenter, der technischen Infrastruktur und des technischen Kundendienstes in eigenständige Einheiten des Konzerns (T-Service) diene der Verbesserung der Dienste, sagte Obermann. Hierdurch sollen möglichst viele Arbeitsplätze im Konzern erhalten werden. Die Gewerkschaft ver.di befürchtet durch die Gründung von T-Service drastische Lohneinschnitte sowie einen Verkauf von Teilen der Service-Gesellschaft und hat daher Widerstand angekündigt.
Strategischer Partner für T-Systems gesucht
Für die Geschäftskundensparte T-Systems sucht die Telekom einen strategischen Partner. Obermann begründete die Suche nach einem Partner mit der schwachen internationalen Präsenz von T-Systems. Wichtig sei, dass T-Systems zu einem globalen Spieler aufsteige, sagte T-Systems-Chef Lothar Pauly. Dabei ist er auch bereit, die Rolle des Juniorpartners zu übernehmen. «Ob wir die Führung behalten, hängt von der Grösse des Partners ab.» Nach Angaben von Pauly haben bislang keine Verhandlungen mit anderen Unternehmen stattgefunden. Diese sollten in den kommenden Wochen oder Monaten anlaufen. «Wir werden mit mehr als einem Unternehmen reden», sagte er. Mögliche Partner nannte Pauly nicht. Einen Kommentar zu Spekulationen über eine mögliche Zusammenarbeit mit Atos Origin lehnte er ab.
Verlustzone im abgelaufenen Quartal: Fehlbetrag von 898 Mio Euro
Im abgelaufenen Quartal rutschte die Telekom wegen der Belastungen durch den Personalabbau in die Verlustzone. Der Fehlbetrag beläuft sich auf 898 Millionen Euro nach einem Überschuss von 991 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Die Telekom sollen bis Ende kommenden Jahres 32.000 Mitarbeiter verlassen, was nach Angaben von Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick zu Belastungen von 3,4 Milliarden Euro führt. Der Konzern führt den Abbau sozialverträglich über Abfindungen und Frühpensionierung durch.
Erwartungen leicht verfehlt
Mit dem rückläufigen Ergebnis verfehlte die Telekom die Erwartungen der Analysten leicht. Die Aktie der Telekom sank zuletzt um 2,29 Prozent, was Händler mit der verfehlten Erwartung begründeten. Trotz des Gewinnrückgangs will die Telekom für das abgelaufene Geschäftsjahr eine unveränderte Dividende von 0,72 Euro zahlen. (awp/mc/ar)