Toni Luginbühl, Präsident der Geschäftsleitung der Zuger Kantonalbank

von Patrick Gunti


Herr Luginbühl, trotz Finanzkrise hat die Zuger Kantonalbank 2008 das beste Ergebnis ihrer Geschichte erreicht und den Reingewinn um satte 24,1 % auf 61,3 Mio. Franken gesteigert. Der Bruttogewinn stieg um 1,3 % auf 123,4 Mio. Franken, die Dividende soll von 130 auf 175 Franken erhöht werden. Was hat dieses Resultat im aktuellen Umfeld möglich gemacht?


In erster Linie unser Geschäftsmodell, welches auf Kontinuität und Sicherheit basiert. Dann aber auch die Tatsache, dass wir vor einigen Jahren entschieden, den eigenen Handel mit Wertpapieren einzustellen. Damit haben wir bewusst auf Gewinnmöglichkeiten verzichtet. Dafür erlitten wir nun auch keine Kursverluste.


Durch die Finanzkrise haben sich viele verunsicherte Kunden den Kantonalbanken zugewendet, so auch in Ihrem Fall. Wie viele Neukunden konnten Sie begrüssen und welchen Einfluss hatte dies auf die Kundengelder?


Im Verlaufe des letzten Jahres verzeichneten wir eine Zunahme von rund 4000 neuen Kundinnen und Kunden. Die Kundengelder nahmen um 12,9% oder um knapp 800 Mio. Franken zu. Zudem wurden uns zusätzliche Depotwerte im Umfang von 345 Mio. Franken anvertraut.


Wie haben Sie die der ZGKB anvertrauten Gelder angelegt?


Leider war es uns nicht möglich, die Kundengelder vollumfänglich und ohne Veränderung unserer Risikoparameter in unserem Wirtschaftsraum auszuleihen. Immerhin nahmen die Kundenausleihungen um über 20% zu. Die überschüssige Liquidität von zeitweise mehr als einer Milliarde Franken platzierten wir im gesicherten Interbankenmarkt.


«Wir haben zu keiner Zeit aktiv Kunden bei den Grossbanken abgeworben.»


Den Kantonalbanken wurde der Vorwurf gemacht, von der Krise bei den Grossbanken zu profitieren, und aktiv Kunden abzuwerben, während der Staat die UBS mit Milliarden unterstützen muss. Wie hat sich die ZGKB in dieser Situation verhalten?


Wir haben zu keiner Zeit aktiv Kunden bei den Grossbanken abgeworben.


Wie beurteilen Sie die Unterstützung der Schweizer Nationalbank für die UBS?


Die Unterstützung war notwendig und richtig. Paradox ist einzig, dass die Staatsgarantie der Kantonalbanken immer wieder bemängelt wurde, obschon sie Jahr für Jahr entschädigt wird. Die UBS erhält nun ihrerseits faktisch eine staatliche Garantie, obschon sie dafür nie etwas bezahlt hat.


Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft ging um 12,5 % und der Handelserfolg um 21,4 % zurück. Was prägte das Zinsgeschäft, in dem die ZGKB um 8,5 % auf 154,1 Mio. Franken zulegen konnte?


Die Zunahme der Ausleihungen und ein geschicktes Cash-Management.


Die Kundenausleihungen nahmen insgesamt um 23,5 % auf fast 700 Mio. Franken zu. Wie verlief dabei das Hypothekargeschäft?


Unser Kerngeschäft ist nach wie vor das Hypothekargeschäft. Dieses nahm um 3,4% auf über 7,5 Mrd. Franken zu.


Zuletzt hat die ZGKB im Dezember die Zinssätze für variable Hypotheken um 0,25 auf 2,75 % gesenkt. Mit welcher Entwicklung des Hypothekarzinses einerseits und des Hypothekargeschäfts andererseits gehen Sie im laufenden Jahr aus?


Die tiefen Zinssätze führen zu einer weiterhin regen Bautätigkeit. Andererseits nehmen die Amortisationen aufgrund fehlender Anlagemöglichkeiten zu. Das Hypothekarvolumen wird im Kanton Zug weiter zunehmen, die Rückzahlungen dagegen auch. Ich könnte mir vorstellen, dass die variablen Hypothekarzinssätze noch leicht sinken könnten. Sie spielen aber heute keine allzu grosse Rolle mehr, da die meisten Liegenschaftsbesitzer Festhypotheken abschliessen.


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Der Aktienkurs der ZGKB konnte sich 2008 dem Abwärtstrend entziehen und schloss 10,4 % höher als zu Jahresbeginn und mit dem Resultat 2008 lag die ZGKB über den Erwartungen des Marktes. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?


Auf dem heutigen Kursniveau rentieren die Zuger Kantonalbank-Aktien stolze 4,5%. Für langfristig denkende, risikoscheue Anleger sicher auch heute noch eine Einstiegsmöglichkeit.


Die Wirtschaftskrise lässt kaum eine Branche und kaum eine Region unberührt. Wie stellt sich für Sie die Situation im Kanton Zug dar?


Die Wirtschaftskrise wird auch den Kanton Zug treffen. Der Kanton hat aber eine wesentlich günstigere Ausgangslage als andere Regionen. Zudem ist er breit diversifiziert. Ein Wirtschaftsrückgang wird ihn mit anderen Worten weniger stark treffen.


Sie haben für das laufende Jahr ein «gutes» Ergebnis in Aussicht gestellt und wollen auch das Dividendenniveau halten. Wie verlässlich können heute Prognosen sein, wo das Ausmass und die Folgen der Finanzkrise die meisten Experten doch immer wieder von Neuem überrascht?


Es wäre fahrlässig, in der heutigen unsicheren Zeit verlässliche Prognosen abzugeben. Der Verwaltungsrat hätte aber der Dividendenerhöhung nie zugestimmt, wenn er hätte annehmen müssen, die Erhöhung nach einem Jahr bereits wieder rückgängig zu machen. Als Basis für unsere Entscheide dienten verschiedene Stresssimulationen.


«Die Wirtschaftskrise wird auch den Kanton Zug treffen. Der Kanton hat aber eine wesentlich günstigere Ausgangslage als andere Regionen.»


Sie treten Mitte Jahr altershalber zurück und übergeben die Führung des Unternehmens an Pascal Niquille. Welche Wünsche und Ratschläge begleiten Ihren Nachfolger in diesen turbulenten Zeiten?


Die Finanzwelt wird nach der Krise anders aussehen als vor der Krise. Mehr Demut, weniger Gier, eine gute Unternehmenskultur und das Tragen von Mitverantwortung für unser gesellschaftliches Umfeld werden im Mittelpunkt stehen. Attribute, die für die Zuger Kantonalbank seit jeher selbstverständlich sind und weitergeführt werden müssen.


Für was werden Sie nach Ihrem Rücktritt mehr Zeit investieren als es bisher möglich war?


Seit über 20 Jahren gehöre ich der Geschäftsleitung der Zuger Kantonalbank an, davon 10 Jahre als deren Präsident. Da kommen viele Sachen zu kurz, die ich nun mit meinen 60 Jahren noch nachholen kann. In den Ruhestand werde ich mit Sicherheit nicht gehen, dafür fühle ich mich noch viel zu fit und zu unternehmenslustig.


Herr Luginbühl, alles Gute und besten Dank für das Interview.





Zur Person:
Toni Luginbühl, Jahrgang 1948, machte eine Banklehre mit anschliessenden breit gefächerten Weiterbildungen und Aufenthalten im In- und Ausland. Als Verantwortlicher für den Kreditbereich wurde Toni Luginbühl 1988 in die Geschäftsleitung der Zuger Kantonalbank berufen. 1992 übernahm er die Führung des Kommerzdepartementes und 1996 den neu geschaffenen Bereich Logistik, in dem auch die Informatik angegliedert war. 1999 wurde Toni Luginbühl vom Bankrat zum Präsidenten der Geschäftsleitung der Zuger Kantonalbank ernannt. Von dieser Funktion tritt er Mitte Jahr altershalber zurück.

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