Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Eichler, das Zusammengehen mit der Liechtensteinischen Landesbank (LLB) scheint harmonisch zu verlaufen, ohne Absichten zu Stellen-Abbau oder -Verschiebungen nach Liechtenstein. Für das weitere Wachstum der Bank Linth ist vor allem der Wirtschaftsraum Zürich interessant. Welche Kundensegmente wollen Sie hier mit welchen Dienstleistungen angehen?
Thomas Eichler: Wir haben bereits im Dezember 2006 angekündigt, vermehrt Kunden entlang dem Zürichseebecken Richtung Stadt Zürich gewinnen zu wollen. Neben den bisherigen Kunden unserer Bank – Privatpersonen und Firmen – wollen wir in dieser Region auch unsere Stellung im Private Banking verstärken. An diesem Interesse hat sich seither nichts verändert. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir auch Kunden in zusätzlichen Regionen ein Angebot unterbreiten werden. Verschiedene Gremien untersuchen zurzeit die beste Wachstumsstrategie für die Bank Linth.
«Die Abwehr der GLKB-Avancen verursachten uns externe Kosten in der Höhe von über 1,3 Mio. Franken.» Thomas Eichler, CEO Bank Linth
Die Übernahme durch die LLB verlief nicht ohne Störungen. Vor allem die Glarner Kantonalbank (GLKB) wollte die Bank Linth zum Zusammengehen zwingen. Welche Kosten sind der Bank Linth durch die Abwehr der unfreundlichen Übernahmeversuche entstanden und wie wurden diese Kosten verbucht?
Die Abwehr der GLKB-Avancen verursachten uns externe Kosten in der Höhe von über 1,3 Mio. Franken. Dieser stolze, unter der Position «Ausserordentlicher Aufwand» verbuchte Betrag widerspiegelt somit nicht die enormen Zusatzleistungen, die unsere Mitarbeitenden erbringen mussten, um die feindlichen Avancen abzuwenden – teilweise zulasten des ordentlichen Geschäfts.
Nebst dem unfreundlichen Angebot der Glarner Kantonalbank gab es verschiedene andere potentielle weisse bis graue Ritter, welche an einer Übernahme der Bank Linth interessiert waren. Wie kam letztlich die Lösung mit der LLB zustande und ab wann gaben Sie die Variante der Selbstständigkeit auf?
Ausschlaggebend für die Beschleunigung der zuvor schon geführten Gespräche mit der LLB war die Überlegung, dass die Bank Linth nach erfolgreicher Abwehr der GLKB-Avancen – davon waren wir fest überzeugt – nicht mehr zur Ruhe kommen würde. Wie bereits erwähnt, band der Abwehrkampf gegen die GLKB erhebliche Ressourcen innerhalb der Bank Linth. Längerfristig hätten wir uns das schlicht nicht leisten können. Zudem konnten wir – zwar unter Zeitdruck – aus einer Position der Stärke verhandeln und unattraktive Angebote ablehnen. Ob dies auch in fünf bis zehn Jahren der Fall sein würde, war für uns unklar. Entscheidend für das Angebot der LLB waren die zugesicherte hohe unternehmerische Eigenständigkeit, die Tatsache fehlender räumlicher Überschneidungen, das hervorragende Know-how und Renommee der LLB im Private Banking. Auch ein knappes Jahr nach Beginn des Übernahmekampfs sind wir davon überzeugt, dass wir den richtigen Entscheid gefällt haben – für unsere Aktionäre, unsere Kunden, unsere Mitarbeitenden und unsere Partner.
In der ganzen Geschichte der Übernahme gab es erfreuliche und weniger erfreuliche Momente. Was ist aus Ihrer Sicht gut gelaufen, was bleibt negativ als Erinnerung zurück und was würden Sie im Nachhinein anders machen?
Es klingt vielleicht überheblich, aber ich finde, die Bank Linth hat sich in der ganzen Phase des Übernahmekampfs sehr gut verhalten. Wir haben stets rasch reagiert, ehrlich kommuniziert und zwar gegenüber den Medien wie gegenüber den Aktionären und Kunden und wir haben uns immer sachbezogen geäussert und auf jegliche Polemik verzichtet. Höhepunkt war aus unserer Sicht die Informationsveranstaltung am 9. Januar 2007 in der Diners Club Arena in Rapperswil-Jona. Innert fünf Wochen organisierten wir einen Anlass für 1700 Aktionäre, von denen uns nachher viele mitteilten, dieser sei entscheidend für ihre Unterstützung der LLB gewesen. Insofern würden wir alles noch einmal so machen.
Negativ bleibt uns einzig in Erinnerung, wie viel Geld man ausgeben muss, um einen Angriff abzuwehren, der von Anfang an wenig Aussicht auf Erfolg hat.
Die Kooperation mit der Bank Wegelin wird auf Ende Jahr aufgekündigt, da Sie neu das Research von der LLB beziehen. Welche weiteren Kooperationen stehen zur Überprüfung an und wo sehen Sie weiteres Synergiepotential mit der LLB?
Wie bereits mehrfach mitgeteilt, streben wir als Mitglied der LLB-Gruppe in erster Linie ein verstärktes Wachstum an. Um dieses auszuloten, lancierten die LLB und wir das Projekt «2gether». Dieses Projekt hat die eine oder andere interessante Wachstums-, aber auch Sparmöglichkeit identifiziert. Nun sind wir daran, Umsetzungsschritte zu unternehmen. Sobald diese angemessen gereift sind, kommunizieren wir unsere Massnahmen gerne. Noch ist es dafür aber zu früh.
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Mit nur drei Mal so viel Mitarbeitern erwirtschaftet die LLB den zehn Mal höheren Gewinn wie die Bank Linth (246 Mio. CHF vs. 25 Mio. CHF), hat eine rund vier Mal höhere Bilanzsumme und ein rund fünf Mal höheres Eigenkapital. Wie wird der Zahlendruck die Entwicklung der Bank Linth in den kommenden Jahren beeinflussen? Weg von der Regional, hin zur Privatbank?
Die LLB-Gruppe ist insgesamt in ganz anderen Geschäftsfeldern aufgestellt als die Bank Linth. Beispielsweise geht der Margendruck im Hypothekarbereich auch an der LLB nicht spurlos vorbei, hat aber viel geringere Auswirkungen auf das Gesamtergebnis als bei der Bank Linth, wo das Hypothekargeschaft den Löwenanteil der Einkünfte ausmacht. Daher sind die unterschiedlichen Gewinnbeiträge nur logisch.
Dass die neue Besitzerin gewisse Erwartungen an uns stellt, ist aber ebenso logisch. Diese beeinflussen unsere Entwicklung in der schon beschriebenen Weise: Wir wollen wachsen! Es ist aber noch zu früh, um zu sagen, in welche Richtungen dieses Wachstum erfolgen soll. Diese «Roadmap» wird zurzeit erarbeitet.
Bis anhin hat sich die Bank Linth dem Grundsatz «Rentabilität vor Wachstum» verschrieben. Was wird sich daran in der neuen Konstellation mit der LLB ändern, in der Annahme, dass die Wachstumsziele der LLB in Zukunft vermehrt auch für die Bank Linth gelten werden?
Der Grundsatz «Rentabilität vor Wachstum» trifft weiterhin voll und ganz auf uns zu. Nur mit einer gesunden Bank Linth kann die LLB-Gruppe ihre angestrebten Ziele erreichen.
«Die Bank-Linth-Aktie ist für uns weiterhin ein wichtiges Instrument, um unsere Verankerung in der Region zu manifestieren.» Thomas Eichler
Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, bei dem Sie im letzten Halbjahr den Erfolg um 12,6 % auf 8.15 Millionen CHF steigern konnten, weisen Sie im Vergleich mit anderen Banken (Kantonalbanken) einen eher tiefen Wert aus (18,9 % des Erfolges, Branche bei 25% – 35%). Haben Sie Pläne, den Anteil des Kommissionsgeschäft am Gesamterfolg zu steigern und wie sehen diese konkret aus?
Ja. Wir haben, als wir die Kooperation mit Wegelin aufnahmen, kommuniziert, dass wir mit diesem Schritt unsere Kompetenzen im Anlagegeschäft verstärken und den Anteil dieser Erträge auf den Branchenschritt erhöhen wollen. Wir haben uns bereits in diese Richtung verändert, lag doch der Anteil dieser Erträge im Jahre 2005 noch bei knapp über 15%. Unsere Ankündigung, nun auch vermehrt Kunden entlang dem Zürichseebecken Richtung Stadt Zürich gewinnen zu wollen, vor allem im Private Banking, zielt unverändert genau in diese Richtung. Zudem schliessen wir schon gesagt nicht aus, dass wir Kunden in zusätzlichen Regionen ein Angebot unterbreiten werden.
Während im letzten Halbjahr das Hypothekargeschäft zum Wachstum beitrug, sehen die Aussichten für das kommende halbe Jahr mit den angekündigten Zinserhöhungen nicht mehr ganz so gut aus. Welchen Einfluss erwarten Sie auf das Gesamtergebnis und wo soll die Abschwächung im Hypothekargeschäft kompensiert werden?
Das Hypothekargeschäft wird auch in diesem Jahr zum Wachstum beitragen, mittelfristig bin ich zudem auch sehr zuversichtlich bezüglich des Zinsengeschäftes. Wie erwähnt, wollen wir im Anlagegeschäft überproportional wachsen, um einen Teil der Margenverengung im Hypothekargeschäft aufzufangen.
Sowohl die Bank Linth (LINN) als auch die LLB (LLB) sind börsenkotiert. Wie sieht hier die Planung aus, werden beide Titel kotiert bleiben oder gibt es eine Konsolidierung?
Beide Titel bleiben börsenkotiert, die Dekotierung der Bank-Linth-Aktien ist kein Thema. Die Bank-Linth-Aktie ist für uns weiterhin ein wichtiges Instrument, um unsere Verankerung in der Region zu manifestieren. Gleichzeitig schätzen unsere Aktionäre die Möglichkeit sehr, auf diese Weise mit uns verbunden zu bleiben – auch, weil sie dank dem Aktionärskonto der Bank Linth sehr vorteilhafte Konditionen geniessen?
Vor der Übernahme durch die LLB zeichnete sich die Bank Linth durch ein sehr breit gestreutes, lokal verhaftetes Aktionariat aus. Die meisten Kunden waren zugleich Aktionäre der Bank. Wie glauben Sie, wird sich das Verhältnis der lokalen Bevölkerung zur Bank Linth ändern, wenn sie nicht mehr Aktionäre der Bank sind?
Die Situation ist fast die gleiche geblieben, wie sie vor der Übernahme schon war. Zählten wir Ende 2006 insgesamt 11’600 Aktionäre, so sind es heute bereits wieder über 8’900, Tendenz steigend. Die breite Streuung ist also weiterhin gegeben. Und wir gehen nicht davon aus, dass sich dies ändern wird.
Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Gesundheit und ab und zu ein bisschen mehr Zeit für mich selbst.
Zur Person
Thomas Eichler absolvierte ein Studium in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Zürich, welches er 1981 mit dem Lizentiat abschloss.
Von 1982 bis 2000 war er bei der UBS AG tätig. Neben verschiedenen Funktionen im Firmenkundengeschäft war er von 1994 bis 1996 verantwortlich für die Tresoreriebelange der Region Schweiz, von 1996 bis 1999 Leiter des Produkt- und Prozessmanagements des Ressorts Kredite, Firmenkunden und Banken Schweiz und schliesslich wurde ihm 1999 die Leitung des interdisziplinären Projektes «KMU-Initiative Schweiz» übertragen.
Thomas Eichler ist seit dem 1. Januar 2001 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bank Linth. In dieser Funktion obliegen ihm die Gesamtleitung der Bank sowie das Ressort «Bankleitung». Dieses umfasst u. a. die Bereiche Controlling, Personal, Marketing & Kommunikation und Compliance. Er übt keine Verwaltungsratsmandate oder politischen Ämter aus.
Bank Linth
Die Bank Linth bietet ihren Privat- und Firmenkunden das umfassende Angebot einer modernen Universalbank. Mit einer Bilanzsumme von CHF 3’826 Mio. (per 31.12.2006) ist sie die grösste Regionalbank der Ostschweiz. Im Geschäftsjahr 2006 erwirtschaftete die Bank mit 213.9 Mitarbeitenden (umgerechnet auf Vollzeitstellen) einen Reingewinn von CHF 20.2 Mio.
Die Bank Linth betreut ihre Kunden zwischen Uetikon am See und Bad Ragaz in vier Wirtschaftsräumen mit insgesamt 22 Geschäftsstellen. Dabei tritt sie als kompetente, kundennahe und regional engagierte Finanzpartnerin auf, die ihren Kunden dank der partnerschaftlichen Vernetzung ein einzigartiges Angebot macht.
Das börsenkotierte Unternehmen befindet sich im Besitz von mehr als 8’600 Aktionären, die überwiegend in der Region leben. Dieses breit gestreute Aktionariat dokumentiert die grosse Verankerung der Bank Linth in der Bevölkerung. Im Gegenzug pflegt die Bank Linth eine besonders enge Beziehung zu ihren Aktionären und zur Region.