Als Auslöser für den Rücktritt des 65-jährigen Krumnow nannte der Konzern «persönliche Gründe». Zum Jahresende auch aus dem Aufsichtsrat ausscheiden.
In Dauerfehde mit John Fredriksen
Der ehemalige Deutsche-Bank-Vorstand Krumnow war vor fast genau fünf Jahren an die Spitze des Tui-Aufsichtsrats gewählt worden. Ihm stand in den vergangenen Jahren der streitbare Tui-Grossaktionär John Fredriksen gegenüber. Der Norweger scheiterte zuletzt im Mai in der Hauptversammlung mit seinem Antrag auf Abwahl des Aufsichtsratschefs. Er wollte selbst gemeinsam mit seinem Vertrauten Tor Olav Troim in den das Gremium einziehen.
Scharfe Kritik
Troim hatte die Unternehmensführung scharf kritisiert. Er schätzte die wirtschaftliche Situation des Tui-Konzerns als bedrohlich ein. Krumnow trat öffentlich bei den Debatten um die Tui kaum in Erscheinung. Auf die Angriffe gegen ihn reagierte er praktisch nicht. Kritiker warfen ihm vor, er habe Tui-Vorstandschef Michael Frenzel zu nahe gestanden und habe dessen Vorschläge nur abgenickt. Der gelernte Bankkaufmann und promovierte Betriebswirt war 1970 in die Deutsche Bank eingetreten und von 1988 bis 1999 dort Mitglied des Vorstandes.
Hapag-Lloyd belastet
Tui ächzte auch in diesem Jahr unter seiner verbliebenen Beteiligung an der Reederei Hapag-Lloyd. Ausserdem kämpft der Konzern mit einem wegen der Wirtschaftskrise schleppend verlaufenden Kerngeschäft. Im zweiten Quartal musste Tui einen immensen Verlust verkraften.
Ende Jahr ein positives Ergebnis in Sicht
Der Umsatz fiel in den fortgeführten Geschäftsbereichen um 12 Prozent auf 4,18 Milliarden Euro. Unter dem Strich lag der Verlust des Unternehmens zwischen April und Ende Juni bei 524 Millionen Euro nach einem Minus von 127 Millionen Euro im zweiten Quartal des Vorjahres. Im bis Ende 2009 laufenden Rumpfgeschäftsjahr rechnet Tui wegen des hohen Erlöses aus dem Verkauf von Hapag-Lloyd allerdings weiter mit einem positiven Ergebnis. Bis Ende Juni stand ein Überschuss von 82 Millionen Euro in den Büchern.
Mehr finanzieller Spielraum dank Wandelanleihe
Gleichzeitig wurde bekannt, dass sich Tui mit der Ausgabe einer Wandelanleihe finanziellen Spielraum verschaffen will. Die Anleihe soll 250 Millionen Euro einbringen und über fünf Jahre laufen, wie der MDax-Konzern nach der Aufsichtsratssitzung in Hannover mitteilte. Sie soll von diesem Donnerstag bis 11. November über Bezugsrechte den Aktionären des Konzerns angeboten werden. Die Zahl der Tui-Aktien könnte durch die Wandelanleihe um mehr als 15 Prozent steigen. Zugleich bekräftigte das Management seine Prognose, das Ende September abgelaufene Rumpfgeschäftsjahr mit einem Gewinn abzuschliessen. (awp/mc/pg/21)