Thomas Walther, Hotel Walther Pontresina: «Wir haben lieber vier glänzende statt fünf matte Sterne»

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Walther, Sie führen seit 1997 die Familientradition weiter und leiten das Hotel Walther. Was bedeutet dieses Erbe für Sie und welche besonderen Verpflichtungen leiten Sie daraus ab?

Thomas Walther:
Einerseits eine grosse Verantwortung gegenüber dem Lebenswerk von zwei Generationen sowie den Mitarbeitern und andererseits, und das ist der wesentliche Teil, eine grosse Freude, zwei gesunde Unternehmen (das Hotel Walther und das Hotel Steinbock) weiter zu entwickeln. 

«Von den Eltern und Grosseltern habe ich auch die Philosophie übernommen: «Zuerst erwirtschaften, dann investieren.» Das mag aus heutiger Sicht etwas altmodisch klingen, aber es ist der sicherste Weg.» Thomas Walther, Hotel Walther, Pontresina

Die Auslastung im Hotel Walther ist im Ortsvergleich sehr hoch. Wie erreichen Sie diese und ab welcher Auslastung können Sie einen Gewinn verbuchen?

Ich glaube, die Auslastung ist das Resultat einer Jahrzehntelangen kontinuierlichen Investitionspolitik und einer Dienstleistung, die «das vom Gast Wrwartete» übersteigt. Ein wesentlicher Anteil daran haben unsere zum Teil langjährigen MitarbeiterInnen, die sich täglich für das Wohl unserer Gäste einsetzen. Wie hoch die minimale Auslastung sein muss, kann ich so nicht beantworten. Ich frage mich auch nicht, «wieviel brauchen wir», sonder  «wieviel können wir noch erreichen».

Die Küche, der Speisesaal, die Korridore und die meisten Zimmer wurden seit 2001 kontinuierlich erneuert. Dazu kam der neue Wellnessbereich und eine neue Suite. Was war dabei das Investitionsvolumen und wie haben Sie diese Investitionen finanziert?

Die stete Erneuerung unserer Häuser hat schon viel früher als 2001 begonnen. Meine Eltern und Grosseltern haben diesen Weg der ständigen Renovationen bereits eingeschlagen. Von ihnen habe ich auch die Philosophie übernommen: «Zuerst erwirtschaften, dann investieren.» Das mag aus heutiger Sicht etwas altmodisch klingen, aber es ist der sicherste Weg. So konnten wir nahezu alle Investitionen aus erwirtschafteten Mitteln finanzieren. Das Investitionsvolumen beträgt jährlich ca. 1.4 Mio Fr.

Um das Hotel herum, vor allem auf der gegenüberliegenden Strassenseite haben Sie noch grosse Landreserven. Während andere Hotels das verfügbare Land überbauen, um zum Beispiel durch den Verkauf von Eigentumswohnungen die Hotelerweiterung zu finanzieren, scheint das bei Ihnen kein Thema zu sein. Welche Pläne haben Sie mit dem unbebauten Land?
 
Wir werden uns sicher nicht die schöne Aussicht verbauen; Einzig eine unterirdische Parkgarage ist geplant. Aber darüber wird die Blumenwiese erhalten bleiben.

Der Philosophie Ihrer Tradition zufolge wird das Hotel Walther dauernd auf dem neuesten Stand gehalten. Welches sind die nächsten Erneuerungen, die Sie planen?

Wir streben kein quantitatives Wachstum an, wir möchten qualitativ noch wachsen. Mit beiden Häusern (Walther und Steinbock) haben wir 100 Zimmer, respektive 180 Betten. Das ist für unser Angebot eine gute Grösse. Bis im Frühling 2006 werden wir sämtliche sechs Etagen im Hotel Walther komplett saniert haben, dazu folgt diesen Herbst eine zusätzliche Suite, sowie die Erneuerung von acht Zimmern im Hotel Steinbock. Anschliessend stehen ab 2007 weitere grössere Projekte an, da diese aber noch nicht spruchreif sind…. mehr dazu gerne später. 

Die Zimmer, die Küche und der Wellnessbereich dürften auch einem 5-Stern Hotel genügen. Ist der Sprung in die nächste Klasse ein Thema oder bringt es für Sie Vorteile, in der Kategorie der 4-Stern Hotels zu verbleiben?

Wir haben lieber vier glänzende statt fünf matte Sterne! Im Umkreis von 7km stehen bereits sechs 5-Sterne Hotels, da braucht es bestimmt kein weiteres. Zudem ist es angenehmer, wenn die Gäste fragen: «Wieso haben Sie nicht fünf Sterne?» als wenn sie fragen würden:»Wieso haben Sie eigentlich fünf Sterne?»&


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Im Gegensatz zu vergleichbaren Hotels im nahen St. Moritz stehen bei Ihnen vor der Hoteleinfahrt statt Rolls-Royce und Mercedes hochmoderne Mountain Bikes. Sagt das mehr über Ihre Gäste aus oder über Ihre eigene Haltung?

Es sagt mehr darüber aus, was bei uns alles möglich ist. Sie können auch bei uns mit «schönen» Autos anreisen und anschliessend mit dem Bike das Engadin erkunden. Das Eine schliesst das Andere nicht aus.

Trotz der Nähe zu St. Moritz hat sich Pontresina seinen eigenen Charakter erhalten. Wie sieht der typische Gast im Hotel Walther aus, woher kommt er und was sucht er in Ihrem Haus?

Ich glaube nicht, dass es heute noch den «typischen Gast» gibt. Unser Gast ist im Alter von 2 Wochen bis 98 Jahre alt. Während den Hauptferienzeiten beherbergen wir Familien, meist über drei Generationen. Ausserhalb der Ferienzeit Gäste, die sich ihre Zeit frei einteilen können. Unsere Gäste kommen überwiegend aus der Schweiz und Deutschland, grosse Ausnahme ist der Monat August, wo wir stark in italienischer Hand sind. Es sind Menschen, die die Vielfalt des Engadins schätzen und sich viel Gutes tun möchten, mit Wellness für Körper und Seele, wobei wir auch das Wort Wellness ganz klar definieren: alles was dem Körper, der Seele gut tut. Also feines, leichtes Essen, ein schönes Ambiente, die gute Engadiner Luft, eine wohltuende Massage wie auch ruhige Momente vor dem Kamin in unserem Salon.

Guglielmo Brentel hat nach seiner Wahl zum Präsident der Hotellerie Suisse gleich mal tiefere Preise gefordert, weil die einheimische Hotellerie international nicht mehr konkurrenzfähig sei wegen der hohen Waren- und Personalkosten. Stimmen Sie dem zu, oder sehen Sie andere Wege, auch international erfolgreich zu sein?

Was die Waren und vorallem Kapitalkosten angeht, bin ich mit Herrn Brentel absolut einig. Ich bin aber überzeugt, dass langfristig nicht der Preis entscheidend sein wird, sondern die Leistung die für einen bestimmten Preis geboten wird. Wir versuchen, uns nie über den Preis zu verkaufen, sondern über Angebot und Leistung. 1’000 Fr. kann sehr viel Geld sein, wenn die Leistung stimmt, kann es auch ein «Schnäppchen» bedeuten.

Politisch scheint die Hotellerie keine allzu starke Lobby in Bern zu haben, wenn man zum Vergleich die Bauern nimmt. Welche politischen Rahmenbedingungen sind in Ihren Augen für die Hotellerie wichtig, wo benötigen Sie mehr Unterstützung, wo mehr Freiraum?

Unterstützung hauptsächlich in der Schaffung von interessanten Rahmenbedingungen, was Investitionen angeht oder auch bei der Nachfolgeregelung. Mehr Freiraum beim Verwirklichen innovativer Projekte.

Mit der Übernahme eines Familienhotels übernimmt man ja auch die Geschichte und die Erwartungen der Familie. Wo möchten Sie der Geschichte Ihren eigenen Stempel aufdrücken, welche Veränderungen sind Ihnen wichtig?

Ich halte es für ziemlich vermessen zu sagen, so oder so möchte ich in die Geschichte eingehen. Wir setzen alles daran, uns kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern, sichere Arbeitsplätze für unsere knapp 80 MitarbeiterInnen anzubieten und Voraussetzungen zu schaffen, dass, wenn eines unserer drei Kinder Freude an der Hotellerie findet, zwei gesunde Unternehmen weiterführen kann. 

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?

Da kommt mir ein Spruch eines Gastes in den Sinn: «Gesundheit ist alles was wir brauchen, den Rest kann man sich erarbeiten!» Also Gesundheit, vorallem für unsere Kinder!
Zum zweiten, dass mich meine Frau weiterhin so unermüdlich unterstützt und in bewundernswerter Weise den Spagat zwischen Berufs- und Familienleben schaft. 





Thomas C. Walther

Geburtsdatum: 27. Juli 1968
Verheiratet mit Anne-Rose Walther, Kinder Valeria, Janick, Annina

Schule & Ausbildung:
1984 – 1987: Kochlehre, Badrutt’s Palace Hotel St. Moritz
1987 – 1988: Koch Hotel Le Richemond, Genf
1988 – 1993: Hotelfachschule Thun, div. Praktika in Service, Réception und Administration
1989:& Vier Monate UC Berkeley California
1993 – 1994: Grand Hotel Park Gstaad, Réception
1994 -1997: Vize-Direktor Hotel Emitage-Golf Schönried
Seit 1997:nbsp; Zusammen mit Frau Anne-Rose Leitung der Hotels Walther und Steinbock, Pontresina

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