Travail.Suisse verlangt 5’000 CHF Prämie pro neue Stelle

Der Dachverband Travail.Suisse fordert, dass Firmen für jede neue Lehrstelle 5’000 CHF pro Jahr erhalten.

Engpass im Lehrstellenmarkt
«Wir haben einen Engpass im Lehrstellenmarkt», sagte Travail.Suisse-Präsident Hugo Fasel am Donnerstag vor den Medien in Bern. Die Zahl der Schulabgänger sei noch nie so hoch gewesen wie in diesem Jahr. Bis 2009 brauche es für die geburtenstarken Jahrgänge jährlich 5’000 bis 10’000 zusätzliche Lehrstellen.

Zulage für ausbildende Firmen gefordert
Travail.Suisse glaubt nicht daran, dass diese Lehrstellen mit der herkömmlichen Lehrstellenförderung geschaffen werden können. Der Verband fordert deshalb eine Zulage für ausbildende Firmen: Nimmt ein Betrieb mehr Lehrlinge auf, als im Schnitt der letzten drei Jahre, erhält er pro neue Lehrstelle und Ausbildungsjahr mindestens 5’000 CHF vom Staat.

Motion von Nationalrat und Travail.Suisse-Präsident Fasel (CSP/FR)
Eine entsprechende Motion wurde von Nationalrat Fasel (CSP/FR) im Parlament eingereicht. Die gesetzliche Grundlage und das Geld sind laut Fasel vorhanden: Aus dem Innovationsfonds des Bundes für die Berufsbildung würden erfahrungsgemäss jährlich 15 bis 20 Mio CHF nicht gebraucht. Bruno Weber-Gobet, Leiter Bildungspolitik bei Travail.Suisse, pries den Vorschlag als einfach und effizient. Er könne sofort umgesetzt und nach dem Höchststand der Schulabgänger wieder eingestellt werden. Zudem konkurrenziere er das heutige System nicht und sei günstiger als Brückenangebote, die bis zu 20’000 CHF pro Jahr kosteten. Er wies die Kritik zurück, dass damit Firmen benachteiligt würden, die bereits zusätzliche Lehrstellen geschaffen hätten. Von der Zulage profitieren können nämlich bloss Betriebe, die in den letzten drei Jahren Lehrlinge ausbildeten. Firmen, die sich aus der Ausbildung verabschiedet haben, gehen leer aus.

SGB glaunt, Bundesrat unterschätze die «Lehrstellenkrise»
In die gleiche Kerbe wie Travail.Suisse schlägt der Gewerkschaftsbund SGB. Gemeinsam mit Angestellten-, Lehrer- und Jugendverbänden bemängelt er, dass der Bundesrat die «Lehrstellenkrise» stark unterschätze. Die neue Wirtschaftsministerin Doris Leuthard müsse die Fäden in die Hand nehmen und die Wirtschaft dazu bringen, rund 10’000 zusätzliche Lehrstellen zu schaffen, heisst es in einem Communiqué. Verbesserungen werden vor allem für bildungsschwache und Kinder ausländischer Herkunft gefordert.

Lehrstellensituation ähnlich angespannt wie im Jahr 2005
Die aktuellsten Zahlen zum Schweizer Lehrstellenmarkt datieren vom April: Gemäss dem Lehrstellenbarometer des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie (BBT) ist die Lehrstellensituation demnach etwa ähnlich angespannt wie im Jahr 2005. Zwar boten die Unternehmen dieses Jahr 73’500 Lehrstellen an, 1’000 mehr an als 2005. Gleichzeitig suchten aber 79’000 Jugendliche eine Stelle – 2’000 mehr als im Vorjahr. Mitte April gaben 52’000 der Jugendlichen an, bereits einen Lehrvertrag unterzeichnet zu haben. Das neue Lehrstellenbarometer wird im Oktober publiziert.

(awp/mc/hfu)

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