Die Container-Reederei Hapag-Lloyd, an der Tui noch mit 43 Prozent beteiligt ist, fuhr dank wieder steigender Frachtpreise und eines scharfen Sparkurses nur noch ein geringes Minus ein, wie der Konzern am Montag in Hannover mitteilte. Im Gesamtjahr will die Tui-Führung das operative Ergebnis vor Sondereffekten auf Konzernebene weiterhin steigern.
Aktie deutlich im Plus
Die Tui-Aktie legte am Montag kräftig zu, nachdem sie am Freitag fast fünf Prozent ihres Wertes verloren hatte. Zuletzt notierte das Papier mit 7,30 Prozent im Plus bei 6,82 Euro und lag damit an der Spitze des MDax . Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher zeigte sich von den Zahlen allerdings wenig überrascht. Nur Hapag-Lloyd habe weit besser abgeschnitten als gedacht, schrieb er in einer Studie.
Verlust verringert
Im ersten Geschäftsquartal verringerte Tui den saisonbedingten Verlust unter dem Strich um ein Drittel auf 103 Millionen Euro und schnitt damit deutlich besser ab als von Analysten erwartet. Neben der Steuergutschrift und der Kostensenkung in der Verwaltung profitierte der Konzern dabei von seinen verringerten Schulden. Zudem konnte Tui bereits vorgenommene Abschreibungen auf Kredite an Hapag-Lloyd wieder rückgängig machen. Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (EBITA) vergrösserte sich allerdings um zwei Drittel auf 174 Millionen Euro. Der Umsatz schrumpfte um 15 Prozent auf 2,95 Milliarden Euro.
Britische Tochter arg unter Druck
Bei der britischen Tui-Tochter Tui Travel, in der der Konzern sein Veranstaltergeschäft gebündelt hat, verdoppelte sich der Verlust nahezu. Tui Travel gehört nur zu gut 54 Prozent dem Hannoveraner Tui-Konzern, die übrigen Tui-Travel-Aktien werden an der Londoner Börse gehandelt. Die Hotels und das Kreuzfahrtgeschäft, die direkt zur Tui AG gehören, litten ebenfalls unter der Krise.
Krise schlägt durch
Reiseveranstalter schreiben im Winterhalbjahr typischerweise rote Zahlen. Die Gewinne werden vor allem im Sommer eingefahren. Dieses Mal schlug allerdings auch das verknappte Betten- und Flugangebot zu Buche. Ein Jahr zuvor hatte die Krise das Reisegeschäft noch nicht voll erwischt, da die meisten Kunden ihren Winterurlaub bereits vor dem Lehman-Schock im September 2008 gebucht hatten. In den vergangenen Wochen zogen die Buchungen Tui zufolge wieder an. Für den Sommer stockte der Veranstalter die Kapazitäten in Grossbritannien um drei Prozent in Skandinavien um elf Prozent auf.
Hapag-Lloyd: Umsatz um 28 Prozent eingebrochen
Die Container-Reederei Hapag-Lloyd brachte den Konzern unter dem Strich noch einen Verlust von 14 Millionen Euro ein. Der Umsatz schrumpfte um 28 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Die Frachtpreise lagen trotz teils deutlicher Steigerungen noch immer 16 Prozent unter den Vorjahreswerten. Laut dem neuen Tui-Finanzvorstand Horst Baier hat Hapag-Lloyd den Grossteil des Sparprogramms bereits umgesetzt. Von 1,1 Milliarden US-Dollar seien bereits 820 Millionen Dollar erreicht worden. Dem Sparprogramm sollen auch 120 Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Die Reederei musste im vergangenen Jahr von Tui und dem Hamburger Eigentümerkonsortium Albert Ballin massiv gestützt werden. Zudem sagte der deutsche Staat eine Milliarden-Bürgschaft zu.
Prognose bestätigt
Für das Gesamtjahr bestätigte die Tui-Führung ihre Prognose, das um Sondereffekte bereinigte EBITA im Gesamtjahr 2009/2010 (30. September) in der Touristik stabil halten zu können. Wegen geringerer Belastungen im Zentralbereich soll das bereinigte EBITA der fortzuführenden Bereiche insgesamt sogar wachsen. Mit dem Verkauf und der teilweisen Rückmietung von Schiffen und Hotels will der Konzern seine Bilanz aufbessern. Bei Hapag-Lloyd soll das laufende Quartal zwar deutlich besser ausfallen als ein Jahr zuvor. Im Vergleich zum abgelaufenen Quartal bis Ende Dezember könnten die roten Zahlen allerdings wieder etwas grösser werden. (awp/mc/ps/13)