TUI-Vorstand: Verkauf von Hapag Lloyd hat höchste Priorität

Der Verkauf der Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd geniesse höchste Priorität und werde sich vor allem darauf konzentrieren, maximalen Wert für die Anteilseigner zu schaffen, heisst es in dem am Montag veröffentlichten Schreiben. Der Vorstand trat damit der Kritik des norwegischen Reeders und Grossaktionärs John Fredriksen entgegen. Fredriksen hatte dem Aufsichtsrat mangelnde Kenntnis der Containerschifffahrt vorgeworfen und beansprucht zwei Sitze in dem Gremium für sich selbst und seinen Vertrauten Tor Olav Troim. Fredriksen hatte zudem Zweifel geäussert, dass der Verkauf zügig und «wertmaximierend» vorangetrieben werde.


Frenzel führt Projektteam
Die TUI-Spitze erklärte in dem Aktionärsschreiben, sie werde Ende Mai oder Anfang Juni Kontakt zu Interessenten aufnehmen. TUI-Vorstandschef Michael Frenzel habe persönlich die Führung des Projektteams übernommen. Seit der Entscheidung über die Trennung von der Containerschifffahrt laufe der Prozess planmässig. Als Berater habe sich TUI die Deutsche Bank , Citigroup und Greenhill an Bord geholt.


Wert für Anteilseigner erschliessen
«Sie sollten sich darüber im klaren sein, dass unsere Verantwortung gleichermassen den vor allem touristisch interessierten Anteilseignern gilt, die ein langfristiges Interesse an der TUI haben, wie auch den eher kurzfristig orientierten Anteilseignern, die ein Interesse an der zu veräussernden Schifffahrt haben», heisst es in dem Schreiben. Die TUI-Spitze sei sich «des ausserordentlichen strategischen und wirtschaftlichen Werts der Hapag-Lloyd für jede interessierte Partei voll und ganz bewusst.» Sie fokussiere sich darauf, diesen Wert für die Anteilseigner zu erschliessen. Und weiter heisst es: «Wir versichern Ihnen, dass wir uns zum jetzigen Zeitpunkt ausschliesslich darauf konzentrieren, maximal Wert für alle Anteilseigner zu schaffen. Sobald wir dies erreicht haben, werden wir für eine ausgewogene Verwendung der Erlöse sorgen.»


Angebot an Fredriksen bleibt bestehen
Im übrigen sei Fredriksen bereits im Januar ein Sitz im Aufsichtsrat der TUI angeboten worden, heisst es in dem Brief. Dieses Angebot gelte weiter. «Wir sind seit jeher der Überzeugung, dass Grossaktionäre die Gelegenheit erhalten sollten, bei entsprechendem Wunsch in unserem Aufsichtsrat vertreten zu sein.» Eine Ablösung des amtierenden Vorsitzenden Jürgen Krumnow werde der Aufsichtsrat allerdings nicht unterstützen.


Frederiksen betrieb Aufspaltung
Der streitbare Norweger Fredriksen, der seinen Anteil an der TUI in der vorigen Woche auf fast zwölf Prozent angehoben hatte und damit nun grösster Aktionär ist, wollte Krumnow und das Aufsichtsratsmitglied Franz Vranitzky abwählen lassen. Er selbst beanspruche zwar nicht den Vorsitz, wolle aber mit einem Vertrauten in die Reihe der Kontrolleure einziehen.


Speerspitze des Widerstandes
Fredriksen war die Speerspitze des Widerstandes gegen den Zwei-Säulen-Kurs des Unternehmens, den Frenzel seit 2004 verfolgt. Der Norweger argumentiert, dass Hapag-Lloyd grosse Wertsteigerungschancen und ein ausgezeichnetes Entwicklungspotenzial habe, das ohne den Konzernverbund sehr viel besser zu nutzen sei. Er hatte daher im März gemeinsam mit Gleichgesinnten den Beschluss des Aufsichtsrates zur Trennung der TUI von der Schifffahrtstochter herbeigeführt. Erst vor wenigen Tagen hatte Fredriksen seine Beteiligung an der TUI auf 11,7 Prozent mehr als verdoppelt und war damit an dem russischen Grossaktionär Alexej Mordaschow vorbeigezogen.


Mordaschow setzt auf Touristik
Der Stahlmilliardär aus Russland hatte kurz zuvor seinen Anteil auf über zehn Prozent aufgestockt und steht wie weitere Aktionäre aus dem touristischen Sektor offen hinter Frenzel. Dieser hat damit gut 30 Prozent der Anteile hinter sich. Mordaschow will gemeinsam mit der TUI den Reisemarkt in Russland und den früheren Sowjetrepubliken erobern. Dazu war jüngst eine Absichtserklärung über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens unterzeichnet worden. Über die genauen Motive Fredriksens wird bisher nur spekuliert. Einen Kauf von Hapag-Lloyd strebt er nach eigenem Bekunden nicht an. Offenbar will er aber beim Verkauf von Hapag-Lloyd mitreden, der im Aufsichtsrat der TUI behandelt und beschlossen werden muss. (awp/mc/ps)

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