von Patrick Gunti
Herr Villiger, die Mepha Gruppe hat den Umsatz 2007 dank dem internationalen Geschäft um 4,3 % steigern können. In der Schweiz hingegen mussten Sie einen Rückgang von 3,1 hinnehmen. Wo liegen nach Jahren starken Wachstums die Ursachen für die nachlassende Dynamik?
2007 war für die Mepha insgesamt ein erfolgreiches Jahr. Mittlerweile sind Mepha Generika die meistverschriebenen Medikamente in der Schweiz. Generell hat sich jedoch die Wachstumsdynamik des Generikamarktes reduziert. Dazu kamen überdurchschnittliche Preissenkungen. Diese hatten jedoch für die Patienten den positiven Effekt, dass Mepha Generika noch günstiger geworden sind.
Wie ist es dazu gekommen, dass bei den Schweizer Konsumenten der Eindruck entstanden ist, Generika seien kaum mehr günstiger als Originalpräparate?
Generika profitierten mit der Einführung des differenzierten Selbstbehaltes im Jahre 2006 anfänglich von einem grossen Wachstumsschub. Der Selbstbehalt für Generika wurde auf 10% festgelegt, derjenige für Originalprodukte auf 20% angehoben. Im April 2006 führte das Bundesamt für Gesundheit 2006 eine Freikaufmöglichkeit für Originale ein. Durch eine Preissenkung von zahlreichen Originalprodukten auf das «theoretische Generika-Preisniveau» entstand im Markt der falsche Eindruck, es gäbe keine Preisunterschiede mehr zwischen Generika und Originalen. Die Hersteller von Generika sahen sich darauf gezwungen, ihrerseits die Preise weiter zu senken, um weiterhin einen Preisabstand von ungefähr 30% zu den Originalprodukten zu haben. Dies hatte zur Folge, dass im Jahre 2007 der Generikamarkt wertmässig weniger gestiegen ist (3,9%) als der Pharmamarkt (5.2%). Die Wachstumsdynamik des Generikamarktes ist im Vergleich zu den Vorjahren stark gebremst worden.
Der Anteil der Generika am Gesamtmarkt hat sich letztes Jahr bei rund 12 % eingependelt. Wie viel günstiger sind Generika denn heute im Schnitt?
Gemäss einer Studie der Firma e-mediat beträgt der durchschnittliche Preisabstand zwischen Generika und Originalmedikamenten auch nach den freiwilligen Preisreduktionen von Originalen immer noch etwa 30%.
Seit Anfang 2008 müssen Generika mindestens 40 % günstiger sein als das Originalpräparat, um in den Grundkatalog des Bundes aufgenommen zu werden. Was halten Sie davon?
Die neuen Massnahmen des Bundesrates führen zu extrem tiefen Eintrittspreisen für Generika. Das mag aus Sicht der Patienten auf den ersten Blick positiv erscheinen. Der immer stärkere Preisdruck auf Medikamente könnte aber mittelfristig zu einem Abbau des Leistungsumfanges und der Qualität der Angebote führen. Dies wäre kontraproduktiv und könnte trotz tieferer Preise von Originalen im Endeffekt das Sparpotential im Gesundheitsmarkt reduzieren, falls dadurch weniger Generika verschrieben und eingesetzt würden. In den letzten drei Jahren konnte das Schweizer Gesundheitswesen dank des Einsatzes von Generika immerhin 1 Milliarde CHF einsparen.
International konnte Mepha um fast 12 % zulegen, bei der Produktion für Dritte gar um über 14 %. Wie sieht Ihr Fazit hier aus?
Unsere «Nischenstrategie», Mepha in gezielt ausgesuchten Märkten zu positionieren, hat sich bewährt. Die Mepha Gruppe verfügt über Tochtergesellschaften in Portugal und in den Baltischen Staaten. Mit regional stark verankerten Vermarktungsorganisationen bearbeiten wir Märkte in Zentralamerika, in der Karibik, in Französisch Westafrika, in den Baltischen Staaten und der Ukraine, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Ostafrika. Die Produktion für Dritte betrifft vorwiegend ausländische Partnerfirmen.
$$PAGE$$
In welchen Gebieten/Ländern waren Sie besonders erfolgreich?
Besonders erfolgreich waren wir in Saudiarabien und in der Ukraine, wo wir um 100% respektive um 67% zulegen konnten. 23% unseres Umsatzes erzielten wir im Europa, 9% in Afrika, 9% im Nahen und Mittleren Osten und 6% in Südamerika, Zentralamerika und in der Karibik.
Welche Geschäftsentwicklung erwarten Sie im laufenden Jahr, einerseits im Inland, andererseits im Ausland?
Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft. Im Schweizer Markt rechnen wir mit einem Wachstum von 9%. International möchten wir ebenfalls um 9% wachsen. Die Produktion für Dritte werden wir gar um 88% steigern. Dies macht ein konsolidiertes Mepha Gruppenwachstum von voraussichtlich 13% aus.
Der Konkurrenzkampf in der Schweiz verschärft sich: Welche Massnahmen ergreift Mepha, um das Wachstum zu verstärken und sich die Konkurrenz vom Leib zu halten?
Die Marke Mepha steht im Schweizer Generikamarkt für ein ausgezeichnetes Produkt-Preis-Leistungsverhältnis, für ein umfangreiches, tiefes Produktesortiment in allen medizinischen Bereichen, für innovative «Weiterentwicklung» oder Verbesserung der Originalmedikamente, für eine gute Lieferbereitschaft, eine exzellente, partnerschaftliche Kundenbetreuung und für ein aktives Kommunikationsbestreben mit allen Stakeholdern. Mit unserem Leistungswillen und unsere Innovationsfreude werden wir alles daran setzen, auch in Zukunft die Bedürfnisse unserer Kunden optimal zu erfüllen.
«Im Schweizer Markt rechnen wir mit einem Wachstum von 9%. International möchten wir ebenfalls um 9% wachsen.» (Thomas Villiger. CEO Mepha Gruppe»)
Wie viele Produkte und in welchen Bereichen werden Sie 2008 auf den Markt bringen?
In diesem Jahr werden wir rund 30 neue Produkte im Schweizer Markt lancieren. Darunter befinden sich auch Generika zu umsatzmässig wichtigen Originalen, mehrere Generika mit Vorteilen gegenüber den entsprechenden Originalprodukten, fünf Medikamente zur Krebsbehandlung, eine neuartige Eigenentwicklung zur Behandlung der juvenilen Akne sowie voraussichtlich das erste biotechnologisch hergestellte Generikum (Biosimilar).
Mepha investiert viel in die Bekämpfung der Malaria. Was wurde bisher erreicht, mit was ist im laufenden Jahr zu rechnen?
Mepha setzt sich seit 1985 für die Behandlung von Malaria ein und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Weltgesundheit. In der Malariabekämpfung hat das Unternehmen Pionierarbeit geleistet: Im Jahre 2006 lancierte Mepha die weltweit erste Kombinationstherapie gegen Malaria für Kleinkinder, die auf den Wirkstoffen Artesunat und Mefloquin basiert. Das gut schmeckende Pulver Artequin Paediatric muss währen nur drei Tagen eingenommen werden und führt zu einer Heilung von bis zu 100%. Seit der Einführung wurden mit diesem Medikament rund 800’000 Kinder von der Malaria geheilt. Da die Entwicklung von Resistenzen bei der Malariabekämfpung zu den grössten Herausforderungen gehört, wird sich Mepha auch in Zukunft in diesem Bereich einsetzen.
Herr Villiger, besten Dank für das Interview.
Zur Person – Dr. Thomas Villiger (Geb. 22.6.1951)
1973 – 1976 ETH Zürich, Pharmazeutisches Staatsexamen
1976 – 1979 ETH Zürich, Dissertation in pharmazeutischer Chemie bei Prof. X. Perlia – Nachdiplomausbildung in Instrumentalanalytik und Betriebswissenschaften
1980 – 1983 SANDOZ Basel, Projektleiter in der pharmazeutischen Verfahrenstechnik
1983 – 1985 SANDOZ Japan, Betriebsleiter der pharmazeutischen Produktion
1985 – 1986 SANDOZ Basel, Sektorenleiter flüssige Arzneiformen
1986 – 1988 Mepha Aesch, Produktionsleiter
1988 – 1990 Mepha Aesch, Betriebsleiter
1990 – 1995 Mepha Aesch, Technischer Direktor – Gesamtverantwortung für Produktion, Forschung und Entwicklung, Materialwirtschaft, Qualitätssicherung
1996 – 1997 Mepha Aesch, Direktor – Zusätzlich verantwortlich für den Verkauf und Vertrieb in Latein, Mittel- und Nordamerika
1997 – heute Mepha Aesch, CEO Mepha Gruppe und Delegierter im VR der Mepha Holding AG, VR-Mitglied der Mepha AG, VR-Präsident der Mepha Pharma AG, Verantwortlich für die gesamten Aktivitäten der Mepha Gruppe