Die Ausstellung „The Last Picture Show“ will die feine Linie zwischen KünstlerInnen, die Fotografen sind, und KünstlerInnen, die Fotografie gebrauchen, überschreiten und den Spuren des Konzeptuellen in der Nachkriegspraxis der Fotografie folgen
Künstler verwenden Fotografie 1960–19821976 schrieb die Kunstkritikerin Nancy Foote: „Für jeden Fotografen, der als Künstler arrivieren will, gibt es einen Künstler, der das Risiko läuft, sich in einen Fotografen zu verwandeln.
Charles Ray Plank Piece II (Plankenstück), 1973, 2 Silbergelatine-Abzüge, auf Stoffplatte montiert, je 100 x 68,5 cm Collection Kiki Smith, New York © Charles Ray
Der Fokus vom ersten Aufscheinen des Konzeptuellen bei Künstlern wie Bernd und Hilla Becher, Bruce Nauman, Edward Ruscha hin zum Höhepunkt in der Kunstwelt der siebziger und frühen achtziger Jahre bei bildtheoretischen Künstlern wie Martha Rosler, Richard Prince und Cindy Sherman ssind das Zentrum der Ausstellung.
Die Spannenden 20-er Jahre
Die Ausstellung will diese höchst bedeutungsvollen und spannenden zwanzig Jahre vorführen, in denen KünstlerInnen das Medium der Fotografie aufgegriffen und für ihre vielfältigen Zwecke gebraucht haben.
In dieser grossen – Halle, Galerie und Sammlung umfassenden – Ausstellung mit Werken von 57 KünstlerInnen sind u.a. ebenfalls vertreten: Vito Acconci, John Baldessari, Christian Boltanski, Valie Export, Hans-Peter Feldmann, Fischli Weiss, Gilbert & George, Yves Klein, Barbara Kruger, Gordon Matta-Clark, Sigmar Polke, Charles Ray, Jeff Wall, Andy Warhol und William Wegman. (fmw/mc/th)
Die Verwandlungskünstlerin Cindy Sherman
Untitled Film Still #34 (Filmstill, ohne Titel Nr.34), 1979
Silbergelatine-Abzug, 25,4 x 20,3 cm, Courtesy the artist and Metro Pictures, New York
© Cindy Sherman
Der starke Denker Bruce Nauman
Bound to Fail (Muss schiefgehen) aus dem Portfolio Eleven Color Photographs, 1967-67 /1970, C-Print, 50 x 59,7 cm,
Museum of Contemporary Art, Chicago; Gerald S. Elliott Collection
© 2003 Bruce Nauman / Artists Rights Society (ARS), New York
Fotomuseum
THE LAST PICTURE SHOW
Künstler verwenden Fotografie 1960-1982
27. November 2004 – 20. Februar 2005
Fotomuseum Winterthur (Halle, Galerie, Sammlung)
Grüzenstrasse 44 + 45
CH-8400 Winterthur
Telefon +41 52 233 60 86
Infoline +41 52 234 10 34
E-Mail fotomuseum@fotomuseum.ch
Öffnungszeiten Ausstellungen
Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr, Mittwoch 11-20 Uhr, Montag geschlossen
www.fotomuseum.ch
Intention der Sammlung
Das Fotomuseum Winterthur baut primär eine zeitgenössische Sammlung auf. Sie setzt ein mit einem umfangreichen Konvolut von Werken von Robert Frank, geht dann über die sechziger und siebziger Jahre – mit Werken von Lewis Baltz, Larry Clark, William Eggleston, Valie Export, Hans-Peter Feldmann, Peter Hujar, Urs Lüthi –, in die achtziger Jahre – mit Nobuyoshi Araki, Richard Avedon, Hans Danuser, Seiichi Furuya – und nähert sich der Gegenwart mit Andreas Gursky, Thomas Ruff, Boris Mikhailov, Gilles Peress, Vanessa Beecroft, Paul Graham, Jean-Louis Garnell, Jitka Hanzlová, Roni Horn, Günther Selichar, Daniele Buetti, Nicolas Faure, Katrin Freisager, Claudio Moser, Christoph Rütimann, Annelies Štrba usw.
Das aktive Sammeln beschränkt sich aus zwei Gründen auf diesen Zeitraum: Erstens ist der Markt für die Geschichte der Fotografie ausgetrocknet und überteuert; zweitens entspricht es nicht der Konzeption des Fotomuseums Winterthur Einzelbilder zu kaufen, vielmehr versuchen wir Werkgruppen zu erwerben; und drittens ist es inhaltlich begründet, da mit Sammeln einzusetzen, wo in der Fotografie und in der Wahrnehmung der Fotografie ein Paradigmawechsel stattfindet, wo Fotografie zumindest auch als ein Medium der Kunst akzeptiert wird. Diese zeitliche Limitierung kann durch gewichtige Schenkungen verändert werden.
Das Fotomuseum Winterthur stellt nicht nur zeitgenössische FotografInnen und KünstlerInnen und Beispiele aus der Fotogeschichte vor, es widmet sich auch dem Gebrauch der Fotografie im 19. und 20. Jahrhundert, arbeitet die so genannt angewandte, häufig anonyme Auftragsfotografie, welche für die verschiedensten Zwecken eingesetzt wird, unter klar definierten Fragestellungen auf. So stellte die grosse Ausstellung «Industriebild – Der Wirtschaftsraum Ostschweiz in Fotografien von 1870 bis heute“ die Frage nach der Rolle der Fotografie für das Image der Schweizer Industrie als einer präzisen und effizienten Industrie. Andere Ausstellungen befragten frühe Polizeifotografie, Dammbaufotografie, Medizinfotografie nach ihrem Stellenwert und ihrer Funktion in der Gesellschaft. Diese Beschäftigung hat zu einem eigentlichen Archiv der Gebrauchsfotografie geführt. Der leider unterschätzte Status dieser Fotografie spiegelt sich im Umgang mit den Fotos: Sie werden in den Firmenarchiven oft schlecht gelagert und bei der ersten Firmenkrise entsorgt. Mit dem Archiv, das gegenwärtig einen grossen Industrienachlass der Firma Von Roll und kleinere Nachlässe umfasst, will das Fotomuseum Winterthur eine Art Auffangstation für Fotografie aus der Arbeits- und Produktewelt sein.