Travail.Suisse fordert Reallohnerhöhungen von bis zu 3 Prozent

Die Lohnrunden 2004 und 2005 hätten nicht befriedigt, sagte Susanne Blank, die bei Travail.Suisse für die Wirtschaftspolitik verantortlich ist, am Donnerstag vor den Medien in Bern. Nun müsse die Rechnung für die Mehrheit der Arbeitnehmenden wieder aufgehen.


Teuerungsausgleich unabdingbar für die Kaufkraft
Die Produktivitätsfortschritte der vergangenen Jahre müssten «in Form von substanziellen Lohnerhöhungen» an die Arbeitnehmenden weitergegeben werden, forderte Blank. Der volle Teuerungsausgleich sei unabdingbar, um die Kaufkraft zu erhalten. Darüber hinaus seien – je nach wirtschaftlicher Situation und unter Berücksichtigung der vergangenen Lohnrunden – Reallohnerhöhungen von 1 bis 3 Prozent gerechtfertigt. «Es braucht klare Signale in der Lohnpolitik», sagte Blank.


Fragile Wirtschaftslage
Blank begründete die Forderung mit der fragilen Wirtschaftslage: Der private Konsum sei die wichtigste Stütze der Konjunktur. «Reallohnerhöhungen bilden die Basis für einen robust steigenden privaten Konsum und damit für ein solides Wirtschaftswachstum.»


Leistungsbereitschaft endlich honorieren
Von einem Nachholbedarf sprach auch Charles Steck von der Gewerkschaft Syna, die rund 65 000 Mitglieder zählt. Die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit der Arbeitnehmenden müsse endlich honoriert werden. Steck monierte, dass viele Unternehmen trotz guter Ertragslage keine neuen Arbeitsplätze schafften. Stattdessen werde das steigende Auftragsvolumen mit dem gleichen Personalbestand bewältigt.


Chefetagen-Entwicklung liefert Argumente
Mit Blick auf die anstehenden Verhandlungen für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) in der Maschinenindustrie kritisierte Steck, dass die Arbeitgeber eine Erhöhung der Arbeitszeit bei gleichem Lohn verlangten. Damit könnten nicht nur Entschädigungen für Überstunden gespart werden, sondern auch Lohnkosten. Nicht gespart wurde mit Kritik an den Verwaltungsräten und den Managern: Sie predigten Bescheidenheit – nur nicht für sich selber. «Die Entwicklung in den Chefetagen liefert genügend Argumente für Reallohnerhöhungen für die übrige Belegschaft», sagte Blank.


Chefs hätten kräftig zugelangt
Steck sprach von einer «skrupellosen Bereicherung». Während das Jahr 2004 für die Arbeitnehmenden als Nullrunde abgebucht werden müsse, hätten die Chefs kräftig zugelangt. Der Abstand zwischen den tiefsten und den höchsten Löhnen sei teilweise um mehr als 20 Prozent gewachsen. Zudem prangerte Steck die «rücksichtslosen Abgangsentschädigungen» an, «die selbst dann bezahlt werden, wenn Spitzenmanager versagen».


Wachsende Ungleichheit bei der Einkommensverteilung
Der wachsenden Ungleichheit bei der Einkommensverteilung sei mit einer sozialen Lohnpolitik entgegenzuwirken, verlangte Steck. So genannte Working poors belasteten den Staat immer stärker. Doch statt existenzsichernde Löhne zu bezahlen, werde die Schliessung der Einkommenslücken von der Wirtschaft an den Staat übertragen. (awp/mc/ab)

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