Dies sagte Susanne Blank, Leiterin Wirtschaftspolitik von Travail.Suisse am Montag vor den Medien in Bern. Das laufende Jahr sei für die Arbeitnehmenden «ein Verlustgeschäft», sagte Blank. Die geschätzte Jahresteuerung von 2,5% reisse trotz durchschnittlicher Lohnerhöhungen von 2,2% per 2008 ein Loch ins Portemonnaie: Die Arbeitnehmer müssten einen Reallohnverlust von 0,3% hinnehmen. Bei den Mindestlohnempfängern betrage dieser gar 0,7%.
Syna nicht zufrieden
Die zu Travail.Suisse gehörenden Unterverbände äusserten sich denn auch unterschiedlich zur vergangenen Lohnrunde. Die Allbranchen-Gewerkschaft Syna sei nicht zufrieden, sagte deren Vizepräsident Arno Kerst. Die bis jetzt bekannten Lohnabschlüsse hätten das Ziel einer Reallohnerhöhung von 1,5 bis 2,5% nicht erreicht, sondern glichen im Schnitt lediglich die Jahresteuerung aus, was für viele Arbeitnehmende eine Nullrunde bedeute.
Erschwerte Verhandlungen
Die Finanzkrise habe die Verhandlungen erschwert. Diese seien im Verlaufe des Lohnherbstes immer schwieriger geworden. «Die zunehmend schlechten Wirtschaftsnachrichten schmälerten die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften», sagte Kerst. Der Personalverband Angestellte Schweiz spricht von «verantwortungslos tiefen Lohnabschlüssen» in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Die im Schnitt erreichten 2,2% lösten «keine Euphorie, sondern Bauchschmerzen» aus, wie sich Geschäftsführer Stefan Studer ausdrückte.
Gemischte Gefühle bei Transfair
Die Gewerkschaft Transfair zeigte gemischte Gefühle. Während die Post ihren Mitarbeitern «anständige Lohnerhöhungen» gewähre, habe Transfair bei der Bundesverwaltung ein «knapp zufrieden stellendes» Resultat erreicht. Die Verhandlungen mit Swisscom sind noch im Gange, während jene mit der SBB am vergangenen Freitag abgebrochen wurden.
Für Hotel & Gastro Union stimmt Verhandlungsergebnis
Zufriedener äusserte sich hingegen die Hotel & Gastro Union. Im Gastgewerbe würden die Mindestlöhne 2009 um durchschnittlich 2,5% angehoben, sagte Geschäftsleitungsmitglied Eric Dubuis. Die Schweizer Wirtschaft werde mit einer ernsthaften Abkühlung der Konjunktur zu kämpfen haben, die Prognosen reichten von Nullwachstum bis Rezession. «Die Konjunkturschwäche wird sich negativ auf die Beschäftigung auswirken», sagte Blank von Travail.Suisse weiter.
SGB vor drei Wochen noch euphorisch
Sie rechnet mit mindestens 140’000 Arbeitslosen in der Schweiz bis Ende 2009. Gemäss den neuesten Angaben des Staatssekretariates für Wirtschaft (SECO) waren im Oktober 100’471 Personen arbeitslos. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) zeigte sich vor rund drei Wochen euphorischer. Die diesjährigen Lohnverhandlungen seien gut angelaufen und die Löhne würden 2009 in vielen Firmen um wesentlich mehr als 3% steigen. (awp/mc/ps/21)