Time Warner solle die richtigen Geschäfte in der passenden Konzernstruktur betreiben, kündigte der seit Januar amtierende Bewkes an. Im vergangenen Jahr kletterte der Betriebsgewinn vor zahlreichen Sondereffekten um 17 Prozent auf 12,9 Milliarden Dollar (8,8 Mrd Euro). In diesem Jahr soll er lediglich um bis zu 9 Prozent steigen. Der Umsatz legte 2007 um 6 Prozent auf 46,5 Milliarden Dollar zu. Für Wachstum sorgten besonders die Filmsparte etwa dank «Harry Potter» und das Kabelgeschäft. Bei AOL hingegen kämpft Time Warner weiter mit Problemen.
4,4 Mrd. Dollar weniger verdient
Unter dem Strich verdiente Time Warner 2007 allerdings mit 4,4 Milliarden Dollar deutlich weniger als im Vorjahr (6,6 Mrd Dollar). Damals waren unter anderem hohe Einmalgewinne aus Verkäufen etwa der AOL-Internetzugänge in Deutschland angefallen. Auch im vierten Quartal sank der Überschuss deshalb um mehr als 40 Prozent auf 1,0 Milliarden Dollar. Ohne Sondereffekte stieg das operative Ergebnis hingegen um 16 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar. Time Warner traf mit seinen Ergebnissen die Erwartungen der Analysten. In den vergangenen 12 Monaten verlor das Unternehmen fast ein Drittel seines Börsenwerts.
Was passiert mit AOL?
Die Zukunft von AOL ist weiter ungewiss. Im Jahr 2000 war die Fusion von AOL mit Time Warner als Jahrhundertehe zwischen neuen und alten Medien gepriesen worden. Heute gilt sie als Paradebeispiel einer misslungenen Fusion. Time Warner betreibt seit längerem den AOL-Umbau vom bezahlten Zugangsgeschäft, das in Europa schon verkauft wurde, zum werbefinanzierten Portal. Zum Jahresende hatte AOL in den USA noch 9,3 Millionen Abonnenten und damit 3,8 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Angesichts des aktuellen Übernahmeangebots von Microsoft für den Internet-Konzern Yahoo! wird derzeit auch über eine Gegenofferte von Time Warner zur Stärkung von AOL spekuliert. Analysten halten aber genauso gut einen kompletten Verkauf von AOL für denkbar.
Grundsätzliche strategische Entscheidungen erwartet
Die Wall Street erwartet von Bewkes grundsätzliche strategische Entscheidungen zur Zukunft des Medienriesen. Spekuliert wird über eine Konzentration aufs Kerngeschäft und den lukrativen Verkauf von Konzernteilen wie der bereits börsennotierten Kabelsparte. Time Warner Cable ist der zweitgrösste US-Anbieter und der Konzern hält noch eine Mehrheit. Daneben gehören zum Konzern unter anderem Filmstudios wie Warner Brothers, Magazine wie «Time» und «Fortune» sowie zahlreiche TV-Sender («CNN»). (awp/mc/pg)