UBS: Ethos begrüsst Vergütungssystem – Minder: «Eine Farce»

Ein Sprecher der Schweizerischen Bankiervereinigung (Swiss Banking) wiederum sagte auf Anfrage von AWP, die Vergütungspolitik einer Bank sei eine interne Angelegenheit des jeweiligen Instituts. Swiss Banking unterstütze aber alle Massnahmen, die in Richtung langfristiger Stabilität statt kurzfristiger Gewinne zielen würden. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) dagegen entzog sich gegenüber AWP einer Stellungnahme.


Ethos begrüsst Leistungskriterien
Die Stiftung Ethos bewertete in einer Stellungnahme die Entscheidung der UBS, künftig die Grundsätze ihrer Vergütungspolitik den Aktionärinnen und Aktionären zur Abstimmung vorzulegen, als positiv. Sie begrüsse, dass der variablen Komponente der Bezüge in Zukunft ein Bonus-Malus-System zugrunde liegen wird, heisst es in einer Mitteilung. Zudem würden Leistungskriterien angewandt, welche den Risiken angepasst und auf lange Frist berechnet sind.


«Golden Hellos»
Ethos kritisiert allerdings, die UBS sehe keinerlei Beschränkung des variablen Teils der Bezüge vor, zum Beispiel in Form einer Obergrenze für den Bonus im Verhältnis zum Grundsalär oder für die Zuteilung von Aktien. Zwar verzichte die UBS künftig konsequent auf Abgangsentschädigungen (sog. goldene Fallschirme), jedoch seien «Golden Hellos» (Sonderprämien bei der Einstellung) weiterhin möglich. Ethos befürchtet deshalb, dass auch das neue System zu exzessiven Vergütungen führen könnte.


«Augenwischerei»
Keine Gnade fand das neue Vergütungsmodell der UBS bei Thomas Minder. Dieser bezeichnete es als eine «Augenwischerei». Die geplante konsultative Befragung der Aktionäre über die Vergütungspolitik sei nicht bindend. Durch die Staatshilfe sehe sich die UBS gezwungen, künftig solche konsultative Abstimmungen durchzuführen, um beim Aktionariat Goodwill zu schaffen, schreibt Minder in einer Medienmitteilung. Doch wie auch immer das Resultat dieser Abstimmung ausfalle, der Verwaltungsrat könne damit machen, was er wolle.


Zur «Farce» verkommen  
Zur «Farce» verkomme der Vorschlag auch durch die Organ- und Depotstimmrechtsvertretung, «welche bekanntlich die Interessen des Verwaltungsrats vertreten», heisst es weiter. An der letzten Generalversammlung habe die UBS 44,5% dieser Stimmen vertreten.


Bürgerliche Parteien zufrieden
Das angekündigte neue Lohnsystem der UBS geht für die bürgerlichen Parteien in die richtige Richtung. Sie sind auch froh darum, dass die UBS vor der Diskussion im Parlament Klarheit schuf. Die Erwartungen der SP mag das Modell aber nicht zu erfüllen.


Ungenügend für SP
«Ungenügend», lautete die erste Reaktion der SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (BL) auf das neue UBS-Lohnmodell. «Es braucht eine klare Obergrenze für die Löhne der Konzernleitungs- und der Verwaltungsratsmitglieder», erklärte die Finanzpolitikerin auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Die UBS müsse sich Auflagen gefallen lassen, so lange sie vom Staat unterstützt werde. Als Schritt in die richtige Richtung bezeichnete die Sozialdemokratin die Absicht der UBS, die Aktionäre über die Grundsätze des Vergütungsmodells abstimmen zu lassen.


Verzicht auf  «Goldene Fallschirme»
Positiver fällt die Einschätzung beim Zürcher SVP-Nationalrat Hans Kaufmann aus. Er könne mit den Korrekturen der UBS gut leben. Es sei richtig, dass variable Lohnanteile erst ausbezahlt würden, wenn auch die Aktionäre einen Gewinn erwarten könnten. Wichtig sei zudem, dass die Grossbank auf «Goldene Fallschirme» verzichte und keine Lohnobergrenzen festlege. Kaufmann hält auch den Zeitpunkt für die Änderung für günstig: Da in den Fraktionen bald das UBS-Hilfspaket diskutiert wird, sei es gut, dass die UBS zu ihrer Entlöhnungspolitik Klarheit verschafft habe.


«Positives Zeichen»
Dies ist auch für Ständerat Philipp Stähelin (CVP/TG) ein zentraler Punkt. Soweit er die Vorschläge inhaltlich kenne, gingen sie in die richtige Richtung, sagte Stähelin, der Präsident der Finanzkommission (FK) des Ständerates, weiter. Er werte dies als positives Zeichen. Es müsse aber noch geklärt werden, wie das neue Modell zeitlich umgesetzt werde.


Vertrauensbildung zu begrüssen
Keine Überraschung sind die Änderungen für Nationalrat Fabio Abate (FDP/TI). «Es erscheint mir normal, dass die UBS in der heutigen Lage ihr Lohnmodell revidiert», sagte der Präsident der FK des Nationalrats. Der Vorschlag setze ein Zeichen in Richtung Vertrauensbildung. Das sei zu begrüssen. (awp/mc/ps/27)

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