Eine erste Auswertung unverbindlicher Angebote sei für Mitte August vorgesehen. Ob die Tochter verkauft, fusioniert oder abgespalten werde, könne erst im Herbst nach Vorliegen verbindlicher Kaufofferten entschieden werden.
Spin-off sieht der Aufsichtsrat äusserst kritisch
Die von Fredriksen geforderten Abspaltung in einem so genannten Spin-off sieht der Aufsichtsrat aber äusserst kritisch. Es sei zu berücksichtigen, dass dies den Rückkauf von mehr als 2 Milliarden Euro Anleihen voraussetze, hiess es in der Mitteilung. In der aktuellen Marktlage sei die dafür notwendige Refinanzierung ohne Kapitalerhöhung kaum möglich. «Aus derzeitiger Sicht würde ein Spin- off Werte vernichten und läge damit nicht im Interesse der Aktionäre», hiess es. Die TUI-Aktie gab in einem schwachen Marktumfeld 3,35 Prozent auf 14,42 Euro ab.
Trennung von Hapag-Lloyd mit herbeigeführt
Fredriksen, dessen Drängen im März der Beschluss zur Trennung von Hapag-Lloyd mit herbeigeführt hatte, wendet sich mit Blick auf den hohen Ölpreis und das schlechte Marktumfeld für die Branche gegen einen Verkauf. Er befürchtet zudem, dass Frenzel den Erlös in den von ihm angekündigten Ausbau des Reisegeschäft stecken wird. Fredriksen tritt daher für den Spin-off ein. Dabei würden die Aktien geteilt und Hapag-Lloyd-Anteilscheine neu ausgegeben. Hapag-Lloyd könnte sich als eigenständige Gesellschaft weiterentwickeln und Fredriksen hat schon angekündigt, dass er sich mit bis zu 40 Prozent und möglicherweise auch mit frischem Geld daran beteiligen will.
11,6 Prozent der Anteile Aktionär Alexej Mordaschow
Am Reisegeschäft hat der norwegische Reeder dagegen kein Interesse. Er werde daher nach einer Abspaltung versuchen, seine Reiseaktien umzutauschen. Daran könnte etwa der zweitgrösste TUI- Aktionär Alexej Mordaschow Interesse haben, der mit Frenzel gemeinsam im russischen Reisegeschäft expandieren will, meint Fredriksen. Der Russe, der als Unterstützer Frenzels gilt, hat sich in dem seit Monaten tobenden Machtkampf bei der TUI öffentlich bisher zwar zurückgehalten, zuletzt seine Position aber durch einen Zukauf gestärkt. Er hält jetzt rund 11,6 Prozent der Anteile, Fredriksen rund 15 Prozent.
Aufsichtsrat wies Forderung zurück
Der Aufsichtsrat wies auch die Forderung der Aktionärsgruppe um Fredriksens zurück, einen Beschluss der Hauptversammlung zur Trennung von der Containerschifffahrt einzuholen. Angesichts der laufenden Prozesse sei dies verfrüht. «Selbstverständlich wird die TUI AG die Aktionäre zu gegebener Zeit um Zustimmung bitten, sollte dies rechtlich erforderlich sein.» So würde etwa ein Spin-off eine 75- prozentige Zustimmung der Hauptversammlung benötigen.
Angriffe des norwegischen Tankerkönigs
Darüber hinaus habe sich der Aufsichtsrat erneut auch mit weiteren Angriffen des norwegischen Tankerkönigs gegen die TUI-Spitze befasst, unter anderem auch mit den Geschäftsbeziehungen zwischen dem Konzern und touristischen Aktionärsgruppen. Da diese auch im Aufsichtsrat vertreten sind und Privilegien genössen, sieht Fredriksen dessen Kontrollfunktion nicht mehr gewährleistet. Der Aufsichtsrat habe sich vergewissert, dass bei der TUI «marktübliche Bedingungen» herrschten, hiess es dazu. Auch die kritisierten Vertragsklauseln für die Vorstandsmitglieder seien «rechtlich nicht zu beanstanden». (awp/mc/gh/24)