Sie erwarteten bei einem Zusammenschluss Einspareffekte von einer halben Milliarde Dollar, teilten die Unternehmen am Dienstag gemeinsam mit. In der Fusion sähen sie eine «zwingende Logik». Das fusionierte Unternehmen würde den Namen Thomson-Reuters erhalten und weltweiter Marktführer unter den Informationsdienstleistern für Unternehmen werden.
Einigung noch nicht erreicht
Ein Übernahmeangebot von Thomson für Reuters könnte sich den Angaben zufolge auf 8,8 Milliarden britische Pfund (12,9 Mrd Euro) belaufen. Je Reuters-Papier würden dann 352,5 britische Pence (5,17 Euro) in bar sowie 0,16 Thomson-Anteile geboten. Die Reuters-Aktie würde damit zu Thomson-Kursen vom 3. Mai mit 705 Pence bewertet. Basierend auf aktuellen Kurs- und Währungsverhältnissen wird jede Reuters-Aktie mit 697 Pence bewertet. Es sei aber nicht sicher, ob bei den Verhandlungen mit Reuters eine Übereinkunft erreicht werde.
Die Reuters-Aktie reagierte am Dienstagmorgen mit einem Kurssprung bis auf 659 britische Pence und lag später mit 3,37 Prozent im Plus bei 636,50 Pence. Die Thomson-Aktie schloss in New York am Montagabend (Ortszeit) bei 42,43 US-Dollar – ein Rückgang um 1,43 Prozent.
Thomson-Familie würde Mehrheit halten
Nach dem möglichen Zusammenschluss würde die Thomson-Familie 53 Prozent an dem gesamten Unternehmen halten. Die übrigen Thomson-Aktionäre kämen auf rund 23 Prozent, die Anteilseigner von Reuters auf rund 24 Prozent der Anteile. Angepeilt ist die Schaffung eines doppelt gelisteten Unternehmens, bei dem Reuters wie Thomson ihre Identität und die bisherige Notierung in den Indizes behalten.
Harrington würde Glocer das Zepter übergeben
Der 60-jährige Thomson-Chef Richard J. Harrington würde nach einer Fusion in den Ruhestand gehen und die Führung des gemeinsamen Unternehmens dem bisherigen Reuters-CEO Tom Glocer (47) überlassen. Reuters beschäftigt weltweit fast 17.000 Mitarbeiter.
Direktoren haben Veto-Recht
Für eine Übernahme müssen die Direktoren der Reuters Founders Share Company überzeugt werden, die darüber wachen sollen, dass die Agentur unabhängig bleibt. Die Direktoren haben das Recht, eine Übernahme mit einer so genannten «goldenen Aktie» zu blockieren.
Die Übernahmeanfrage kommt zu einer Zeit, in der auch News Corp, das dem australischen Medienunternehmer Rupert Murdoch gehört, dem US-Medienkonzern Dow Jones mit seinem Flaggschiff «Wall Street Journal» eine Kaufofferte für fünf Milliarden Dollar (3,68 Mrd Euro) unterbreitet hat, die von deren Mehrheitseigentümern bislang abgelehnt wird. Thomson hatte Mitte 2006 die Nachrichtenagentur AFX News übernommen. AFX News ist zu 34 Prozent an der Finanz- Nachrichtenagentur dpa-AFX beteiligt. Die Deutsche Presse-Agentur dpa hält an dpa-AFX 50 Prozent. (awp/mc/pg)