«Time» kürt Bernanke zur «Person des Jahres»
«Die Rezession war die Story des Jahres. Ohne Ben Bernanke (…) wäre alles viel schlimmer gekommen», begründet «Time» seine Entscheidung. Im vergangenen Jahr hatte das Magazin Barack Obama zu seiner «Person des Jahres» gekürt, 2007 war es Wladimir Putin.
«Der mächtigste Streber des Planeten»
«Bernanke hat nicht nur aus der Geschichte gelernt; er hat sie selbst geschrieben und wäre verdammt gewesen, wenn er sie wiederholt hätte», würdigt das renommierte Magazin den 56 Jahre alten früheren Princton-Professor. «Bernanke entschied sich zum Gegenteil dessen, was die Fed in den 30er Jahren tat: Er weitete die Geldmenge grösstmöglich aus, er rettete so viele Banken wie möglich.» Zu seiner zurückhaltenden und oft als akademisch empfundenen Art meint das Blatt: «Er ist einfach der mächtigste Streber des Planeten.»
Abstimmung über zweite Amtszeit am Donnerstag
In der ökonomischen Fachwelt zumeist hochgerühmt, ist Benankes Wirken nicht unumstritten. Im US-Kongress sind schon vor Monaten Stimmen laut geworden, die eine weitaus stärkere Kontrolle der unabhängigen Zentralbank fordern. An diesem Donnerstag stimmt der Bankenausschuss des Senats über eine zweite, vierjährige Amtszeit des Fed-Chefs ab. Eine Zustimmung gilt als sicher, nachdem Bernanke bereits von Präsident Barack Obama erneut nominiert worden war.
In der engeren Auswahl um die Auszeichnung als «Person des Jahres» waren neben Bernanke General Stanley McChrystal, die chinesischen Arbeiterinnen und Arbeiter, Nancy Pelosi, die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Weltrekord-Sprinter Usain Bolt, die bei den Demonstrationen in Teheran getötete Neda Agha-Soltan oder Talkradio-Moderator Glenn Beck.
Umstrittene Entscheidungen
Das einflussreiche Wochenmagazin vergibt seit 1927 den Titel an die Person, die aus Sicht der Redaktion im abgelaufenen Jahr den grössten Einfluss auf die Welt hatte. Damals wurde der Luftfahrtpionier Charles Lindbergh ausgezeichnet, der mit 25 Jahren als erster Mensch den Atlantik im Solo-Flug überquerte. Oft gab es auch sehr umstrittene Entscheidungen des Magazins: Adolf Hitler war 1938 Person des Jahres, Ajatollah Khomeini erhielt den Titel 1979. Stalin verlieh «Time» die Auszeichnung zweimal. (awp/mc/pg/29)