Das Unternehmen sei kurz davor, für 3,5 Milliarden Euro mit Ratiopharm die Nummer zwei auf dem deutschen Generikamarkt zu übernehmen, sagte eine zweite Quelle. Sowohl Ratiopharm wie auch Teva lehnten auf Anfrage einen Kommentar ab. Bis zuletzt waren noch der Pharmakonzern Pfizer und die isländische Actavis im Rennen.
Teva weltweite Nummer eins im Generika-Markt
Die israelische Teva Pharmaceutical, die weltweite Nummer eins auf dem Markt für Nachahmermedikamente (Generika), will Ulm nach früheren Aussagen von Teva-Chef Shlomo Yanai und Europa-Chef Gerard van Odijk zur «Drehscheibe des Europageschäfts» machen. Mit einem Umsatz von 13,9 Milliarden US-Dollar ist Teva erstmals unter die 15 grössten Arzneimittelhersteller weltweit vorgerückt. Bis 2015 soll sich der weltweite Umsatz auf 31,2 Milliarden Dollar verdoppeln, in Europa auf 9,2 Milliarden fast verdreifachen. In Deutschland ist das Unternehmen nur mit einem Marktanteil von deutlich unter 5 Prozent vertreten.
Zweite Milliardenübernahme innert zwei Jahren
Mit dem Ratiopharm-Kauf würde Teva in Europa die Nummer eins. Mit der Ratiopharm-Übernahme stemmt der israelische Generikakonzern nach der Übernahme von Barr Pharmaceuticals im Jahr 2008 für 5,1 Milliarden Euro die zweite Milliardenübernahme in nur zwei Jahren. Teva habe bei der Präsentation vor einer Führungsriege von Ratiopharm auf die langjährige Erfahrung mit Grossübernahmen überwiesen. Alles in allem hat der Konzern seit 2003 mehr als fünf Milliarden Dollar Umsatz zugekauft und dafür über 18 Milliarden Dollar ausgegeben.
Familie Merckle im Verkaufszwang
Der älteste Sohn des Anfang 2009 verstorbenen Adolf Merckle, Ludwig Merckle, muss Ratiopharm verkaufen, um Bankschulden zu tilgen. Im Juni 2009 hatten die mehr als 30 Gläubigerbanken mit der VEM Vermögensverwaltung, die als Konzernobergesellschaft der Ratiopharm-Gruppe fungiert, das Stillhalteabkommen bis Ende 2010 verlängert. Bislang läuft die Entschuldung besser als gedacht: Die Finanzverbindlichkeiten lagen zuletzt bei deutlich weniger als 3 Milliarden Euro. Zum Höhepunkt der Finanzschwierigkeiten der Dachgesellschaften VEM und Spohn Cement hatten sich Schulden von rund fünf Milliarden Euro angehäuft. Vor allem mit der Verringerung seiner Beteiligung am Baustoffhersteller HeidelbergCement auf rund 25 Prozent hat Merckle grossen finanziellen Spielraum verschafft. Die Firmenwelt war überwiegend auf Pump gebaut – den bevorstehenden Zusammenbruch in der Folge der Finanzkrise verkraftete der Vater, Adolf Merckle, nicht und beginn im Januar 2009 Selbstmord.
Ratiopharm von Krise weitgehend verschont
Ratiopharm ist im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz des Kostendrucks im Gesundheitswesen von Gewinneinbrüchen verschont geblieben. Die Erwartungen für 2009 seinen übertroffen worden. Der Umsatz liege mit 1,6 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau, während das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 307 Millionen Euro und damit über Vorjahr und Plan gestiegen sei. Vor allem das internationale Geschäft, das auf über 50 Prozent des Gesamtumsatzes gestiegen ist, habe zu dem sehr guten Jahresergebnis beigetragen. Gleichzeitig habe sich das Geschäft im deutschen Markt besser entwickelt als erwartet. (awp/mc/ps/13)