Thomas Weissmann, CEO Also Holding AG

von Patrick Gunti


Herr Weissmann, Also hat 2008 einen Verlust von 11,2 Mio. Franken eingefahren. Waren für den Verlust einzig die Schliessungskosten für die unrentablen Tochtergesellschaften in Schweden und Polen verantwortlich?

Ja. Die beiden Gesellschaften zusammen haben das Jahresergebnis mit insgesamt CHF 34.5 Mio. belastet. Die weitergeführten Bereiche haben einen Gewinn nach Steuern von CHF 23.2 Mio. erzielt.


Der Betriebsgewinn im fortgeführten Geschäft sank 2008 von 69,3 auf 55,8 Mio. Franken. Wo liegen die Gründe?

Zum einen sank die Bruttomarge gegenüber dem Vorjahr als Folge des verschärften Preiskampfes in verschiedenen Ländern, zum anderen lag der Betriebsaufwand über dem Vorjahreswert.


Der Umsatz in den weitergeführten Geschäftszweigen konnte um 5 % auf 4,85 Mrd. Franken gesteigert werden. Wie verlief das Wachstum im Schweizer Markt?

ALSO Schweiz erreichte 2008 in einem wertmässig rückläufigen Markt einen leicht höheren Umsatz als im Vorjahr.


Wie präsentierte sich die Situation in den Auslandmärkten Deutschland sowie den nordischen und baltischen Staaten?

ALSO Deutschland steigerte den Umsatz in einem stagnierenden Markt erneut um einen zweistelligen Prozentsatz. In Finnland erzielte ALSO in einem wertmässig ebenfalls stagnierenden Markt einen leicht höheren Umsatz und festigte ihre Marktführerschaft. In den drei baltischen Staaten ging die Nachfrage dramatisch zurück, so dass ALSO in diesen Ländern markant weniger Umsatz erzielte.


Im norwegischen Geschäft musste Also wie im Vorjahr einen Verlust hinnehmen. Mit welchen Mitteln wollen Sie in Norwegen in die schwarzen Zahlen zurückkehren?

Wir werden Preisanpassungen vornehmen und die Strukturen überprüfen.


Der Margendruck hat sich 2008 deutlich erhöht. In welchem Masse erwarten Sie eine Fortsetzung des verschärften Wettbewerbs?

Die ganze Industrie ? Hersteller, Distributoren, und Händler ? wird umdenken müssen. In der Vergangenheit haben viele Marktteilnehmer steigende Umsätze mit niedrigeren Preisen erkauft. Vor uns liegt aber eine Zeit mit sinkenden Stückzahlen. Somit werden alle Marktteilnehmer ihre Preise nach oben anpassen müssen, wenn sie nicht in der Kostenfalle enden wollen.


Um die Ertragslage zu verbessern will Also nun die Preise erhöhen. In welcher Grössenordnung?

Die Preisanpassungen fallen unterschiedlich aus, je nach Produkt und der Marktsituation im jeweiligen Land.


Gehen Sie davon aus, dass auch Ihre Mitbewerber nicht um Preiserhöhungen herum kommen und nehmen Sie mögliche sinkende Marktanteile in Kauf?

Bei sinkenden Stückzahlen und weiter sinkenden Hersteller-Abgabepreisen wird kein Marktteilnehmer ? ob Händler oder Distributor ? darum herum kommen, die Preise anzupassen, um den sonst drohenden Margenausfall aufzufangen. Bei ALSO hat in nächster Zeit die Ertragsverbesserung klar Vorrang vor Volumen.


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Die Verlustquellen in Schweden und Polen sind eliminiert worden. Wie sehen Sie Also im laufenden, von der Wirtschaftskrise gekennzeichneten Jahr, aufgestellt?

Mit Schweden und Polen haben wir 2008 zwei Verlustquellen eliminiert, die nicht nur sehr viel Geld gekostet, sondern auch wichtige Managementressourcen gebunden haben. Und wir haben 2008 in einem äusserst schwierigen Umfeld unsere Marktführende Position in der Schweiz, in Finnland und in den baltischen Staaten gefestigt sowie in Deutschland und Norwegen Marktanteile gewonnen. Dies ist eine gute Ausgangslage, um die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern.
 
Die Nachfrage nach IT-Produkten dürfte 2009 rückläufig verlaufen. Mit welchen Umsatzzahlen rechnen Sie im laufenden Jahr und ab welchem Zeitpunkt rechnen Sie mit einer Besserung der Situation?

Augrund des erwarteten Nachfragerückgangs und des Wegfalls der früheren Umsätze in Schweden und Polen rechnen wir 2009 mit einem Konzernumsatz von CHF 4 Mrd. Eine Besserung der wirtschaftlichen Situation erwarten wir erst im Herbst 2010.


«Mit Schweden und Polen haben wir 2008 zwei Verlustquellen eliminiert, die nicht nur sehr viel Geld gekostet, sondern auch wichtige Managementressourcen gebunden haben.»


Könnte die angespannte Lage auch dazu führen, dass regional tätige Distributoren in den verschiedenen Märkten die Waffen strecken müssen und so zu möglichen Übernahme-Kandidaten von Also werden?

Im gegenwärtig schwierigen Umfeld fokussieren wir uns primär auf die nachhaltige Steigerung der Ertragslage bei allen Tochtergesellschaften. Akquisitionen stehen nicht im Vordergrund.


Welches sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren der IT-Distribution von Also?

Wir gehen Partnerschaften nur mit führenden Herstellern ein und fokussieren schon seit 20 Jahren auf Kundennutzen und Qualität. In der Schweiz sind wir damit in 8 von 9 Jahren, in Deutschland gar neunmal hintereinander bei den jährlichen Händlerumfragen der führenden Fachzeitschriften als bester Distributor ausgezeichnet worden.


Letzte Frage: Die Also-Aktie hat im vergangenen Monat rund 19 % zugelegt, auf Jahresbasis hat das Papier innert Jahresfrist rund 40 % eingebüsst. Wie bewerten Sie die Entwicklung des Aktienkurses in den vergangenen 12 Monaten?

Zu der Aktienkursentwicklung von ALSO äussern wir uns grundsätzlich nicht. 


Herr Weissmann, besten Dank für das Interview.





Der Gesprächspartner
Also-CEO Thomas C. Weissmann wurde 1951 geboren. Er erwarb ein Lizentiat in Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen und einen MBA an der Harvard Business School in Boston. Bevor er als Präsident des Verwaltungsrates sowie Konzernleitungsvorsitzender (exekutives Mitglied) des Also-Konzerns amtete, war er Direktor Corporate Development bei der Schindler Management AG in Ebikon. Ausserdem war er als Manager für die Boston Consulting Group in München tätig.


Das Unternehmen
Der Also-Konzern ist eines der führenden Grosshandels- und Logistikunternehmen für Informationstechnologie und Consumer Electronics (ICE) in Europa. Also ist in sieben europäischen Ländern tätig: Unter dem Namen Also in der Schweiz und in Deutschland und unter GNT in Finnland, Norwegen, Estland,  Lettland und Litauen. Im Jahr 2008 erwirtschaftete Also mit 1658 Mitarbeitenden einen Umsatz von 4,851 Mrd. Franken. Das Unternehmen mit Sitz in Hergiswil (CH) wurde 1984 gegründet und ist seit 1986 an der Schweizer Börse kotiert. Der Schindler-Konzern besitzt seit 1988 eine Mehrheitsbeteiligung.

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