Textilverband spürt Krise – Rückgang der Bestellungen
Zwar seien Umsätze der Textil- und Bekleidungsindustrie 2008 tiefer als im Vorjahr, sagte der Präsident des Textilverbandes Schweiz (TVS), Max Hungerbühler, am Dienstag vor den Medien in Zürich: «Wir liegen aber immer noch über dem Resultat von 2006, in dem wir einen Umsatz von 4,13 Mrd CHF schafften und dies als gutes Ergebnis bezeichneten.»
Umsätze um bis zu 20 Prozent eingebrochen
«Noch zu Beginn des Jahres waren wir eigentlich recht optimistisch», sagte Hungerbühler: «Wir hätten nie gedacht, dass die Wirtschaftskrise diese Formen annehmen würde.» Im letzten Quartal seien die Umsätze um 15 bis 20% eingebrochen. Dabei hat die Textilindustrie mit einem Minus von 4,1% auf 2,18 Mrd CHF stärker gelitten als die Bekleidungshersteller. Deren Umsätze nahmen um 2,2% auf 2,01 Mrd CHF ab.
Einbussen bei Exporten in alle Hauptabsatzländer
Die unbefriedigende Entwicklung widerspiegele sich auch in den Ausfuhren von Textilien und Bekleidung. Diese schrumpften um 5,1% auf noch 4,18 Mrd CHF. Vor allem die Ausfuhren der Textilindustrie kamen unter die Räder (-7,7% auf 2,05 Mrd CHF). In allen Hauptabsatzländern musste die Branche Einbussen hinnehmen.
Japan wie ein «Lichtstrahl zwischen dunkeln Wolken»
«Einzige Ausnahme war Japan, das mit einem Plus von sage und schreibe 74,7% wie ein Lichtstrahl zwischen dunklen Wolken leuchtet», sagte Hungerbühler. Die Textilausfuhren in die Türkei, Grossbritannien, USA oder Italien gingen um 10% oder mehr zurück.
Exporte der Bekleidungsproduzenten nach China mit Plus von 70 %
Bei den Bekleidungsproduzenten sanken die Exporte um 2,6% auf 2,14 Mrd CHF. Der grösste Markt Deutschland, wohin die Ausfuhren stagnierten, sei eine löbliche Ausnahme, sagte Hungerbühler. In den viertgrössten Markt China schossen die Exporte gar um 70% nach oben. Dagegen sackten die Ausfuhren nach den USA (-16%) und Italien (-14%) ab.
Mehr Beschäftigte
Als Folge der guten Auslastung zu Beginn des Jahres und der damals noch eher ungetrüben Aussichten baute die Branche den Personalbestand um 300 auf 16’700 Stellen aus. Das sind 1,8% mehr als 2007. Auch bei den Betrieben der hiesigen Unternehmen im Ausland sei die Zahl der Arbeitsplätze gewachsen.
Tiefpunkt noch nicht erreicht
Die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise dürften erst im laufenden Jahr voll auf die Branche durchschlagen, sagte Hungerbühler. Im ersten Quartal seien die Umsätze um schätzungsweise -20 bis -25% eingebrochen. Und weitere Einbussen seien zu erwarten.
Kein strukturelles Problem
«Es ist mir wichtig, in aller Deutlichkeit zu unterstreichen, dass die schweizerische Textil- und Bekleidungsindustrie nicht unter strukturellen Problemen leidet, sondern wie viele andere Branchen mit den Konsequenzen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen hat», sagte Hungerbühler. Viele Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren ihre Strukturen an den globalen Markt angepasst.
Kapazitäten müssen reduziert werden
In einer Krise wie der aktuellen müssten aber auch sie ihre Kapazitäten reduzieren. Einige Betriebe hätten bereits Kurzarbeit angemeldet. Eine Wende zum Besseren hänge von der Konjunkturentwicklung ab. Diese werde – wenn überhaupt – jedoch erst für das nächste Jahr erwartet, sagte Hungerbühler. (awp/mc/pg/32)