Zwar bestätigte Vorstandschef Ekkehard Schulz am Mittwoch in Düsseldorf anlässlich der Vorlage des Zwischenberichts die Ziele für das laufende Jahr und darüber hinaus, im operativen Geschäft schnitt Deutschlands grösster Stahlkocher aber schlechter ab als im Vorjahr. Vor allem das Stahl- und Edelstahlgeschäft blieben unter Vorjahresniveau. Zudem wird das neue Stahlwerk in Brasilien voraussichtlich etwa sechs Monate später an den Start gehen und deutlich teurer als geplant.
Aktie bricht ein
Die Aktie von ThyssenKrupp sackte am Mittwoch ans DAX-Ende. Zuletzt lag sie 1,46 Prozent im Minus bei 43,94 Euro. Die Analysten zeigten sich vor allem von der Verspätung in Brasilien enttäuscht, verweisen auf die höhere Verschuldung und fürchten wegen der steigenden Rohstoffkosten künftig einen höheren Druck auf das Stahlgeschäft. Positiv aufgenommen wurde am Markt allerdings die Bestätigung der Ziele.
Rohstoffkosten belasten
Die gestiegenen Rohstoffkosten belasteten derzeit das Geschäft «stärker als erwartet», hiess es im Quartalsbericht. In der Stahlsparte könne der Konzern die hohen Preise insbesondere für Eisenerz und Kokskohle im laufenden Geschäftsjahr wegen der grossen Zahl an Jahresverträgen «nicht in vollem Umfang» an die Kunden weitergeben. In einigen Sparten des US-Geschäfts mache sich zudem die Eintrübung der Konjunktur bemerkbar. «Dennoch können wir unsere Erwartungen für das Geschäftsjahr 2007/2008 bestätigen», hiess es. Geplant werde unverändert ein Ergebnis vor Steuern und Sondereffekten von mehr als 3 Milliarden Euro nach 3,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Der Umsatz solle auf 53 (51,7) Milliarden Euro steigen. Auch die mittelfristigen Ziele bestätigte Vorstandschef Schulz.
Werk wird teurer
Für das neue Werk in Brasilien hatte ThyssenKrupp bislang drei Milliarden Euro veranschlagt, nun rechnet der Konzern mit 3,5 bis 3,7 Milliarden Euro. Neben zusätzlicher Investitionen in Nebengewerke sind die Preise für Bauleistungen und technische Ausrüstungen gestiegen. Lieferengpässe sowie starke Regenfälle würden zudem zu einer Verzögerung der Inbetriebnahme führen: Statt im März 2009 soll das Werk nun voraussichtlich bis zu sechs Monate später an den Start gehen. Die Arbeiten an dem geplanten Stahl- und Weiterverarbeitungswerk in den USA, in das ThyssenKrupp 3,1 Milliarden Euro investiert, liegen laut Angaben dagegen im Plan.
Gewinneinbruch
In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres erzielte ThyssenKrupp vor Sondereffekten wie den Anlaufkosten für die neuen Werke einen Gewinn vor Steuern von 1,499 (2,114) Milliarden Euro. Inklusive der Sonderposten landete er bei 1,388 (1,634) Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte eine Kartellstrafe im Aufzuggeschäft von knapp einer halben Milliarde Euro den Gewinn stark gedrückt. Unter dem Strich verdiente ThyssenKrupp zwischen Oktober und Ende März 937 (905) Millionen Euro. Der Umsatz war mit 25,5 Milliarden Euro nahezu unverändert, ebenso wie der Auftragseingang mit 27,4 Milliarden Euro. Die Investitionen in Brasilien erhöhten die Verschuldung: Die Netto-Finanzschulden lagen Ende März bei knapp zwei Milliarden Euro – zu Beginn des Geschäftsjahres Anfang Oktober hatte ThyssenKrupp netto noch Forderungen von 223 Millionen Euro offen gehabt.
Stahl und Edelstahl schneiden schlechter ab
Wachstumstreiber im bisherigen Jahresverlauf waren die Sparte Technologies und das Geschäft mit Aufzügen. Das Geschäft mit Stahl und Edelstahl dagegen stand unter Druck. Die Sparte Steel konnte zwar bei Umsatz und Auftragseingang dank einer anhaltend hohen Nachfrage zulegen, der Vorsteuergewinn ging aber wegen der Anlaufkosten für die Werke und die höheren Rohstoffkosten auf 749 (870) Millionen Euro zurück. Das Edelstahlgeschäft, das zuletzt von einem Preiseinbruch belastet war, erholte sich zwar im zweiten Quartal leicht, blieb aber bei Umsatz und Ergebnis noch weit unter Vorjahresniveau. In den ersten sechs Monaten blieb die Sparte vor Steuern mit minus 7 Millionen Euro in den roten Zahlen, im Vorjahr hatte der Bereich noch 616 Millionen Euro verdient. Der Auftragseingang zog leicht an. (awp/mc/ps)