Thomas Cook plant Zukäufe in Russland und China

Dies sagte der Chef des Thomas-Cook-Mutterkonzerns Arcandor, Thomas Middelhoff, am Sonntag bei der Touristik-Tochter im britischen Peterborough. Die künftige russische Tochtergesellschaft solle sowohl das Veranstaltergeschäft als auch eine eigene Vertriebsorganisation umfassen, sagte Thomas-Cook-Chef Manny Fontenla-Novoa. Für China plant Thomas Cook ein ähnliches Modell.


Übernahme von Elegant Resorts
Am Montag verkündete Thomas Cook zudem eine kleinere Übernahme. Der Konzern kauft den britischen Luxusreisen-Anbieter Elegant Resorts für einen ungenannten Preis von dessen Gründern. Elegant Resorts beförderte den Angaben zufolge im vergangenen Jahr 20.000 Passagiere und kam auf ein Bruttogesamtvermögen von 22,3 Millionen britischen Pfund (28,3 Mio Euro). Thomas Cook will mit dem Zukauf sein Segment Individualreisen stärken. Dabei hat das Unternehmen Thomas Cook, das zu 52 Prozent im Besitz von Arcandor ist, laut Fontenla-Novoa einen «erheblichen Betrag» für eine grössere Übernahme zur Verfügung. Es handle sich um mehr Geld als die 375 Millionen Euro, welche die an der Londoner Börse notierte Thomas Cook jüngst für einen Aktienrückkauf eingesetzt hatte. Allerdings werde eine solch grosse Übernahme voraussichtlich nicht mehr dieses Jahr stattfinden.


Langfristige Investitionen
Die Investitionen in die Wachstumsmärkte wie Russland müsse man auf lange Zeit sehen, sagte Fontenla-Novoa. Dies gelte auch für Indien und den Nahen Osten, wo Thomas Cook vor einem Monat seine frühere Tochtergesellschaft Thomas Cook India, einen Ableger in Ägypten und Markenrechte für mehrere Staaten für bis zu 249 Millionen Euro von einem Investor zurückgekauft hatte. «Der indische Markt wächst um 14 Prozent pro Jahr. Wir mussten eine hohe Prämie zahlen», sagte Fontenla-Novoa. Der Umsatz der beiden erworbenen Unternehmen hatte sich zuletzt lediglich in zweistelliger Millionenhöhe bewegt.


Einstieg bei Air Berlin geplant
Die geplanten Fusionen unter den deutschen Fluggesellschaften dürften Thomas Cook das Geschäft erleichtern. Durch den Verkauf der Thomas-Cook-Tochter Condor an Air Berlin und den geplanten Zusammenschluss des Lufthansa-Ablegers Germanwings mit der TUI-Tochter TUIfly würden Überkapazitäten aus dem Markt genommen, sagte Fontenla-Novoa. Thomas Cook will nach dem Verkauf von Condor an Air Berlin bis zu 29,99 Prozent an der fusionierten Fluggesellschaft halten. Der am Freitag verkündete Einstieg des russischstämmigen US-Milliardärs Leonard Blawatnik bei Air Berlin soll daran nichts ändern. Der Plan werde durchgezogen, sagte Arcandor-Chef Thomas Middelhoff. Blawatniks Firma Access Industries will 18,56 Prozent an Air Berlin erwerben. Diesen Anteil hatte Air-Berlin-Hauptaktionär Vatas zuvor abgestossen.


Konsolidierung erwünscht
Unter den deutschen Reiseveranstaltern würde Fontenla-Novoa eine Konsolidierung ebenfalls begrüssen, sieht aber derzeit keine Chance dazu. Thomas Cook ist nach Branchenprimus TUI die Nummer zwei auf dem deutschen Markt. An dritter Stelle steht der genossenschaftlich organisierte Handelskonzern REWE mit Marken wie Dertour, ITS und Tjaereborg. Der Branchenvierte alltours ist in Privatbesitz. Da beide nicht verkaufen wollten, könne er nichts tun, sagte der Thomas-Cook-Chef. Feindliche Übernahmen wolle er ohnehin nicht.


Risikofaktor Treibstoffpreise
Bei seinen Gewinnzielen sieht sich Thomas Cook auf Kurs. Er sei zuversichtlich, im Geschäftsjahr 2009/10 einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 620 Millionen Euro zu erzielen, sagte Fontenla-Novoa. Die Buchungszahlen lägen derzeit in ganz Europa über denen der Vorjahre. Die grössten Gefahren für die Gewinnentwicklung sieht Fontenla-Novoa in der Entwicklung der Treibstoffpreise und der Währungskursentwicklung zwischen britischem Pfund und dem Euro. Thomas Cook erzielt einen wesentlichen Teil seines Umsatzes in Grossbritannien und muss für die in Pfund erzielten Einnahmen Leistungen in Euro einkaufen, etwa für Übernachtungen am Mittelmeer. Ein niedriger Pfund-Kurs wäre dabei von Nachteil. (awp/mc/ps)

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