Jedes Jahr ziehen mehr Menschen vom Land oder aus dem Ausland in die Städte, als abwandern. Die Stadt Zürich weist für Anfang Juni 2007 beispielsweise eine Leerwohnungsziffer von 0,09 Prozent auf. Im Kanton Genf liegt die Zahl bei 0,19 Prozent, während der schweizerische Durchschnitt bei 1,07 Prozent liegt.
Städte boomen
«Die Städte boomen enorm, gleichzeitig ist in anderen Regionen praktische nichts los», sagte Ansgar Gmür, Direktor des Hauseigentümerverbands, zu den Leerwohnungsziffern, die das Bundesamt für Statistik am Montag publizierte. Zur Bekämpfung dieses Ungleichgewichts müsste man seiner Ansicht nach die Infrastruktur auf dem Land besser ausbauen. Dennoch lasse sich eine Regionalisierung nicht vermeiden: «Das ist ein Markt, der spielt», sagte Gmür.
Mehr Wohnungen gebaut als in der Statistik
So wurden in Zürich zwar mehr Wohnungen gebaut, die Wohnungen sind aber meist sofort vergeben und erscheinen nicht in der Statistik. In Genf spielt zudem die rigide Abbruchgesetzgebung: Alte Wohnhäuser dürfen nur selten abgebrochen und durch neue, höhere Gebäude ersetzt werden.
«Galoppierende Anspruchinflation»
Doch nicht nur in den Städten, auch auf dem Land ist es trotz Baubooms schwierig, eine Wohnung zu finden. Einen weiteren Grund für die Wohnungsknappheit sieht Gmür in der «galoppierenden Anspruchinflation», die sich einerseits in der Qualität der Wohnungen, andererseits in der beanspruchten Wohnfläche äussert.
Fläche des Zugersees verbaut
«Zwischen 1990 und 2000 wurde die Fläche des Zugersees verbaut, um die wachsenden Bedürfnisse zu decken», sagte Gmür. «Damit entstanden aber noch keine zusätzlichen Wohnungen.» Zudem ziehen laut Gmür die Kinder früher aus als noch vor zehn Jahren und beziehen ihre eigene Wohnung.
Politik des Bundes trägt Mitschuld
Für Regula Mühlebach, Geschäftsleiterin des Mieterverbands, ist auch die Politik des Bundes Schuld an dem nach wie vor tiefen Leerwohnungsbestand: «Die Wohnbauförderungsprogramme wurden aus Sparmassnahmen bis 2008 eingefroren. Daher gibt es keine zinsgünstigen Darlehen mehr für Genossenschaften.» In einigen Kantonen, wie zum Beispiel in Zug, schlagen sich laut Mühlebach auch Steuererleichterungen auf die Zahl der leeren Wohnungen nieder. Dort sank die Leerwohnungsziffer von 0,40 Prozent im vergangenen Jahr auf 0,28 Prozent. (awp/mc/gh)