Trotz Krise: Weniger Wechsel im Top-Management
Die Top-Führungspositionen in Konzernen im deutschsprachigen Raum waren damit überraschend krisensicher. Auch europäische und nordamerikanische Verwaltungsräte setzten im Krisenjahr 2008 stärker auf Kontinuität als zuvor: Die Quote sank in Europa um 1,9% und in den USA um 0,5%. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle «CEO-Succession»-Studie der internationalen Strategieberatung Booz & Company. Diese analysierte die 2’500 weltweit grössten börsenkotierten Unternehmen bereits zum achten Mal.
VR reduzieren Risiko durch Einsatz erfahrener Manager
Langjährige Erfahrung in vergleichbaren Positionen wird in der Weltwirtschaftskrise das entscheidende Auswahlkriterium bei der Neubesetzung von CEO-Positionen. «Angesichts der aktuell enormen Herausforderungen vertrauen Verwaltungsräte eher auf bewährte, krisenerprobte Führungskräfte. Ein CEO-Wechsel gilt derzeit als vermeidbares Risiko», kommentiert Carlos Ammann, Geschäftsführer von Booz & Company Schweiz, die Ergebnisse.
Newcomer unter der Lupe
Erstmalig untersuchte die Studie auch CEOs, die 2008 neu ins Amt berufen wurden. Demnach hatten weltweit 20% sowohl der Newcomer als auch der ausscheidenden CEOs bereits vorher die Position an der Spitze eines Unternehmens inne – fast doppelt so viele wie im Jahresdurchschnitt der letzten Dekade. «Beste Chancen haben erfahrene Krisenmanager, die auch unter erschwerten Rahmenbedingungen das Geschäft stabilisieren und auf die Zeit nach der Krise vorbereiten können», so Ammann.
Schleudersitze für CEOs in der Finanz- und Energiebranche
Zu Negativrekorden kam es hingegen in den besonders krisengeschüttelten Branchen. So verloren im Finanzsektor weltweit 18% der CEOs ihren Job. Mit einer Fluktuation von rund 17,2% ist dieser Sektor auch in der Schweiz stark betroffen. Ähnlich viele Führungswechsel verzeichnete zudem der Energiesektor mit 18,3% weltweit. In der Schweiz, Deutschland und Österreich erweisen sich im Sechsjahresvergleich die Telekommunikations-, IT und Baustoffindustrie für das Spitzenpersonal als besondere risikobehaftete Branchen.
Neue CEOs sind jünger und internationaler
Im deutschsprachigen Raum waren die CEO-Novizen des Jahres 2008 im Schnitt 48,2 Jahre alt und damit 2,3 Jahre jünger als ihre Vorgänger beim Amtsantritt. Mehr als zwei Drittel (67%) wurden langfristig im eigenen Unternehmen aufgebaut. Bemerkenswert ist, dass in der Schweiz rund 56% des neuen Führungspersonals aus dem Ausland stammen, während in Deutschland und Österreich lediglich in 12% bzw. 14% der Fälle ausländische CEOs zum Einsatz kommen. «Dieser Wert belegt, dass es in der Schweiz nicht genügend qualifizierte und krisenerfahrene Manager gibt, um alle offenen Positionen in den Chefetagen zu besetzen», erläutert Ammann.
Durschnittliche Amtsdauer bei 5,5 Jahren
Die ausgeschiedenen CEOs blieben im deutschsprachigen Raum rund 5,5 Jahre im Amt und sind bei ihrem Ausstieg im Schnitt genau 56 Jahre alt. In den USA standen die Zeichen noch deutlicher auf Sicherheitskurs: Dort blieben CEOs sogar 7,9 Jahre im Amt – so lange wie noch nie. Zudem holten sich die Unternehmen ältere Spitzenleute an Bord: Mit fast 53 Jahren waren sie fast zwei Jahre älter als in der vergangenen Dekade. «Auch in der Schweiz sind in einigen Fällen bewährte Kräfte wieder mobilisiert worden «, so Ammann.
Outsider performen 2008 deutlich besser als Insider
CEOs aus dem deutschsprachigen Raum, die von einem anderen Unternehmen auf den Spitzenposten wechselten («Outsider»), erzielten im letzten Jahr deutlich bessere Ergebnisse, als so genannte «Insider», die ihre Karriere innerhalb des Unternehmens begründeten. Outsider an der Unternehmensspitze erzielten für die Aktionäre im Schnitt 6% mehr Wert als Insider-CEOs. Im Sechs-Jahresvergleich reduziert sich dieser Vorteil allerdings auf 0,7%.
International aber nicht multikulturell
Die untersuchten CEOs weisen zwar überaus häufig eine internationale Ausbildung auf, setzen diese allerdings vorwiegend in ihrem Heimatländern ein. So führen 52% der neuen CEOs einen internationalen Titel, aber nur 13% sind in einem Land ausserhalb des Firmenstammsitzes tätig. Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt ein wichtiges Handlungsfeld in den Unternehmen auf: Unter den 361 neuen CEOs, die 2008 weltweit ihr Amt antraten, befinden sich nur vier Frauen – ein Trend, der sich auch in der Schweiz widerspiegelt. Hier wurde keiner der frei gewordenen CEO-Posten an eine Frau vergeben. «Weibliche Top-Talente gezielt zu fördern bleibt weiterhin eine zentrale Aufgabe des Managements», so Ammann. (booz&co./mc/ps)
Zur vorliegenden Untersuchung:
Booz & Company untersuchte in der Studie «CEO Succession 2008» die 2’500 weltweit grössten börsenkotierten Unternehmen. Für den deutschsprachigen Raum wurden ergänzend die 300 grössten Unternehmen in dieser Region analysiert. Es flossen sowohl die Performance der Unternehmen zum Zeitpunkt der Ablösung als auch die Art und Weise des Ausscheidens des CEO ein. Erstmals wurde auch der Werdegang der CEOs untersucht, die ihr Amt in 2008 antraten. Aussagen über Trends und Entwicklungen beziehen sich auf die bereits vorgelegten Booz & Company-Studien zu CEO-Ablösungen aus den Jahren 1995, 1998, sowie die jährlichen Studien ab 2000. Seit 2007 bezieht die Studie auch die Performance jener beteiligten Firmen ein, in denen kein CEO-Wechsel stattfand.
Über Booz & Company:
Booz & Company ist mit mehr als 3’300 Mitarbeitenden in 59 Büros auf allen Kontinenten eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Zu den Klienten gehören erfolgreiche Unternehmen sowie Regierungen und Organisationen.Unser Gründer Edwin Booz formulierte bereits 1914 die Grundlagen der Unternehmensberatung. Heute arbeiten wir weltweit eng mit unseren Klienten zusammen, um die Herausforderungen globaler Märkte zu meistern und nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Dazu kombinieren wir einzigartiges Marktwissen sowie tiefe funktionale Expertise mit einem praxisnahen Ansatz. Unser einziges Ziel: unseren Klienten jederzeit den entscheidenden Vorteil zu schaffen.