Thomas Vollmoeller, CEO Valora Holding

von Bob Buchheit


Moneycab: Wieviel zusätzlichen EBIT-Schub erwarten Sie von der Fussballweltmeisterschaft?

Thomas Vollmoeller: Wir erwarten einen EBIT-Beitrag aus den Panini-Sammelbildern von rund CHF 5 Mio.


Trotz des wirtschaftlich schwierigen 2009 konnten Sie die Marge gegenüber 2008 von 1,3% auf 2,4% steigern. Seit einigen Jahren kämpft Valora um das erreichen einer EBIT-Marge von 3-4%. 2010 dürfte diese wohl fallen und Valora einen Reingewinn in der Grössenordnung von 70 Millionen Franken bescheren, oder?

Die neue Führung von Valora hat bei ihrem Antritt Mitte 2008 das Ziel einer EBIT-Marge von 3-4% für das Jahr 2012 kommuniziert. Seither verfolgen wir beharrlich dieses Ziel. Die ersten Erfolge sind nun mit der aktuell ausgewiesenen 2.4% EBIT-Marge sichtbar. Für das Jahr 2010 haben wir uns ein EBIT-Ziel von CHF 85-90 Mio. – vorbehältlich der Einflüsse aus den Währungsschwankungen –  vorgenommen. Dies entspricht einer EBIT-Marge von ca. 2.7%.


Ihre Eigenkapitalrendite ist bereits zweistellig. Wo liegt die optimale Zielgrösse?

Natürlich ist es für Valora wichtig das Kapital so optimal wie möglich einzusetzen. Das Unternehmen wird jedoch nicht nach Eigenkapitalrendite-Zielen geführt. Unser Fokus ist die EBIT-Margen Steigerung auf 3-4% für 2012 sowie ein jährliches Umsatzwachstum von 3-5%.



«Natürlich ist es für Valora wichtig das Kapital so optimal wie möglich einzusetzen. Das Unternehmen wird jedoch nicht nach Eigenkapitalrendite-Zielen geführt.»&Thomas Vollmoeller, CEO Valora Holding


Seit 2008 betreibt Valora auch Verkaufsstellen im Franchise-System. Im Moment sind das aber bloss 25 von gesamthaft 1405. Könnten Sie sich eine Zunahme der Franchise-Nehmer in dem Masse vorstellen, wie es bei McDonald?s der Fall ist?

Wir beabsichtigten in 2010 ein Netzwerk von 100 avec. Stores zu haben. Dabei werden wohl rund die Hälfte der Verkaufspunkte von Franchisepartnern geführt werden. Für unser Kiosk-Netzwerk mit gegen 1’000 Standorten testen wir zurzeit ein Agentur-Modell. Dieses ist im weitesten Sinne ebenfalls mit Franchising zu vergleichen. Der Aufbau eines Franchise-/Agentur-Modells bedarf eines guten Testings und viel Zeit. Andere Kioskketten haben rund 30 ? 40 Agenturen, wie viele es bei uns sein werden hängt von der Verfügbarkeit und der Bereitschaft unserer Geschäftsführerinnen ab, sich als Unternehmerinnen zu betätigen.


Einziges Sorgenkind war im letzten Jahr die Division Media. Trotz Erholungstendenzen im Zeitschriftenmarkt im zweiten Halbjahr, konnte der im ersten Semester verbuchte Umsatzrückgang von 14% nicht ganz aufgefangen werden. Können Sie die neue Mediastrategie für den Pressegrosshandel kurz skizzieren?

Wir wollen das vorhandene Potenzial gemeinsam mit den Verlagen besser ausschöpfen und richten den Fokus auf die Bedürfnisse des Einzelhandels und der Endkonsumenten. Valora wird die Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel sowohl auf zentraler wie auch auf Verkaufsstellenebene deutlich intensivieren und durch zusätzliche Massnahmen unterstützen: Entwicklung einer Markt- und Endkunden-Sicht, und eines Category Management. Individualisierte Promotionsaktivitäten. Unterstützung des Kunden mit erweiterten Dienstleistungen, Standardisierung des Kundenservice und Standardisierung der Prozesse und Systeme. Mit dem Umzug der Logistik hat Valora bereits einige Effizienzsteigerungen sowie Qualitätsverbesserungen in  der Pressedistribution erreicht. Wir werden weiter in die Optimierung der Prozesse, den Aussendienst, die Presseplatzierung sowie Verkaufsförderungsmassnahmen investieren.


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Der Umzug Ihres Logistikzentrums von Muttenz nach Egerkingen soll Synergiegewinne von 11 Millionen Franken bringen. Der Umsatz pro Mitarbeiter hat sich auch 2009 weiter erhöht auf 444’000 Franken pro Kopf. Im Gegensatz zu manch anderen Firmen mussten Ihre Mitarbeiter 2009 nicht unten durch, denn Sie haben die Mindestlöhne angehoben, den Mutterschaftsurlaub verlängert und sogar die Altervorsorge verbessert. Wo orten Sie weiteres Optimierungspotential?

Wir haben im Rahmen unserer Strategie Valora 4 Success und dem vierten Pfeiler «People» bereits einiges erreicht und werden auch als Arbeitgeber zunehmend attraktiver. Ein grosses Ziel ist nach den vielen Führungswechseln und Unruhen der Vergangenheit eine neue Unternehmenskultur aufzubauen und zu etablieren. Dazu haben wir im letzten Jahr unsere Führungsgrundsätze und einen umfassenden Code of Conduct definiert. Grossen Wert legen wir auch auf die Entwicklung unserer Mitarbeitenden und unserer Führungskräfte – einschliesslich der entsprechenden Nachfolgeplanung. Wir sind überzeugt, dass wir damit unser internes «Know-how» erheblich verbessern und uns damit einen nachhaltigen strategischen Wettbewerbsvorteil verschaffen.


Die Coffee-Shops spettacolo und die Convenience-Shops avec. wurden rasche Erfolgsgeschichten. Bei wie vielen Läden liegt die Sättigungsgrenze?

Wir beabsichtigten wie gesagt dieses Jahr rund 100 avec. zu eröffnen. Dies ist die Zielgrösse, die wir uns gesetzt haben. Unser Fokus für avec. sind Standorte an Bahnhöfen und beim öffentlichen Verkehr. Bei Spettacolo wollen wir bei den derzeit ca. 40 Standorten bleiben. Es kann gut sein, dass mal ein Standort eröffnet und ein anderer geschlossen wird. Auch hier sind Standorte in der Nähe des öffentlichen Verkehrs in unserem Hauptinteresse.



«Wir wollen akquirieren ? nicht akquiriert werden?»


Während einige nationale Player wie Implenia mit Haken und Ösen gegen einflussreiche Aktionäre kämpfen, will Valora die Eintragungsbeschränkung des Aktienkapitals auf 5% gar kippen. Warten Sie auf Partner mit offenen Armen?

Wir sehen uns als ein internationales, modernes und offenes Unternehmen. In der Schweiz kennen rund ein Viertel der Unternehmen eine Eintragungsbeschränkung. Die anderen 75% haben keinerlei Eintragungshürden. Weiter sind im Ausland Vinkulierungen nicht üblich und gehören damit auch nicht zu einer «State-of-the-art» Corporate Governance eines Unternehmens. Valora ist ein für alle Aktionäre offenes Unternehmen. Wir wollen mit der Aufhebung der Vinkulierung auch bei uns das Prinzip «One share, one vote» einführen.


Die Franzosen von der  Lagardère-Tochter Hachette liess Valora seinerzeit abblitzen. Dürften die noch mal anklopfen?

Wir wollen akquirieren ? nicht akquiriert werden?.


Ihr solider Cashflow erlaubt selbst Akquisitionen. Diese dürften wohl eher im Ausland als in der Schweiz geschehen, wenn es denn soweit kommt, oder?

Wir können uns Akquisitionen sowohl im Ausland wie auch im Inland vorstellen. Diese müssen aber zwingend mit unserem Kerngeschäft vereinbar sein und unsere Profitabilität verbessern sowie zu einem vernünftigen Preis akquirierbar sein.





Zur Person:
Thomas Vollmoeller wurde am  16. Juni  2008 Valora-Chef. Seit Anfang des Jahres leitet er auch die Media Division von Valora ad interim. Bis zum April 2008 war er im Executive Board der Tchibo GmbH. Der ehemalige Dr. McKinsey ? Mann  hat einen Master in Economics der Universität Stuttgart, sowie einen Doktor in Wirtschaft der Universität St. Gallen.


Zum Unternehmen:
Der Detailhandelskonzern Valora ist in drei Geschäftsfeldern (Retail, Services und Trade) aktiv, die ausnahmslos im Bereich der Versorgung von Konsumentenmärkten mit hohen Absatzpotenzialen angesiedelt sind. Der Fokus liegt klar auf europäischen Märkten, die sich im Laufe der Jahre mit dem Lebensstil moderner, mobiler Generationen entwickelt haben.


 

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