Die EZB werde «starke Wachsamkeit» ausüben, um sicherzustellen, dass sich Risiken für die Preisstabilität auf mittlere Sicht nicht durchsetzten. Das sagte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag nach der Entscheidung der Währungshüter, den Leitzins unverändert bei 2,50 Prozent zu belassen. Die EZB werde die Risiken für die Preisstabilität «genau» beobachten. Kurzfristig werde die Inflationsrate in der Eurozone voraussichtlich über zwei Prozent bleiben, sagte Trichet. Wegen der Rekordölpreise hat sich die Inflationsrate im April auf 2,4 Prozent beschleunigt nach 2,2 Prozent im März. Die EZB sieht die Preisstabilität nur bei Teuerungsraten knapp unter zwei Prozent gewährleistet.
Aufwärtsrisiken für die Inflation in der Eurozone
Laut Trichet überwiegen derzeit die Aufwärtsrisiken für die Inflation in der Eurozone. Die Währungshüter sehen die Risiken im Ölpreisanstieg, höheren Steuern sowie in Zweitrundeneffekten. Bisher seien die Lohnsteigerungen moderat geblieben.
Leitzins unverändert bei 2,50 Prozent
Die EZB hatte den Leitzins am Donnerstag wie erwartet unverändert bei 2,50 Prozent belassen. Die Entscheidung sei einstimmig getroffen worden, sagte Trichet. Seit Dezember hatten die Währungshüter den Leitzins in zwei Schritten insgesamt um 0,50 Prozentpunkte erhöht. Volkswirte gehen angesichts des sich aufhellenden Konjunkturbildes in der Eurozone von weiteren Leitzinserhöhungen im laufenden Jahr aus. Die Marke von drei Prozent dürfte dabei überschritten werden.
Kine Serie von Zinserhöhungen vorfestgelegt
EZB-Präsident Trichet bekräftigte, dass die EZB auch ausserhalb von Frankfurt die Zinsen ändern könne. Der EZB-Rat tagt im Juni in Madrid. Die künftigen Schritte hingen von den wirtschaftlichen Daten ab. Die EZB habe sich nicht auf eine Serie von Zinserhöhungen vorfestgelegt. Wenn das Hauptszenario der EZB eintreffe, wäre ein weiterer Abbau der versorgenden Geldpolitik erforderlich, sagte Trichet. Wachsamkeit sei in einem Umfeld üppiger Geldversorgung und des nominal und real sehr niedrigen Zinsniveaus Zinsen geboten. Die Inflationserwartungen müssten fest verankert sein. Die Geldpolitik bleibt nach Einschätzung von Trichet angesichts des nominal und real sehr niedrigen Zinsniveaus weiter versorgend.
Abwärtsrisiken auf längere Sicht
Die jüngsten Daten deuteten darauf hin, dass das Wirtschaftswachstum in der ersten Jahreshälfte an Breite gewinne. Die Risiken für das Wirtschaftswachstum sind laut Trichet kurzfristig ausgewogen. Auf längere Sicht bestünden allerdings weitere Abwärtsrisiken auf Grund eines möglichen Ölpreisanstiegs, wegen der globalen Ungleichgewichte sowie durch Protektionismus. Die Bedingungen für weiteres Wachstum blieben erhalten. Die Weltwirtschaft dürfte weiter stark bleiben. Auch das Konsumwachstum sollte sich verstärken. (awp/mc/gh)