Trichet: Weitere Daten und Informationen für Geldpolitik nötig – Leitzins wie erwartet bei 4,00 Prozent

Die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die Neueinschätzung von Risiken in den vergangenen Wochen hätten zu einer erhöhten Unsicherheit geführt, bekräftigte Präsident Jean-Claude Trichet am Donnerstag in Wien. Die EZB werde alle Entwicklungen «sehr genau» beobachten. Die künftige Entwicklung auf den Finanzmärkten werde ebenfalls sehr genau beobachtet. Trichet sagte, dass die EZB im Euroraum auf mittlere Frist weiterhin Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität sehe. Die Geldpolitik stehe bereit, um Inflationsrisiken entgegenzuwirken. Geld- und Kreditwachstum seien weiter kräftig. Daher bleibe ein entschlossenes und rechtzeitiges Handeln zur Gewährleistung von Preisstabilität auf mittlere Sicht geboten.


Leitzinsen unverändert bei 4,00 Prozent belassen
Zuvor hatte die EZB die Leitzinsen wie von Experten erwartet unverändert bei 4,00 Prozent belassen. Trichet bezeichnete die Geldpolitik der EZB nicht mehr als «eher akkommodierend». Dies hatte er in den vergangenen Monaten in seinen Äusserungen regelmässig getan, was tendenziell als Zeichen einer Fortsetzung des Zinserhöhungszyklus der Notenbank gewertet wurde.


Trichet weiterhin zuversichtlich
Mit Blick auf das Wirtschaftswachstum im Währungsraum gab sich Trichet weiterhin zuversichtlich. Die Fundamentaldaten im Euroraum stellten sich nach wie vor robust dar. Die mittelfristigen Wachstumsaussichten seien nach wie vor günstig. Im kommenden Jahr werde sich die Euroraum-Wirtschaft voraussichtlich um ihr Potenzialwachstum herum bewegen.


Inflation «signifikant» über zwei Prozent
Bis Anfang 2008 werde die Inflation «signifikant» über zwei Prozent liegen. Den deutlichen Anstieg der Inflationsrate im Euroraum im September auf 2,1 Prozent führte Trichet vor allem auf Basiseffekte bei Energiepreisen zurück. Die EZB sieht Preisstabilität bei einer Rate von knapp unter zwei Prozent gewährleistet.


Wechselkurs als einer der Faktoren bei ihren Zinsentscheidungen
Die EZB berücksichtige den Wechselkurs als einer der Faktoren bei ihren Zinsentscheidungen, sagte Trichet. Der Euro hatte in der vergangenen Woche einen Rekordstand von 1,4282 Dollar erreicht. Die hohe Schwankungsanfälligkeit der Wechselkurse sei eine Gefahr für das Wirtschaftswachstum. Das Bekenntnis der der USA zu einem starken Dollar sei bedeutsam. Trichet rief zudem dazu auf, bei der Kommentierung der Wechselkursentwicklung zurückhaltend zu sein.


Geldpolitik eher akkommodierend
Die Nichtverwendung der Formulierung «Geldpolitik eher akkommodierend» schliesse künftige Zinserhöhungen nicht aus, sagte Trichet. Die EZB werde das Notwendige tun, um Preisstabilität zu gewährleisten. Mit Blick auf die Kreditvergabebedingungen in der Eurozone sagte Trichet, die EZB stelle einige Verschärfungen bei den Kreditstandards fest. Vor allem bei der Kreditvergabe an grosse Unternehmen und im Rahmen von Unternehmensübernahmen seien Verschärfungen bei den Kreditvergabebedingungen festzustellen. Für Details verwies Trichet auf einen am Freitag erscheinenden Bericht der EZB. (awp/mc/gh)

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