Mit dem Architekten Jean Nouvel und dem Hotelier Urs Karli haben sich in Luzern zwei Besessene gefunden und zusammen eine neue Grenze für Coolness in der Hotellerie definiert. The Hotel, für urbane Filmenthusiasten weltweit die erste Hotel-Adresse.
Von Helmuth Fuchs
Ein lebendiges Gemälde aus FilmsequenzenJean Nouvel gelang es, mit The Hotel eine ähnliche Wirkung zu erzielen wie mit dem nahen Kultur- und Kongresszentrum: Seine Gebäude sind eigenständige Kompositionen, die eine grandiose Wirkung haben, aber immer zugunsten der Funktion zurücktreten können. The Hotel ist ein lebendiges Gemälde aus filmischen Sequenzen, eine stilistisch märchenhafte Zitatensammlung verschiedener Filmszenen. Für die Renovation wurde das Gebäude vollständig ausgehöhlt. Die Hülle in beigem Sandstein blieb erhalten und dient als Kontrast zur Farbigkeit der grossflächigen Deckengemälde in den Zimmern.
Die Reception aus Chromstahl, Decke und Boden aus edlem dunkeln Holz, die Wände in warmen Erdtönen und kein einziger unnützer Gegenstand, so weit das beruhigte Auge sieht. Dem Gast wird signalisiert: Wir kümmern uns um die schnelle und umfassende Erfüllung all deiner Wünsche, kümmere du dich um die Erholung deines Geistes und deiner Seele. Es ist Alles da, in Perfektion, um nicht zu sein.
Aussen ist innen ist nichtWer The Hotel betritt erfährt eine Veränderung seiner Wahrnehmung. Chromstahl, Spiegel, schräg verlaufende Flächen brechen die Sehgewohnheit, um sie neu zu schärfen. Die Strasse wird mit raffinierter Spiegeltechnik im Bam Bou nach innen geholt, die Leute draussen betrachten die im Innern sich abspielenden Szenen wie ein Bühnenstück. Alle sind Teil von Allem, ohne sich aktiv beteiligen zu müssen. Versetzte Ebenen wie die Lounge schaffen Beobachtungsplattformen und Bühnen in einem. Der Beobachter ist immer auch der Beobachtete. Die Magie eines grossen Spiels. Mit der Lounge als Laufsteg für die In-People Luzerns hat Urs Karli nebst der PenthouseBar, der Casablanca Bar und dem Pravda eine weitere Insel für Trendsetter und Gefühls-Kosmopoliten geschaffen. Die neue Open Air Lounge erweitert die Szenerie nach draussen und bezieht die Parkanlage mit ein. Ein neuer Fixstern in Luzerns lauen Sommernächten.
Inszenierte Leere für magische EmotionenUrs Langenegger, der Direktor, der als perfekter Gastgeber Gerüchten zufolge ebenfalls von Jean Nouvel erschaffen wurde, hat mir das Zimmer 5201 reserviert. Wie konnte er meine Passion für das Thema Stierkampf erahnen, wie wissen, dass ich fasziniert bin von Almodovars Höllenritten am Rande des Wahnsinns? Wie auch immer, eine perfekte Wahl. Nach dem Check-In (genau so muss das gemacht werden in einem Stadthotel. Schnell, ohne grosse Gesten wird einem Alles abgenommen, der Wagen wegparkiert) schleust uns der Lift in die läuternde Kargheit des Ganges (Silber und Stahl). Dann die Dramatik des grossartigen Zimmers. Das Deckenbild aus Almodovars «Matador» beherrscht den Raum, verfliesst teilweise mit den Wänden. Die vielfältigen Rottöne des Gemäldes, des Holzbodens, des Ledersessels erinnern an das pulsierende und das versiegende Leben, das sprudelnde helle und das schwere dunkle Blut, arteriell und venös, kommend und gehend. Die Materialien sind ausgesucht, das Beste und Reinste. Jedes Möbel ein spezieller Wurf von Nouvel, Alles in einer klaren funktionalen Sprache. Das kongeniale Farbkonzept stammt von Alain Bony. Kein Raum für Ablenkung, keine Verzierung. In der gnadenlosen Reduktion auf das Wesentliche mag Nouvel vielen kalt erscheinen, doch bietet genau die dadurch entstehende Leere ungeheuren Raum für Emotionen.
Noté algo muy extraño, me sentí vacía y fuera de mi cuerpo (Ich bemerkte etwas sehr Seltsames, ich fühlte mich leer und als ob ich ausserhalb meines Körpers sei)
Man nimmt Platz auf dem roten Ledersessel, der Blick wandert zu Diego, dem Matador, der sich hingebenden Maria, und plötzlich formen sich die Bretter des dunklen Parketts zur Arena und das Leben wird für kurze Zeit zur Corrida. Ideale und Ideen bekämpfen sich in den drei Durchgängen (Tercios), der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Der Kampf schafft Klarheit, die grossen Würfe (das grosse Tuch, die Capote) machen Platz für kleinere, präzisere Bewegungen (das kleine Tuch, die Muleta). Und wie bei der echten Corrida gewinnen Stier und Matador bei gut geführtem Kampf ein Stück Unsterblichkeit und sind doch beide dem Tod geweiht, nur zu unterschiedlichen Zeiten. Am Ende der Corrida, zum Schluss des Films und einen kurzen Augenblick lang im Zimmer 5201 kehrt die tiefe Ruhe der letzten Gewissheit, der anhaltenden Liebe zum Leben ein.
Es gibt Räume, die mit Magie gefüllt sind und diese dem Besucher übermitteln. The Hotel hat 25 davon.
Andrew Clayton, der Herrscher der FinsternisWo alle Räume so aussergewöhnlich sind, ist auch das Restaurant etwas Spezielles. Das im Untergeschoss gelegene Bam Bou wird mit raffinierter Spiegeltechnik mit der Aussenwelt verbunden. Die Geschehnisse von aussen werden nach innen gespiegelt. Innen blendet das dominierende Schwarz alles Unwesentliche aus. Das weisse Geschirr rückt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wie kleine Altarflächen bieten sich die Teller an, damit auf Ihnen optische und geschmackliche Köstlichkeiten zelebriert werden können. Die Servicemitarbeiter, auch sie alle in Schwarz gekleidet, werden reduziert und fokussiert auf Gesichter und Hände. In einem surrealen Ballet tanzen lächelnde Gesichter und flinke Hände durch den Raum und zaubern asiatisch und französisch inspirierte Kompositionen auf die Teller. Dem Küchenchef Andrew Clayton gelingt die Fusion mit erstaunlicher Leichtigkeit und Perfektion. Die 14 GaultMillau Punkte sind fast Nebensache, denn eine solche Küche in einem so aussergewöhnlichen Raum findet sich sonst nirgends. Ich liess mir zuerst das hervorragende Sushi und Sashimi schmecken, auch optisch ein fantastisches Gemälde. Danach das «Dancing Beef», ein dünn aufgeschnittenes brasilianisches Rindsfilet an einem erfrischenden Zitronen-Senf-Wasabi Dressing, mit Kartoffelstock und eingelegtem Ingwer. Die thematische Fortführung des Sushi, der spätere Übergang zum Deckengemälde, Alles fliesst. Als Wein einen Penfold Bin2 (60% Shiraz, 40% Mourvedre) Jahrgang 2001 im Offenausschank. Zum Abschluss eine traumhafte Komposition von fünf hausgemachten Sorbets (Kaffirlimetten mit schwarzem Pfeffer, Pfirsich mit Sake, Prosecco-Minze mit gehackten Pistazien, Passionsfrucht mit Sternanis, Erdbeer-Kokosnuss). Im Hintergrund flirrt das Leben der Strasse, hinuntergespiegelt in die Dunkelheit, hinter glänzendem Chromstahl wirbeln die Herrscher der Finsternis mit den Töpfen.
«Wissen um Reinheit und Ruhe ist das Richtige für die Welt». So ist es, Monsieur Nouvel.
Die WunschlisteZum Glück gibt es auch in diesen unglaublichen Räumen noch subjektiv einen Spalt zur Perfektion. Die Farbgestaltung des Badezimmers zum Beispiel. Hier wäre der Mut zum Schwarz des Raumes oder zum Rot der Capote der letzte wünschbare Schritt. Nur schon die Vorstellung des blutroten oder schwarzen Badezimmers fährt wie ein kühler Schauer über die Haut. Ebenso werden die angekündigten Fernseher im Flat-Screen Design die schon fast spirituelle Brillanz der Suiten noch verstärken. Und vielleicht gibt es das nächste Mal eine noch etwas grössere Auswahl der ansonsten sehr spannenden Weinkarte im Offenausschank. So viel Egoismus darf sein bei einem ansonsten perfekten Hotel.
Ausführliches Gespräch mit Urs Karli
Zusammen mit Jean Nouvel hat der Doyen der Luzerner Hotellerie ein Design-Prunkstück geschaffen. Im Moneycab Interview erzählt Urs Karli über seine Zusammenarbeit mit dem Stararchitekten, und welche Pläne er in Luzern noch hat. Weiter…Das Moneycab Rating
Das Moneycab Rating stützt sich auf folgende Kriterien:1Persönliche Erfahrung der(s) Moneycab Testerin/Testers2Wertung der grossen Hotelführer3Wertung der grossen Restaurantführer4Zugehörigkeit zu führenden Hotelvereinigungen5Qualitätskontrollen führender Hotelvereinigungen
Einfach Perfekt
Sehr gut
Gut
Akzeptabel
Nein, so nichtInfo & AdresseDas HotelKategorieKeine Angabe
Deluxe Boutique Hotel designed by Jean Nouvel ParisZimmer25AdresseSempacherstrasse 14
6002 LuzernTelefon +41 41 226 86 86Fax +41 41 226 86 90E-Mailinfo@the-hotel.chInternetwww.the-hotel.chLeitungUrs LangeneggerGeöffnetGanzes Jahr
Die Preise*Zimmerpro NachtDeluxe Studio390 Franken (Sommer)
330 Franken (Winter)Corner Junior Suite460 Franken (Sommer)
390 Franken (Winter)Garten & Park Deluxe Suite510 Franken (Sommer)
440 Franken (Winter)*Preise exklusive Frühstück
Architektur & Design
The Hotel ist weltweit bisher das einzige Hotel von Jean Nouvel und als «Deluxe Boutique Hotel» ein echtes Schmuckstück. Das einmalige Werk des Pariser Architekten liegt in der Nähe der Ikone «Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL)» in einer schönen Parkanlage inmitten der Stadt. The Hotel setzt neue Massstäbe in der Interpretation eines Designhotels. Hier stimmt auch das letzte Detail.
Führung & Personal
Mit Urs Langenegger hat Urs Karli einen hervorragenden Direktor für The Hotel gefunden. Mit Begeisterung packt er überall mit an, ist Teil der Szenerie und seines aufgestellten Teams. Ob Koch, Empfangs- oder Servicemitarbeiterin, alle identifizieren sich spürbar mit ihrem Hotel und dem Lebensgefühl in diesem einmaligen Haus. Alle Wünsche der Gäste werden schnell und mit einem Lächeln erfüllt.
Essen & Trinken
Die mit 14 GaultMillau Punkten ausgezeichnete Küche bietet optisch und geschmacklich eine hervorragende, weil eigenständige Leistung. Die Erfahrung im Bam Bou lässt sich mit nichts vergleichen. Die Kreativität von Andrew Clayton in der Mischung von französischer Tradition und asiatischer Leichtigkeit lässt noch auf viel hoffen.
Umgebung & Freizeit
Luzern, die Leuchtenstadt am Vierwaldstättersee, bietet eine überaus reiche Kulturszene, historische Bauten in einem schönen Stadtkern, eine phantastische Naturkulisse. Pilatus, Titlis, Rigi, der See, der Bürgenstock sind nur einige der nahen Ausflugsziele. Sommer und Winter haben beide ihre eigenen Reize und Attraktivität. Am Abend locken Theater, klassische Konzerte im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL), dem Meisterwerk von Jean Nouvel und zahlreiche In-Places wie das Pravda, die Penthouse Bar, die Casablanca Bar oder eben die Lounge in The Hotel. Die Lebensfreude der einheimischen Jugend und der zahlreichen Touristen bilden den idealen Nährboden für das aufgeweckte und neugierige Lebensgefühl in «Lozärn».