Von Helmuth Fuchs
Was man nicht besser machen kann, soll man so belassen, wie es ist. Das stimmt vor allem für das musikalische Erbe der Beatles. Kaum eine andere Band hat die Zeitgeschichte so geprägt und gleichzeitig dokumentiert wie die Jungs aus Liverpool. Niemand weiss das so gut wie der oft auch als «fünfter Beatle» bezeichnete Produzent George Martin.
Adel bei der Kleinstarbeit
Zum Abschied seiner Karriere hat der 80-Jährige, 1996 von Königin Elizabeth II. wegen seines «ausserordentlichen Beitrags zur englischen Popkultur» Geadelte und von Paul McCartney, Yoko Ono, Olivia Harrison und Ringo Starr Ermutigte ein Werk geschaffen, an dem keine Beatle-Interessierte vorbei kommen werden. In akribischer Kleinstarbeit hat er zusammen mit seinem Sohn Giles Martin das gesamte Ton-Archivmaterial der Beatles gesichtet und aus über 100 Beatles-Songs extrahierten sie Sequenzen, verwoben sie miteinander und verliehen den Original-Aufnahmen eine Frische und Ausdruckskraft, welche die Beatles schadlos in die heutige Zeit transformieren.
Die Unveränderlichkeit der Bücher
Paul McCartney zeigte sich begeistert, dass das musikalische Erbe der heutigen Generation in der aktuellen Form präsentiert werden kann. Er verstieg sich in eine leicht arrogante Aussage, dass Bücher, einmal geschrieben, sich nicht mehr wandeln, während ihre Musik Generationen überspringen und immer wieder aktualisiert werden könne. Schön ist, dass es von den Beatles nun beides gibt. Die authentische Originalprägung auf Vinyl und die modernisierte Sammlung von Georg Martin.
Puzzle aus Originalteilen
Alles, was man auf dem Album hört, wurde zu hundert Prozent von den Beatles selbst eingespielt. Mit der Ausnahme eines Streicherarrangements, das Sir Martin zur Unterstützung der Demo-Version von ‹While My Guitar Gently Weeps› schrieb. Nebst einer regulären Stereo CD gibt es auch eine 5.1-Surround Audio DVD, auf der die Präzision der Musik und die genialen Arrangements von Vater und Sohn Martin besonders gut zur Geltung kommen.
Referenzaufnahme für Generationen
Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die noch lebenden Beatles oder die Verwalter des Erbes ihr Archiv in den nächsten Jahren nochmals für ein ähnliches Projekt zugänglich machen werden. So ist die vorliegende «Love» nicht nur ein Abschiedsgeschenk von Sir Martin an die Musikhörer und sein persönliches Arbeitsende, sondern wahrscheinlich nebst den Originalen auch die gültige Referenzaufnahme für einige Generationen von Beatles-Hörern. Herzlichen Dank Sir Martin und ja, All we need is Love.
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