Vor allem im ersten Halbjahr werde zwar die Krise an den Finanzmärkten die Aktivitäten dämpfen, doch dürften im zweiten Halbjahr des kommenden Jahres wieder mehr und wahrscheinlich auch grössere Transaktionen zu sehen sein, sagte Piero Novelli, Global Head of M&A der UBS-Tochter UBS Investment Bank am Donnerstag in Frankfurt. Transaktionen mit einem Volumen zwischen 500 Mio und 1 Mrd EUR werden der UBS zufolge den Grossteil ausmachen, während es schwierig werde, grössere Transaktionen durchzuführen. Angesichts der anhaltenden Unsicherheiten an den Finanzmärkten werde es vor allem im ersten Halbjahr schwierig sein, Übernahmen mit einem Volumen von mehr als 1 Mrd EUR finanziert zu bekommen. Ausschliessen wollte Novelli dies aber nicht: hier werde die Qualität der beteiligten Akteure ausschlaggebend sein.
Private-Equity-Investoren belastet
Die derzeitige Finanz- und Liquiditätskrise belastet dabei der UBS zufolge vor allem Private-Equity-Investoren, die Schwierigkeiten haben, für grössere Transaktionen ausreichend Fremdkapital zu erhalten. Daher erwartet die UBS im kommenden Jahr hauptsächlich Transaktionen zwischen Unternehmen selbst. Durch den zeitweiligen Wegfall der Konkurrenz Private Equity haben die Unternehmen der UBS zufolge weniger Konkurrenz. In den vergangenen zwei Jahren konnten die Finanzinvestoren Unternehmen dank des guten Finanzumfeldes häufig überbieten.
M&A-Transaktionen
Nun stelle sich die Situation für die Unternehmen besser dar. Angesichts unverändert solider Marktbewertungen und einer guten Ertragslage seien viele Unternehmen in der Lage, als Akteur aufzutreten. Zudem beobachtet die UBS eine Änderung in der deutschen Unternehmenskultur. Unternehmen aus Deutschland stünden M&A-Transaktionen zunehmend positiv gegenüber, zudem sei das Know-how in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Daher gehen Novelli und sein Kollege Alexander Gehrt, der Leiter des M&A-Geschäfts von UBS in Deutschland, davon aus, dass deutsche Unternehmen künftig vermehrt als Käufer auftreten werden. Zielrichtung dabei seien vor allem grenzüberschreitende Transaktionen innerhalb von Europa und auch über den Atlantik hinweg. Zudem erwarten die UBS-Banker eine grössere Anzahl von so genannten Club-Deals – also Transaktionen, bei denen ein Unternehmen von mehreren anderen übernommen wird.
M&A-Markt profitiert von erhöhten Aktivitäten von Staatsfonds
Der M&A-Markt profitiert dabei auch von erhöhten Aktivitäten von Staatsfonds. Diese kommen zum einen vor allem aus dem arabischen und südostasiatischen Raum, zum anderen aus Russland. Die UBS schätzt das Gesamtvolumen der 13 grössten Staatsfonds auf derzeit 2,1 Bill USD. Für eine anhaltende robuste M&A-Tätigkeit spricht der UBS zufolge auch die gute Situation vieler Unternehmen. Vor allem bei Rohstoffen, Energie und Infrastruktur sowie Telekommunikation sieht die UBS gute Chancen für eine hohe M&A-Aktivität.
National wie auch international Konsolidierung in der Bankenbranche erwartet
Eine Besonderheit stellt dagegen die Finanzbranche dar. Hier müssten zunächst die «Gewinner und Verlierer» der Kreditkrise ermittelt werden. Zwar erwartet die UBS sowohl national wie auch international eine Konsolidierung in der Bankenbranche, doch werde man in den kommenden sechs bis neun Monaten wohl wenig Aktivitäten sehen. Die Konsolidierung werde erst im zweiten Halbjahr 2008 und 2009 wieder Fahrt aufnehmen. (awp/mc/gh)