Mit einem höheren Gebot hat TomTom den US-Konkurrenten Garmin ausgestochen und sich gleichzeitig mehr als ein Viertel an Tele Atlas gesichert. TomTom biete jetzt 30 Euro je Aktie, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Amsterdam mit. Damit werde Tele Atlas inklusive der Barmittel mit rund 2,9 Milliarden Euro bewertet, ohne diese Barmittel mit 2,7 Milliarden Euro.
28,3 Prozent an Tele Atlas gesichert
Wie TomTom weiter mitteilte, hat sich das Unternehmen bereits 28,3 Prozent an Tele Atlas gesichert. Die Anteile seien von mehreren Anteilseignern angedient worden. Insgesamt will TomTom 80 Prozent der Anteile einsammeln, doch es besteht unter bestimmten Bedingungen auch die Möglichkeit, dass die Annahmenschwelle auf 66,67 Prozent sinkt. Dies würde TomTom die Übernahme erleichtern, hat Garmin sich doch bereits mindestens 5,02 Prozent der Tele Atlas-Anteile gesichert und will ebenfalls nur 66,67 Prozent erreichen.
Börsianer erwarten Gegenangebot
Am Vormittag sprangen die Aktien von Tele Atlas um 17,59 Prozent hoch auf 31,69 Euro. Dass der Kurs über dem Angebot von 30,00 Euro notiere, zeigt einem Börsianer zufolge, dass die Marktteilnehmer mit einer neuen Gegenofferte von Garmin rechnen. Bislang hat sich das US-Unternehmen noch nicht dazu geäussert.
Garmin funkte dazwischen
Das Management von Tele Atlas weiss TomTom nach eigenen Angaben hinter sich. Bereits im Juli hatten die beiden Unternehmen ihren Zusammenschluss vereinbart. Dann funkte jedoch Garmin dazwischen. Das Unternehmen aus Olathe im US-Bundesstaat Kansas bietet 24,50 Euro pro Aktie oder insgesamt 2,3 Milliarden Euro für Tele Atlas. TomTom wollte ursprünglich 21,25 Euro je Aktie oder insgesamt 2 Milliarden Euro zahlen.
Empfehlung an die Aktionäre
Tele Atlas hatte TomTom nach dem Garmin-Vorstoss bis zum 8. November Zeit gegeben, mit dem Konkurrenten mindestens gleichzuziehen. Anderenfalls werde man die Empfehlung an die Aktionäre zurücknehmen und den Konkurrenten unterstützen, hatte Tele Atlas wissen lassen.
Abschluss der Übernahmen bis Jahresende
Bis zum späten November will TomTom nun das neue Angebot offiziell vorlegen und die Übernahme bis zum Ende des Jahres abschliessen. Die TomTom-Aktionäre sollen auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung über die Übernahme abstimmen. Die vier TomTom-Gründer, die zusammen 57 Prozent der Anteile halten, haben jedoch bereits ihre Zustimmung signalisiert. Bis zum Ende des Monats erwartet TomTom auch die Freigabe durch die EU-Kommission.
Weitreichende Eigenständigkeit zugesichert
Sowohl TomTom als auch Garmin haben dem TecDAX-Mitglied im Falle einer erfolgreichen Übernahme weitreichende Eigenständigkeit zugesichert. So wollen die Unternehmen verhindern, dass bei Tele Atlas andere Navi-Herstellern als Kunden abspringen. Branchenkenner stufen die Gefahr des Kundenschwunds jedoch ohnehin als gering ein, existiert mit dem US-Unternehmen Navteq im Wesentlichen doch nur noch ein weiterer Anbieter digitaler Strassenkarten. Nach Navteq greift momentan der Handyhersteller Nokia .
TomTom-Umsatz um 21 Prozent gesteigert
Garmin und TomTom gehören zu den grossen Navi-Herstellern, wobei Garmin in Nordamerika und TomTom in Europa stärker ist. Garmin hat im dritten Quartal seinen Umsatz im Jahresvergleich um 79 Prozent auf 729 Millionen Dollar (511 Mio Euro) gesteigert. Unterm Strich verdiente das Unternehmen 194 Millionen Dollar (plus 57 Prozent). TomToms Umsatz lag im dritten Quartal bei 427 Millionen Euro (plus 21 Prozent), der Überschuss bei 99 Millionen Euro (plus 36 Prozent). (awp/mc/ab)