TUI will Tourismusgeschäft mit britischer First Choice zusammenlegen

Über Einzelheiten des geplanten Zusammenschlusses und den Jahresabschluss 2006 werde an diesem Montag in Hamburg auf einer Pressekonferenz berichtet, teilte die TUI AG am Montag mit. Die Bilanz von TUI sollte ursprünglich an diesem Mittwoch vorgelegt werden. Damit bahnt sich eine weitere Grossfusion in der Reisebranche an: Erst vor wenigen Wochen hatte die KarstadtQuelle-Tochter Thomas Cook den britischen Reiseveranstalter MyTravel übernommen. Die TUI-Aktie legte vorbörslich zu.


Nur Reisegeschäft einbringen


Der TUI-Aufsichtsrat war am Sonntag überraschend zusammengekommen und hatte bis in die Nachtstunden beraten. Der europäische Marktführer im Reisegeschäft will nach bisherigen Informationen nur das reine Reisegeschäft in das neue Unternehmen einbringen. Die Schifffahrtssparte (Hapag-Lloyd) und die Hotels sollen dem Vernehmen nach bei der TUI AG bleiben.

TUI soll nach den Plänen die Mehrheit halten


An dem neuen deutsch-britischen Reisekonzern soll TUI nach den Plänen die Mehrheit halten, First Choice die Minderheit. First Choice-Chef Peter Long solle das fusio nierte Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 18 Milliarden Euro führen. Es werde vermutlich als britische Aktiengesellschaft (Plc) unter einem neuen Namen an der Londoner Börse notiert.

Schwache Rendite in der Touristik stärken


Die Fusion käme zur rechten Zeit für die TUI, deren Konzerngewinn in den ersten neun Monaten 2006 nach Steuern um mehr als die Hälfte auf 247 Millionen Euro sank. Die TUI-Spitze war im Dezember mit einem Spar- und Expansionsprogramm in die Offensive gegangen. TUI-Chef Michael Frenzel kommt es vor allem darauf an, die schwache Rendite des Marktführers in der Touristik zu stärken.

TUI-Reisegeschäft deutlich grösser als First Choice


Die TUI als europäischer Branchenführer im Reisegeschäft steht auf den beiden Säulen Touristik und Containerschifffahrt, die von der Hamburger Tochter Hapag-Lloyd verantwortet wird. 2005 sank der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITA) um knapp sieben Prozent auf 849 Millionen Euro. Der Umsatz des Unternehmens mit Stammsitz Hannover stieg 2005 um 8,7 Prozent auf 19,6 Milliarden Euro. Der Löwenanteil von rund 14,1 Milliarden Euro entfiel auf die Touristiksparte. Damit ist das TUI-Reisegeschäft deutlich grösser als First Choice, das im vergangenen Geschäftsjahr (31. Oktober) einen Umsatz von rund 4 Milliarden Euro schrieb. TUI ist in Grossbritannien bereits mit seiner Tochter Thomson Travel aktiv.

Ertragsstarker Anbieter in gefragten Sektoren

First Choice ist mit 15 000 Mitarbeitern in 17 Staaten präsent und die Nummer vier in Europa. Das Unternehmen wurde zuletzt an der Börse mit 1,51 Milliarden Pfund bewertet. Es gilt als besonders ertragsstarker Anbieter in den derzeit besonders gefragten Sektoren Baustein- und Zielgruppenreisen.

Mehrere Interessenten für First Choice


Ende vergangenen Jahres hatte Thomas Cook ein Auge auf First Choice geworfen. Auch MyTravel dachte offiziell über ein Gebot für die Pauschalreisen-Sparte des britischen Konkurrenten nach. Der zum KarstadtQuelle-Konzern gehörende Reiseveranstalter Thomas Cook hatte sich dann jedoch zur Übernahme des Reiseveranstalters MyTravel entschieden. Thomas Cook ist mit Marken wie Neckermann Reisen und Bucher Last Minute Nummer zwei in Deutschland. (awp/mc/ab)
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