Tintorettos Aufstieg zum Kalvarienberg aus der Sammlung Bührle

von Tanja Hess

«Ja, ich billige und teile Ihre Bewunderung für den Stärksten unter den Venezianern; wir preisen Tintorett.»


Dies sagt kein Geringerer als Paul Cézanne. Cézanne gehört sicherlich zu den grössten Verehrern Tintorettos, ihn faszinierte die lockere Malweise, die Luftigkeit des Pinselduktus. Tintorettos Werk beginnt im Bildverständnis der Renaissance. Zu einer Zeit also, als das Bild seine Wirkung auch bei nahem Betrachten entfalten soll. In einer Zeit, als die Bildinhalte nach strengen Vorgaben der Komposition und Geometrie. Im Laufe der Zeit aber entwickelt Tintoretto seinen Pinselstrich zu einer lockeren Anordnung und die Komposition dehnen sich tief in den Raum aus. Stiltypisch für den Barock wendet er das Licht an, als würde ein Lich aus Scheinwerfern punktuell den Bildraum beleuchten. Alles Licht unterstützt die Intensität des Ausdrucks der oftmals ausladenden Gesten.



Jacopo Tintoretto, Der Aufstieg zum Kalvarienberg, um 1590, 149 x125 cm

Weiss gehöhte Lichter bilden den Raum
Es gehört zu den malerischen Techniken, die besonders viel im Manierismus angewendet wurden, dass man die Farben, da wo sie hell im Licht stehen, noch etwas heller macht, als das Auge erwarten würde. Diese Überhöhung hat auch Tintoretto angewendet. Damit gibt er den eher einfachen Figuren einen starken Ausdruck. Der Bildaufbau dieser Komposition des Aufstiegs zum Kalvarienberg unterscheidet sich von der Version, wie sie in der Scuola di San Rocco in Venedig zu sehen ist nur wenig. Tintoretto verlässt hier die Symmetrie und glieder den Raum mit dem Kreuz in einer leichten Schräge. Der Bildraum wird in ein deutliches Vorne und Hinten geteilt, verbindend wirkt der Zug der Figuren, welcher in die Raumtiefe greift. Die Darstellung des Aufstiegs zum Kalvarienberg hält sich insofern nicht an die Bibel, als Tintoretto nicht Jesus vorangehen lässt, sondern die Reihenfolge umkehrt. Dies hat aber seinen Vorteil darin, dass die Szene um Jesus näher zum Betrachter liegt und mehr Ausdruck und Intensität der Gefühle auf den Gesichtern von Jesus und Veronika mit dem Schweisstuch zu sehen ist. Es darf nicht vergessen werden, dass diese Bilder gemalt wurden, um den Leuten die Schönheit und die Intensität des christlichen Glaubens vor Augen zu führen.


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Stiftung Sammlung E. G. Bührle
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Offen: Di, Mi, Fr, So 14 – 17 Uhr 

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