Die Folgen für das operative Geschäft sowie der Ausgang der Untersuchungen und Klagen in den USA sind unklar und auch die Dividendenzahlung könnte betroffen sein.
Folgen des Vorfalls einschätzen
Das Unternehmen sei dabei, die finanziellen Folgen des Vorfalls einzuschätzen, was unter anderem den Ausblick, die geplanten Investitionen und die Verschuldung betreffe, sagte CEO Steven Newman am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz. Transocean stehe weiterhin im Dialog mit US-Behörden und -Institutionen und arbeite daran, die Gründe für das Unglück zu klären, so der Firmenchef weiter. Bis auf weiteres informiert Transocean das US-Department of Justice 30 Tage im Vorfeld über ausserordentliche Transfers von Vermögenswerten sowie – derzeit eingestellte – Aktienrückkäufe.
Schadenersatz-Klausen im Blick
Für Aufmerksamkeit sorgte die Veröffentlichung des Vertrages mit dem Konzern BP, welcher die Plattform «Deepwater Horizon» geleast hatte. Analysten honorierten die starke Schadenersatz-Klausel zugunsten Transocean. CEO Steven Newman zeigte sich zuversichtlich, dass die Briten den vereinbarten Pflichten nachkommen würden. Die künftige Zusammenarbeit mit dem wichtigsten Kunden könnte aber in Mitleidenschaft gezogen werden, so Transocean weiter. Der damit verbundene Auftragsbestand wird per Mitte Juli 2010 mit 3,4 Mrd USD angegeben.
Dividende verzögert oder auf unbestimmte Zeit eingeschränkt
Mit Blick auf die Dividende erklärte Transocean, die Auszahlung könnte sich verzögern oder auf unbestimmte Zeit eingeschränkt sein. Die zuständigen Behörden in der Schweiz würden den Antrag wegen der im Zusammenhang mit dem Unglück im Golf von Mexiko eingereichten Klagen vertieft prüfen. Das Unternehmen zeigte sich jedoch überzeugt, alle Voraussetzungen für die Dividendenzahlung zu erfüllen, die in vier Tranchen erfolgen soll. An der Generalversammlung im Mai hatten die Aktionäre einer Ausschüttung in Form einer Nennwertreduktion in Höhe von 3,44 CHF je Aktie zugestimmt.
Moratorium der US-Regierung für Tiefseebohrungen
Das Moratorium der US-Regierung für Tiefseebohrungen in der Region gilt vorerst bis 30. November 2010. Das Unternehmen hat 14 Anlagen im Golf von Mexiko, die für Aufträge im Wert von 7,6 Mrd USD stehen. Sollten Kunden von Vereinbarungen zurücktreten, würden 2,1 Mrd USD wegfallen. Zwei Kunden erwägen dem Management zufolge, sich aus der Region wegzubewegen. Von einem «ernsthaften Disput» könne aber nicht die Rede sein, betonte Newman.
Umsatz und Gewinn tiefer
Der Umsatz reduzierte sich von April bis Juni um 13% auf 2’505 Mio USD. Der operative Gewinn ging um 15% auf 957 Mio USD zurück und unter dem Strich resultierte ein um 11% tieferer Reingewinn nach Minderheiten von 715 Mio USD, wie der Konzern am Mittwochabend mitteilte. Das Ergebnis sei durch Kosten von netto 69 Mio USD im Zusammenhang mit dem Unglück im Golf von Mexiko negativ beeinflusst worden, hiess es. Allerdings seien auch positive Effekte von netto 249 Mio USD durch Versicherungszahlungen im Zusammenhang mit dem Verlust der «Deepwater Horizon» zu verzeichnen gewesen. Der operative Cashflow wurde mit 1’269 Mio USD ausgewiesen, nach 1’172 Mio im ersten Quartal 2010. Der Auftragsbestand sank von 28,6 Mrd USD per Mitte April auf 27,6 Mrd USD per Mitte Juli. Zusammen mit der Plattform «Deepwater Horizon» gingen Aufträge im Wert von 590 Mio USD verloren. Die durchschnittliche Tagesrate der Anlagen belief sich auf 284’200 USD, ein Rückgang um 5% gegenüber dem Vorquartal. Die Auslastung betrug 64% per Ende Juni nach 66% per Ende März.
Ausblick verhalten
Zum Ausblick hiess es, das Unglück im Golf von Mexiko dürfte im Geschäftsjahr 2010 zu höheren Ausgaben und einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr führen. Für das Jahr 2010 beziffert das Unternehmen die zusätzlichen operativen Kosten mit rund 180 Mio USD. Bei der Auslastung rechnet das Management sowohl für die gesamte Industrie wie auch für Transocean über die nächsten Monate mit stabilen Raten.
Aktie ging aufwärts
An der Börse ging es für die Aktie aufwärts, sie schloss mit einem Plus von 5,5% auf 59,90 CHF in einem knapp behaupteten Gesamtmarkt. Als Kurstreiber werteten Händler unter anderem die veröffentlichten Details des Vertrags mit BP. Am 20. April gab Transocean das Börsendebut in der Schweiz, zwei Monate später wurden die Titel in den SMI aufgenommen. Ebenfalls am 20. April brach ein Feuer auf der Anlage «Deepwater Horizon» im Golf von Mexiko aus, die Plattform explodierte und versank im Meer. Inzwischen sind geschätzte 4,9 Mio Barrel Öl aus der defekten Ölquelle ins Meer gelaufen. Es handelt sich um die schwerste Ölpest der Geschichte. (awp/mc/gh/32)