Thomas Weber, CEO Palmers: «In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen wir rund 10 Millionen CHF Umsatz erreichen»
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Weber, Palmers gibt es seit 1914. Das Unternehmen beschäftigt heute rund 1’000 Mitarbeiter und verfügt in Österreich Deutschland, Griechenland und Osteuropa über 345 Standorte. Wieso kommt der Schritt in die Schweiz erst jetzt und was gab den Ausschlag für den Standort Sihlcity?
Thomas Weber: In Österreich und in Deutschland haben wir eigene Standorte als auch einzelne Franchisenehmer. In den Ländern Mittel- und Osteuropas sowie im Nahen Osten arbeiten wir nur mit Master-Franchisepartnern zusammen.
In der Schweiz starten wir mit einem eigenen Shop. Der Schritt in die Schweiz ist ein logischer, denn da verstehen wir «Land und Leute», sehen auch unseren Platz. Das Konsumverhalten hat sich in den letzten zehn Jahren grundlegend verändert. Früher waren die Käufe von Wäsche und Strümpfen meist bedarfs- und qualitätsgetrieben. Heute kaufen die Kunden viel spontaner ein, wollen sich inspirieren lassen und suchen auch ein Einkaufserlebnis.
«Frauen können sich bei Palmers etwas gönnen, sich eine besondere Freude zu einem erschwinglichen Preis machen. Wir vermitteln die kleinen aufregenden Träume und regen die Phantasien zwischen Frau und Mann an!» Thomas Weber , CEO Palmers
In der Deutschschweiz sind 10 Geschäfte geplant. In welchem Zeitraum sollen diese Geschäfte eröffnet werden und wie sehen die Umsatzerwartungen aus?
Wir werden sicher zwei Jahre brauchen, um 10 gute Standorte zu finden, das heisst, frühestens bis Ende 2008. In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen wir rund 10 Millionen CHF Umsatz erreichen.
Während Palmers in seinem Heimmarkt Österreich unangefochten die Nummer eins ist, sind in der Schweiz Traditionshäuser wie Triumph, Schiesser und Calida (gegründet 1941 von Max Kellenberger und Joachim Palmers, einem Sohn von Firmengründer Ludwig Palmers) Synonyme für qualitativ anspruchsvolle Unterwäsche. Wie möchten Sie sich hier positionieren und durchsetzen?
Der Wunsch der Kunden nach Individualität und Differenzierung nimmt zu. Sie suchen mehr als früher nach besonderen Marken, die auf ihre Wünsche und Empfindungen eingehen. Palmers ist eine sehr authentische und berührende Marke mit einer fast mystischen Ausstrahlung. Die Marke hat über die Jahre Kultcharakter erlangt. Frauen können sich bei Palmers etwas gönnen, sich eine besondere Freude zu einem erschwinglichen Preis machen. Wir vermitteln die kleinen aufregenden Träume und regen die Phantasien zwischen Frau und Mann an!
Bei der geplanten Expansionsstrategie (Schweiz, Skandinavien, England, Mittlerer Osten) fällt auf, dass Länder wie Frankreich, Spanien oder Italien fehlen. Gerade mit diesen Ländern verbindet man die Lust am Spiel mit weiblichen Reizen und überdurchschnittliches Modebewusstsein. Wie muss man dies verstehen?
Die süd- und süd-west-europäischen Länder besitzen eine eigene Kultur und haben emotional aufgeladene Marken, die den dortigen Lifestyle widerspiegeln. Wir haben eine starke Affinität zu Italien, weshalb wir mit erstklassigen italienischen Designerinnen, gerade auch für unsere Prestigekollektion Palmers Selezione zusammenarbeiten. Wir haben noch viel unausgeschöpftes Expansionspotenzial, weshalb es auf absehbare Zeit keinen Sinn macht, in diese Länder zu gehen
Palmers wurde im Jahre 2004 von Lead Equities (Wien), Quadriga Capital (Frankfurt) und Ihnen in einem Management Buy-In übernommen. Was war damals der Grund für die Übernahme und welche grundlegenden Änderungen konnten Sie seither einleiten und durchführen?
Wir sahen Palmers als einzigartige Marke mit grossem internationalem Entwicklungspotenzial. Uns war klar, vieles verändern zu müssen, aber das Markenimage und die ausgezeichneten Filialstandorte überzeugten uns. Wir haben in den letzten zwei Jahren nicht nur das Sortiment komplett überarbeitet, sondern auch den gesamten Markenauftritt durchgängig erneuert. Mit Blick auf die Umsatzentwicklung scheint unser Konzept sehr gut anzukommen.
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Das Engagement der beiden Investorengruppen legt eine Expansionsstrategie nahe, die letztlich einen Börsengang ermöglicht. In welchem Zeitraum und unter welchen Voraussetzungen ist dies geplant?
Wir denken, dass wir in zwei bis drei Jahren soweit sind.
«Wir arbeiten nur mit erfahrenen und kompetenten Partnern, meist langjährige Beziehungen.»
Palmers hat ein sehr erfolgreiches Franchising-System entwickelt. So wird zum Beispiel, ausser in Deutschland, das gesamte internationale Geschäft im Franchising betrieben (Österreich 70% Filialen, und 30% Franchising). Wie sieht die Planung für die Schweiz aus, Filialen oder Franchising? Was sind die Kriterien für die eine oder andere Geschäftsform?
In der Schweiz sind wir für beides offen.
Mit Ihrer Marke p2 bieten Sie nebst Wäsche und Bademode auch dekorative Kosmetik an. Weshalb wurde dieses mit den Kernprodukten Wäsche nicht verwandte Segment aufgenommen und welche Bedeutung soll Kosmetik langfristig innerhalb des Palmer Portfolio haben?
Mit p2 bieten wir preisgünstige Kosmetik und Wäsche mit einem jungen und spontanen Appeal an. Die emotionale Ansprache ist dieselbe, aber auch die Grundidee, eine Produktwelt zu schaffen, mit der man sich verschönern und individualisieren kann. p2 Produkte gibt es in Drogeriemärkten mit Selbstbedienung.
Während Palmers für Entwicklung, Design und Konzeption der Produktlinien selbst zuständig ist, haben Sie die Produktion an zirka 30 Lieferanten in der ganzen Welt ausgelagert (China, Indonesien, Malaysia, aber auch Italien, Österreich, Türkei, Rumänien, etc.). Wie garantieren Sie bei dieser verzweigten Auslagerung der Produktion einen gleichbleibend hohen Qualitätsstandard? Welche Ansprüche haben Sie bezüglich Ökologie und Ethik und wie können Sie diese durchsetzen?
Wir arbeiten nur mit erfahrenen und kompetenten Partnern, meist langjährige Beziehungen. Palmers ist sich seiner sozialen und ökologischen Verpflichtungen sehr bewusst und trifft alle notwendigen Vorkehrungen, um die diesbezügliche Verantwortung nach bestem Wissen und Gewissen wahrnehmen zu können. Palmers achtet darauf, dass alle Produktionsstätten in einem sauberen (sprich hygienischen) Zustand sind, und keine Kinderarbeit, wie gesetzlich in dem jeweiligen Land festgelegt, vorkommt. Mitarbeiter oder von Palmers beauftragte Agenturen nehmen Kontrollen nach klar vorgeschriebenen Abläufen vor und besuchen regelmässig alle Produktionsstätten.
Bezüglich Schadstoffgrenzen unterliegen alle in unseren Produkten verarbeiteten Materialien dem Ökotex Standard 100, eine von allen wesentlichen Konsumentenschutzverbänden anerkannte Norm.
Zum Schluss haben Sie zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Thomas Weber: Dass uns die Frauen, aber auch ihre Männer in den neuen Märkten schnell entdecken, von der Lust auf Palmers angesteckt werden, und wir baldmöglichst geeignete Standorte für unsere Expansion in der Schweiz finden.
Thomas Weber
Geburtsdatum:&3. Mai 1960
Familienstand:&verheiratet, zwei Kinder
1981-1987: Studium des Maschinenbaus mit Abschluss zum Diplom-Ingenieur und Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft an der ETH Zürich
1986-1995: Verschiedene Stationen im Bereich Finanzen & Controlling, Business Development sowie Investment Management bei UBS, Hesta Gruppe und Glencor
1996-1999: Mitglied des Vorstandes der Schiesser Gruppe: Finanzvorstand und Leiter Business Development. Führung und Neuausrichtung der Geschäftseinheiten in Frankreich und Italien.
2000-2002: Vorstandsvorsitzender der Schiesser Gruppe. Umsetzen eines umfassenden Restrukturierungsprogrammes mit Konzentration auf die Kernkomptenzen der Marke Schiesser. Neugestaltung der Marken- und Unternehemensstrategie. Erfolgreicher Turnaround der Schiesser Gruppe.
2002-2004: Selbständiger Strategie- und Unternehmensberater mit&Schwerpunkt Wäscheindustrie (Strategie, Unternehmens-analyse/-bewertung). Überwachung der Massnahmen zur Umsetzung der für
Schiesser entwickelten Strategie.
Seit September 2004&Vorstandvorsitzender (CEO) der Palmers Textil AG