ThyssenKrupp blickt nach starkem Quartal mutiger auf das Gesamtjahr

In der Vorjahresperiode hatte der EBITA noch bei 3,8 Milliarden Euro gelegen. Dies teilte der grösste deutsche Stahlkocher am Donnerstag in Düsseldorf mit. Bisher hatte ThyssenKrupp mindestens 3 Milliarden Euro in Aussicht gestellt – vor allem Belastungen im Edelstahlgeschäft und hohe Rohstoffkosten hatten den Konzern zu Zurückhaltung veranlasst. Im dritten Quartal schnitten die Düsseldorfer trotz der Belastungen nun aber bei Umsatz und Gewinn deutlich besser ab als erwartet und sehen sich nach neun Monaten auf Kurs für die neuen Ziele. Probleme bereitet weiterhin der Bau der neuen Werke in Brasilien und den USA: Sie werden teurer als geplant.


Analysten begeistert
Marktteilnehmer hoben vor allem die höhere Gewinnprognose hervor, zeigten sich aber auch von den Zahlen begeistert. Die höheren Investitionen für die neuen Werke der Sparten Steel und Stainless enttäuschten zwar, die Analysten von Merrill Lynch halten die Projekte aber nach wie vor für wettbewerbsfähig. Die Aktie von ThyssenKrupp entwickelte sich am Morgen besser als der Markt – am Mittag lag sie 1,36 Prozent im Plus bei 34,23 Euro. Das dritte Quartal war durch die Reihe weg besser als von den Analysten im Vorfeld erwartet. Der Umsatzanstieg fiel höher aus als prognostiziert, der Gewinnrückgang war weniger stark als befürchtet. Insgesamt verdiente ThyssenKrupp vor Steuern und Sondereffekten – also nach Zieldefinition – zwischen April und Juni 909 Millionen Euro nach 1,22 Milliarden Euro im Vorjahr. Von dpa-AFX befragte Analysten hatten mit einem Rückgang auf 808 Millionen Euro gerechnet.


Preiszerfall im Edelstahlgeschäft
Der Rückgang ist vor allem auf das Edelstahlgeschäft zurückzuführen, dass unter einem hohen Preisverfall leidet. Zudem belasten hohe Rohstoffkosten bei Stahl, die der Konzern trotz Anhebung der Stahlpreise nicht komplett kompensieren kann. Auf der anderen Seite profitierte der Konzern von Zuwächsen im Stahlhandel und bei Technologies. Die Nachfrage nach Stahl entwickele sich weiter sehr erfreulich, was sich auch in weiter steigenden Preisen äussere. «Die Erwartungen eines weiteren guten Stahljahres bestätigen sich voll.»


Q3-Umsatz über Erwartungen
Der Umsatz erreichte im dritten Quartal 14,2 Milliarden Euro und lag damit sowohl über dem Vorjahreswert von 13,4 Milliarden Euro als auch über den Markterwartungen. Im Gesamtjahr soll er nach wie vor auf 53 (51,7) Milliarden Euro steigen. Der Auftragseingang lag im dritten Jahresviertel mit 14,18 Milliarden Euro um neun Prozent unter dem Vorjahreswert. Unter dem Strich verdiente ThyssenKrupp 613 Millionen Euro nach 759 Millionen Euro im Vorjahr. Im nächsten Jahr rechnet ThyssenKrupp mit einer weiter positiven Umsatzentwicklung, «sofern nicht unvorhersehbare konjunkturelle Einbrüche unsere Geschäfte beeinträchtigen». Eine positive Umsatzentwicklung werde sich dann auch im Ergebnis niederschlagen.


Bau der neuen Werke in Brasilien und USA wird teurer
Bei seiner Wachstumsstrategie setzt ThyssenKrupp vor allem auf die beiden geplanten neuen Werke in Brasilien und den USA, für die der Konzern Milliardeninvestitionen vorgesehen hat. Nun kündigte ThyssenKrupp an, dass beide Werke teurer werden als geplant. Für Brasilien hatte ThyssenKrupp ursprünglich 3 Milliarden Euro veranschlagt, das Budget wird nun auf 4,5 Milliarden Euro angehoben. Bereits zur Jahreshälfte hatte Thyssen hier zusätzliche Investitionen angekündigt, nun machen offenbar höhere Lieferkosten und Wechselkurseffekte schwerer zu schaffen als gedacht, zudem soll die Kapazität erhöht werden. Neben den höheren Kosten sorgen Lieferengpässe und schlechtes Wetter auch für eine weitere Verzögerung der Inbetriebnahme: Diese ist nun erst für Ende 2009 vorgesehen.


Höhere Investitionen in USA
In den USA wird die Stahlsparte nun wegen der angespannten Lage im Anlagenbau statt der geplanten 2,9 Milliarden Dollar nun rund zehn Prozent mehr investieren, Stainless erhöht das Budget von 1,1 Milliarden Dollar um bis zu 25 Prozent. Der Start des Werks ist unverändert für das Frühjahr 2010 vorgesehen. (awp/mc/ps/15)

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